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37. Woche - Das „rennende Hühnchen“

Fotografiert von: Endriko Siegismund | | Astrofoto der Woche

Den Emissionsnebel IC 2944, ein prächtiges Motiv des südlichen Himmels, sehen wir seltener. Zu sehr verleitet sein prominenter Nachbar – der Nebel um Eta Carinae – zur Aufnahme. Umso schöner, dass wir hier eine detailreiche Sicht auf IC 2944 geboten bekommen, das Gesichtsfeld beträgt 108' x 72', Norden liegt links, Osten unten. IC 2944 trägt auch die Bezeichnung Gum 42, das ist der Nebel Nr. 42 aus dem Katalog der südlichen HII-Regionen von Colin Gum (1955).

IC 2944 ist eine bemerkenswerte HII-Region. Im Inneren gibt es mindestens neun (!) extrem heiße, blaue Sterne des Spektraltyps O mit Helligkeiten von 6,5 bis 9 mag. Der hellste ist HD 101205, ein Doppelstern oder sogar ein Mehrfachsystem. Dazu kommen noch viele weitere Sterne des Typs B, die auch ihre Strahlung in den Nebel geben. Daher rührt auch die bläuliche Farbe, die dem roten Ha überlagert ist und IC 2944 Reflexionsanteile verleiht. Alle internen Sterne in IC 2944 gehören dem offenen Sternhaufen IC 2948 an. Seine Nummer sollte nicht mit der des Nebels verwechselt werden. Auch der hellste Stern im Bild, λ Centauri, führt häufig zu Irritationen. Der Stern von 3,1 mag steht in unserer Sichtlinie weit vor IC 2944. Mit seinem Spektraltyp B9 wäre er auch gar nicht in der Lage, IC 2944 zur Emission anzuregen.

Im Nebelzentrum entdeckt man einige kleine, pechschwarze Fleckchen. Bei ihnen handelt es sich um kompakte Globulen, aus denen neue Sterne entstehen. Sie werden nach ihrem Entdecker, Bart Bok, auch Bok-Globulen genannt.

Nicht im Bild sind zwei Anhängsel von IC 2944. Sie sollen hier aber dennoch genannt werden. Einmal ist es die kleine runde HII-Region BRAN 362C nordwestlich von IC 2944 mit dem Zentralstern HD 99897 (Typ O6,5). Dieser Nebel liegt außerhalb der Bildoberkante links. Und südwestlich (außerhalb der Bildoberkante rechts) findet sich die ebenfalls rundliche kleine HII-Region BRAN 362F mit dem Zentralstern HD 100099 (Typ O8/9).

Ein sehr interessantes Detail entdeckt man bei den Pixelkoordinaten (138/1401). Hier befindet sich ein kleines, kreisrundes Objekt: der Planetarische Nebel Hf 69 (Hoffleit 1953) mit einem Durchmesser von 60 arcsec.

Endriko Siegismund gelang dieses Bild am 26.05.2014 auf der Astrofarm Tivoli/Namibia. Zur Aufnahme hatte er einen Apochromaten 107 mm/700 mm (APM) von Deutschland mitgenommen, dazu eine gekühlte, modifizierte Canon 60d bei -15°C und ISO 500. Belichtet wurde 16 x 720 s, insgesamt also 3,2 Strunden.

Text zum Objekt und den Aufnahmedaten: Peter Riepe

Der „Running Chicken Nebula“ IC 2944 ist eines der Paradeobjekte des Südhimmels. Endrico Siegismund hat den hellen Emissionsnebel von der Farm Tivoli in Namibia aus fotografiert. Ende Mai steht der Centaurus, in dem sich der Nebel befindet, hoch am Himmel und bietet somit ideale Bedingungen. Mit einer DSLR und einem hochwertigen Apochromaten reichten drei Stunden Belichtungszeit in einer namibischen Herbstnacht aus, um dieses beeindruckende Bild zu erstellen. Die Kamera des Typs Canon 60D wurde dabei gekühlt, um den störenden Dunkelstrom zu reduzieren.

Die anschließende Bildbearbeitung ist für unseren Geschmack geringfügig überstrapaziert, allerdings hat jeder Astrofotograf einen anderen Ansatz und die Geschmäcker gehen auseinander, wenn es um die kontrastreiche und farbliche Darstellung der Objekte geht.

Für einen Astrofotografen ist die Reise unter den südlichen Sternenhimmel jedenfalls etwas ganz Besonderes. Viel Planung im Voraus ist nötig, um dann erfolgreich unter ungewohnten Bedingungen zu fotografieren. Wir freuen uns mit Endriko Siegismund über sein gelungenes Mitbringsel.

Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim und Dr. Stefan Binnewies

Koordinaten (Epoche J2000.0):
RA = 11 h 38 min 20 s, DE = -63° 22' 22"

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