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17. Woche - Schütze und Skorpion hoch im Zenit

Fotografiert von: Kai-Oliver Detken | | Astrofoto der Woche

17. Woche - Schütze und Skorpion hoch im Zenit

Die Milchstraße übt auf jeden astronomisch Interessierten eine besondere Faszination aus. Und gerade, wenn man als "Nordlicht" in unseren Sommermonaten unter dem dortigen südlichen Winterhimmel weilt, empfindet man den Anblick des hoch im Zenit stehenden Schützen als umwerfend. So ging es auch Kai-Oliver Detken, als er am 1. September 2016 anlässlich der ringförmigen Sonnenfinsternis auf der französischen Insel La Réunion im Indischen Ozean weilte. Die Vulkaninsel liegt östlich von Madagaskar und hat eine geografische Breite wie etwa Namibia. Das Bild entstand am Abend nach der Sonnenfinsternis in dem Bergdorf Cilaos – also zwangsläufig bei Neumond. Das Bergdorf liegt in dem Talkessel "Cirque de Cilaos" im Zentrum der Insel auf ca. 800 m Höhe. Dazu der Autor: „An dem Tag war eine sehr gute Sicht, so dass für die Aufnahmen 3 min Belichtung gewählt wurden, da 5 min bereits zu hell erschien. Das Zentrum der Milchstraße mit dem kompletten Sternbild des Skorpions war am Südsternhimmel am frühen Abend im Zenit zu bewundern, bevor es im Laufe der Nacht hinter den Bergkämmen verschwand.“

Das Bild wurde zum AdW ausgewählt, weil es im Gesamtüberblick bei 73° x 49° Bildfeld eine Superwirkung ausübt. Es zeigt den Milchstraßenabschnitt vom Sternbild Adler bis hin zum Ara mit dem Schützen, Schlangenträger und Skorpion im zentralen Bereich. Die vielen dunklen Staubwolken fallen ins Auge. Davon ab wird jetzt der ein oder andere Astrofotograf sicherlich kritisch in die Bildecken schauen und die Abbildungsfehler der Weitwinkeloptik feststellen. Aber darum ging es hier auch gar nicht: Das Erlebnis der prächtigen Milchstraße schnell im Bild konservieren als Gesamtbild für die Betrachtung auf dem Monitor - das war´s.

Verwendet wurde als Aufnahmeoptik ein Sigma-Objektiv 17-50 mm f/2,8 EX DC OS HSM, dazu eine Canon 700 Da (modifiziert). Die Belichtungszeit betrug insgesamt 39 min bei 1600 ISO und mit 3-minütigen Einzelbelichtungen. Zusätzlich wurde ein CLS-Filter von Astronomik verwendet. Als Montierung kam ein Stativ mit einem AstroTrac TT320X-AG zum Einsatz. Der Autor merkt zum Ablauf seiner Aufnahmeserie noch an: „Die Aufnahmen wurden mit einer AstroTrac-Reisemontierung und einem Weitwinkelobjektiv von Sigma (17-50 mm F2,8 EX DC OS HSM) bei 17 mm Brennweite gewonnen. Dabei gestaltete sich die 'Einsüdung' recht schwierig, da es ja keinen markanten Polarstern am südlichen Sternenhimmel gibt. Es wurde daher durch Stern-Hopping vom Kreuz des Südens zu Sigma Octantis die beiden Octans-Sterne ermittelt und mittels Polsucher justiert. Da in dieser Nacht die Akkus durch die Sonnenfinsternis bereits belastet waren und noch weitere Objekte auf der Liste standen, wurden nur 13 Aufnahmen mit jeweils 3 min belichtet. Bei 5 min Belichtungszeit hatte man bereits das Gefühl, dass man die sehr hellen Bereiche der Milchstraße überbelichtete, weshalb 3 min als ausreichend angesehen wurde. Später am Abend wurden dann noch drei Darks angefertigt, was aufgrund des geringen Bildrauschens aus meiner Sicht in Ordnung ging.“ Noch Infos zur Bildverarbeitung: Die Bilder wurden mit DeepSkyStacker (DSS) zusammengeführt und anschließend in Photoshop CS5.5 weiter bearbeitet. Über die Tonwertkorrektur wurden die Dunkelnebel stärker herausgearbeitet und über das Plug-In "GradientXTerminator" die Vignettierung eingedämmt. Abschließend wurden über den Filter "DetailExtractor" noch einmal Feinheiten herausgearbeitet.

