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Platz 2 - Arno Rottal

32. Woche - Ein PN in einer H II-Region

Fotografiert von: Arno Rottal | | Astrofoto der Woche

Etwa 4,5° nordwestlich von IC 1396 im Cepheus befindet sich eine weitere H II-Region, die jedoch weniger bekannt ist: Sharpless 129 (Sh2-129). Der U-förmige rotleuchtende Nebel ist ziemlich lichtschwach, verglichen mit IC 1396. Um ihn in Farbe abzulichten, bedarf es schon längerer Belichtungszeiten bei dunklem Himmel. Im Inneren von Sh2-129 entdeckte der Amateurastronom Nicolas Outters Ende August 2011 einen möglichen neuen PN (die Objektnatur ist noch nicht ganz geklärt, auch nicht der Zentralstern, auch nicht die Entfernung). Da es sein vierter PN war, wurde das Objekt kurzerhand Ou4 genannt. Dazu hatte Outters am Observatoire d´Orange (Frankreich) Sh2-129 mit einem Refraktor FSQ 106 (f/5, Fa. Takahashi) aufgenommen, Belichtung 18 h in Hα, 8 h in [S II] und 12,5 h in [O III]. Vermutlich wollte er ein Bild von Sh2-129 gemäß der Hubble-Palette anfertigen, ansonsten gibt es nämlich keine andere Erklärung für den Einsatz eines Schwefelfilters.

Im Jahre 2012 griff die bekannte PN-Forscherin Angnès Acker vom Observatoire de Strasbourg das Thema „Amateurentdeckungen“ auf und publizierte gemeinsam mit einigen Profi-Kollegen und drei Amateuren eine ausführliche Arbeit über sechs neue von Amateuren entdeckte Planetarische Nebel. An dieser Stelle soll unbedingt noch einmal betont werden: Amateure können auf verschiedenen Gebieten durchaus wesentliche Beiträge zur Profi-Astronomie liefern – wenn sie ihre Aufnahmen auch einmal intensiver studieren und nicht nur für wenig effektive Bildershows bereit stellen.

Für Ou4 konnte auch ein Spektrum aufgenommen werden. Ich habe es der Acker-Publikation entnommen und ein wenig aufbereitet (hier klicken). Welchen Nutzen hat der Amateur von einem solchen Spektrum? Die Emissionslinien verraten, welche Farbe der PN hat. Leider achten viele Astrofotografen immer noch nicht auf PN-Spektren … lieber schauen sie, was andere bekannte Leute an Ergebnissen erzielt haben, um diese Bilder als Vergleichsvorlagen zu nutzen. Auf der Homepage der VdS-Fachgruppe Astrofotografie sind spektrale Informationen über den größten Teil der PN zu googeln. In OU4 fällt zunächst die dominante Präsenz der [O III]-Linie auf (bitte nicht O3, nicht O III und auch nicht O [III]). Die Doppellinie liegt bei 501 und 496 nm, ist also türkis. Im Vergleich dazu kommt die rote Hα-Linie bei 656 nm Wellenlänge (bitte nicht Ha schreiben) auf nur 18% der [O III]-Intensität, liefert also farblich im Roten keinen wesentlichen Beitrag. Die blaue Hβ-Linie bei 486 nm Wellenlänge ist die zweite Wasserstofflinie, sie zeigt im regulären Fall nur ein Drittel der Hα-Intensität – was im Spektrum gut herauskommt. Eine mäßig schwache Linie ist auch die von He II bei 588 nm Wellenlänge. Sie liefert einen minimalen gelben Farbanteil, der hier aber auch nicht ins Gewicht fällt. Die gern verwendete [S II]-Filterung bringt bei Ou4 aber auch rein gar keinen Beitrag – im Spektrum ist sie nicht zu entdecken.

Arno Rottal ist neu im Kreis der AdW-Astrofotografen. Wir begrüßen ihn ganz herzlich. Er nahm das beeindruckende Motiv am 3., 5., 6., 10. und 11.07.2015 auf. Norden ist links, Osten unten. Aufnahmeort war der Himberg bei Wien/Österreich. Der bipolare PN misst 1,2° x 20`- damit handelt es sich um einen der vermutlich nächstgelegenen PN! Mit einer Moravian G2-8300 und einem Apochromaten von Skywatcher (Esprit 80, f = 400 mm) wurde 6,5 h in Hα belichtet, dazu 6,5 h in [O III] und noch 1,5 h in RGB. Dazu unsere Gratulation! Das AdW-Team freut sich natürlich besonders darüber, dass wir hier wieder eine Premiere vorlegen dürfen! Bemerkung des Autors: „Meine homepage: www.far-light-photography.at

Text zum Objekt und Aufnahmedaten: Peter Riepe

Arno Rottal stellt hier sein gerade mal viertes, mit einer monochromatisch arbeitenden CCD-Kamera gewonnenes Bild vor. Dabei verlangte ihm das aufgenommene Motiv einen besonders tiefen Griff in die Werkzeugkiste der Astrofotografie und Bildbearbeitung ab. Nicht nur die Belichtungszeit über 14,5 Stunden (verteilt auf 5 Nächte) lässt den Hut ziehen, vor allem die Verarbeitung der aufgenommenen Farbkanäle zu einem farblich stimmigen Gesamtergebnis findet unseren Beifall.

Die 6,5 Stunden Belichtungszeit durch den Hα-Filter wurden dem Rot-Kanal wie im Starizona Guide Tutorial beschrieben (https://starizona.com/acb/ccd/ccd.aspx) zugeschlagen. Die ebenso lange Belichtung durch den [O III]-Filter wurde zunächst mit dem Programm Straton (http://www.zipproth.de/) von den Sternen befreit, dann grünlich eingefärbt und zuletzt dem ansonsten fertigen HαRGB-Bild beigefügt. Das Ergebnis ist damit natürlich ein Falschfarbenbild, auch wenn ein gewisser RGB-Anteil für realistische Sternfarben dazukam. Es kann sich aber wirklich sehen lassen! Ou-4 schwebt deutlich vor Sh2-129 und die späte Entdeckung dieses möglichen Planetarischen Nebels möchte man gar nicht mehr glauben. Einzig feine Gasschwaden, die im Lichte der Hα-Linie leuchten und sich innerhalb von Sh2-129 auch bis an den oberen Bildrand erstrecken müssten, sind untergegangen, vielleicht nur einem nicht perfekten Flatfield des Hα-Kanals zum Opfer gefallen ;-)

Kommentar zum AdW: Dr. Stefan Binnewies

Koordinaten J2000.0:
RA = 21 h 11 min 48 s, DE = +59° 59´ 12``

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