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41. Woche: Der Pelikan-Nebel mit Schmalband-Interferenzfiltern

Fotografiert von: Dieter Willasch | | Astrofoto der Woche

In der vorigen Woche wurde der Pelikan-Nebel in einer „echten“ Farbaufnahme vorgestellt. So wie man es von typischen HII-Regionen kennt, leuchtet er im sichtbaren Spektralbereich sehr stark im roten H-Alpha-Licht. Nun ist es aber so, dass HII-Regionen, die von jungen heißen Sternen zum Leuchten angeregt werden, auch das Licht anderer Ionen aussenden, unter anderem die Doppellinie des zweifach ionisierten Sauerstoffs [OIII] bei Wellenlängen von 495.9/500.7 nm. Hinweis: Diese „verbotene“ Strahlung wird durch eine eckige Klammer gekennzeichnet. Also bitte nicht OIII und OIII-Filter schreiben, sondern [OIII] und [OIII]-Filter! Längerwellige Strahlungen wie vom einfach ionisierten (ebenfalls „verbotenen“) Schwefel [SII] bei 671.7/673.1 nm werden von HII-Regionen ebenfalls emittiert.

Das aktuelle AdW schickte uns Dieter Willasch ein, der zurzeit wieder in Deutschland weilt. Seine Falschfarbenaufnahme zeigt einen vergleichbaren Bildausschnitt zum AdW von Bruno Mattern in der letzten Woche. Die hellen Sterne 56 Cyg (oben Mitte mit 5.04 mag) und 57 Cyg (unten links mit 4.78 mag) sind in ihrer Eigenfarbe blau, allerdings nicht hier in der Falschfarbendarstellung. Sind sie die anregende Energiequelle für das Leuchten von IC 5070? Fassen wir die Frage weiter: Welcher Stern oder welche Sterngruppe erzeugt die für den Pelikan-Nebel und den Nordamerika-Nebel nötige Energie? Deneb kann es nicht sein, er ist mit seinem Spektraltyp A2 selbst als Überriese nicht in der Lage, die notwendige UV-Strahlung zu produzieren. Dazu werden schon Sterne vom Spektraltyp O5 bis etwa B2 mit absoluten Helligkeiten von -5.7 bis -4 Magnituden benötigt, oder entsprechende Wolf-Rayet-Sterne. In einer Entfernung von 1600 Lj sollten solche Sterne ohne Absorption durch interstellare Materie scheinbare Helligkeiten von 2.8 bis 4.5 mag haben. Bloß – wo sind sie? 56 Cyg und 57 Cyg haben A5 bzw. B5 als Spektraltyp. Sie kommen deshalb als ionisierende Quellen nicht in Frage, obwohl sie so schön blau leuchten. Die Suche im Sky Catalogue 2000 von A. Hirshfeld und R.W. Sinnott hat in der Zone zwischen 20 h 45 min bis 21 h 05 min und +43° bis +47° keinen einzigen der gesuchten Sterne bis zur 8. Größenklasse ergeben (Anmerkung P. Riepe). Ganz rätselhaft wird es, wenn wir uns den „bright rim“ (die helle Ionisationsfront) am Kopf des Pelikan-Nebels ansehen. Hier muss – wie z.B. bei NGC 1491 oder anderen ähnlichen Nebeln – in unmittelbarer Nähe ein O-Stern stehen, der das Zerfetzen der Molekülwolke bewirkt. Offenbar wird das Auffinden solcher Sterne durch dichten, vorgelagerten Staub verhindert.

Das Falschfarbenbild entstand an einem Vixen R200SS f/4 mit Baader Komakorrektor bei 800 mm Brennweite auf einer Montierung Takahashi EM-11. Als Kamera kam eine QHY8/ALccd 6c zum Einsatz. Belichtungen: 11 x 10 min Astronomik H-Alpha-Filter, 11 x 10 min [OIII]-Filter, 4 x 15 min mit [SII]-Filter. Als Software zur Aufnahmesteuerung und für die Nachführung wurde Maxim DL verwendet. Die Nachführung selbst übernahm ein Meade DSI Pro II an einem Refraktor TMB 80 als Leitrohr. Bildbearbeitung: ImagesPlus und Photoshop. Farbkodierung: L mit H-Alpha-Filter, R mit [SII]-Filter, G mit H-Alpha-Filter, B mit [OIII]-Filter. Aufnahmeort war Eningen, die Serie erstreckte sich über drei Tage (7., 13. und 27. August 2008).

RA = 20 h 50.8 min, DEK = 44° 21’

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