Allen Lesern dürfte nach diesem Erlebnisbericht klar sein, dass das Abblenden der Optik – bestes Mittel zur Verbesserung der Abbildungsqualität gerade in den Bildecken - rein aus zeitlichen Gründen nicht in Frage kam. Dem Leser sei geraten: Schon eine Blendenstufe Abblendung sorgt für eine enorme Verbesserung. Ausprobieren kann man das sehr einfach zuhause in nächtlicher Landschaft mit fernen Laternen, ohne Astro-Zeit zu opfern. Was aber unbedingt anzumerken ist: Die Farben der Sterne sind zu blass und spiegeln nicht die Realität wieder. Über Hinweise, wie man ausgebrannte Sterne und Nebel vermeidet, wie eine gute Farbkalibrierung anhand der Farbindizes an den Sternen erfolgt und kontrollierbar ist, wird im AdW immer wieder berichtet.

Text zum Objekt und den Aufnahmedaten: Peter Riepe

Das heutige AdW zeigt eine sehr weitwinklige Aufnahme der Milchstraße. Sofort fällt die Positionierung der Milchstraße entlang der Bilddiagonalen auf. Ein großes Objekt in die Diagonale zu nehmen ist naheliegend, denn die Diagonale bildet die längste Linie im Bild. Wir sehen häufig große Objekte in der Diagonalen, prominentestes Beispiel ist die Andromedagalaxie, M 31. Allerdings ist die Diagonale nicht nur das Mittel, um - wie hier - möglichst viel Milchstraße ins Bild zu retten, sie ist vielmehr ein gestalterisches Mittel. In der Bildgestaltung redet man von der Barockdiagonalen als die von links unten nach rechts oben verlaufende, und von der Sinisterdiagonalen von links oben nach rechts unten laufend (Quelle: Tavis Leaf Glover, Canon of Design). Genau wie der goldene Schnitt sind die Diagonalen also starke gestalterische Mittel, um eine gute Bildkomposition zu erreichen.

Kai-Oliver Detken schreibt zu seinem Bild:"Später am Abend wurden noch 3 Darks angefertigt, was aufgrund des geringen Bildrauschens aus meiner Sicht in Ordnung ging." Drei Darks, das sind relativ wenige Darks, sie reichen aber aus um etwaige Hotpixel zu eliminieren. Es gibt allerdings bei den sogenannten Kalibrationsbildern einige Missverständnisse. Der Dunkelstrom ist ein additives Signal und kein Rauschen, wie oft falsch behauptet wird. Allerdings ist dieses Signal wie jedes andere Signal auch mit einem Rauschen behaftet (dem Dunkelstromrauschen). Um dieses Rauschen gering zu halten, fertigt man möglichst viele Darks an und mittelt diese zu einem Masterdark. Dadurch belastet man seine fertige Aufnahme nicht mit einem zusätzlichen Rauschen. Auf der anderen Seite ist der Dunkelstrom moderner Kameras mittlerweile so gering, dass einige Astrofotografen gänzlich auf Darkframes verzichten. Worauf allerdings keinesfalls verzichtet werden sollte, sind Flatframes.

Milchstraßenbilder wie das AdW von Kai-Oliver Detken sind immer wieder beeindruckend. Die Bildkomposition ist sehr gelungen und man erkennt schön die Form unserer Heimatgalaxie von der Seite betrachtet.

Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim

Koordinaten der Bildmitte (J2000.0):

RA = 17 h 50 min, DE = -22° 25'

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