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Die totale Sonnenfinsternis vom 22. Juli 2009

von Martin Bender 2009

An diesem Tag war die längste Sonnenfinsternis des Jahrhunderts zu beobachten. Die Finsternis gehört zum Saros Zyklus 136 und ist Nr.37 von insgesamt 71 Finsternissen.

Die Finsternis begann in Indien, bei Sonnenaufgang, und war auch über China, einigen japanischen Inseln und dem Pazifischen Ozean sichtbar. Unser Beobachtungsort lag bei 142 Grad östl. Länge und 24,2 Grad nördl. Breite.
Iwo Jima befindet sich nahe dieser Position.
Durch die einfallsreiche Planung des Veranstalters und der Mannschaft des Schiffes wurde das Schiff so gesteuert, dass nicht nur entlang der Zentrallinie gefahren wurde, sondern etwas diagonal zu dieser. Das Mondrandprofil ausnutzend und die Schiffsgeschwindigkeit addierend verlängerte sich die Finsternisdauer von 6min:38.9sek. auf 6min:42.3sek!

Aufgrund der Wettervorhersagen für das chinesische Festland fiel die Entscheidung auf eine Schiffstour. Die Finsternis fällt in die Regenzeit einiger asiatischer Länder, darunter auch China. Der große Vorteil eines Schiffes ist seine Beweglichkeit. Geplant war zum „greatest eclipse"-Punkt zu fahren. Sollte dort das Wetter eine Beobachtung nicht zulassen, wären andere Standorte möglich gewesen.
Meteorologen an Bord und das Schiffsradar wiesen den richtigen Weg!

Der Finsternismorgen begann mit einem Sonnenaufgang wie ihn wohl nur Robinson Crusoe erleben durfte! Schillernde Farben, von einem blau-violetten Himmel schien Venus, in Richtung Sonne waren die dominierenden Farben Ocker, Orange und kurz vor Sonnenaufgang gelb. Wolkenbänke in Reihen wurden von ihrer Rückseite und von unten angestrahlt. Bei Sonnenaufgang spiegelte sich die Sonne im Pazifik und bald verschwanden die meisten Wolken.

Die Stunden vor der Finsternis waren angespannt, hoffentlich klappt alles.
Hunderte von Finsternisbegeisterten versammelten sich auf zwei Decks und bereiteten sich auf die Stunden der Finsternis vor.
Viele der Beobachter hatten kleinere Teleskope im Gepäck oder brachten Fototele-objektive mit. Meist wurde fotografiert, einige der Beobachter nahmen den Begriff wörtlich und sahen „einfach“ nur nach oben. Auch die Crew des Schiffes hatte die Möglichkeit das Ereignis zu beobachten und dankten dem Veranstalter „Astronomy Vacations“.

Wir hatten Kameras für die Fotografie, als auch für den Film in Gebrauch.
Ein Telezoom mit max. 400mm Brennweite sollte die Sonne mit ihrer Korona abbilden. Mit Weitwinkelobjektiven wurde die Veränderung der Helligkeit während der partiellen Phase, sowie die totalen Phase festgehalten. Ein Camcorder und eine Webcam dokumentierten die Stimmung am Himmel als auch an Bord.

Die Wettervoraussetzungen konnten nicht besser sein. Von einem klaren Himmel schien die Sonne, nur am Horizont türmten sich die Wolken Dies sorgte für eine sehr beeindruckende Stimmung während der totalen Phase. Die sog. 360 Grad Dämmerung war fantastisch anzusehen. Auch hier gab es ein nicht zu überbietendes Farbenspiel!
Venus und Merkur waren sichtbar. Von den Sternen her war z.B. der komplette Orion sichtbar!

Die Korona war klein, dafür im inneren sehr hell. Deutlich waren die magnetisch verursachten Strahlen (Streamer oder auch Fans) sichtbar. Eine klare Trennung zwischen den Strahlen an den Polen und den Strahlen in der Äquatorregion.
Mit einem 10x70 Fernglas waren die Streamer unglaublich detailliert!
Allerdings waren keine Protuberanzen sichtbar.

Die Chromosphäre war während des 2. und 3. Kontaktes sichtbar. Es erschienen bei beiden Kontakten sehr ausgeprägte „Diamanten" und die Ringe entsprechend dazu. Weitere Erscheinungen waren die Änderung der Farben und der Temperaturrückgang. Dieser wurde an diesem Tag dankbar angenommen!

Fazit

Dies war für uns die beindruckenste Sonnenfinsternis die wir je gesehen haben! Denn gerade die „Begleiterscheinungen" sind nicht überbieten! Die Korona könnte sicher ausgeprägter sein, aber wir befinden uns ja im Dauerminimum und hier muss man eben mit dem zufrieden sein was geboten wird.
Eine Reise auf einem Schiff sollte nicht rundweg abgelehnt werden, da auch die Fotografie nicht zu kurz kommt. Und der grosse Vorteil ist die bereits erwähnte Beweglichkeit. Diese kann bei einer Finsternis ausschlaggebend für den Erfolg sein!

Dank zahlreicher neuer Kontakte haben wir bereits eine Anfrage auf Teilnahme an der nächstjährigen Finsternis auf den Osterinseln...wer weiss.

Martin Bender
(von Bord der COSTA CLASSICA)

Dank an:

Bonnie und Roy Mayhugh (Astronomy Vacations) für die Reiseorganisation.an die Crew der COSTA CLASSICA, insbesondere an Capt. Giancarlo Cha.den Meteorologen an Bord.