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50. KW - Orion im Weitwinkelformat

Fotografiert von: Florian Bleymann | | Astrofoto der Woche

Orion, der Himmelsjäger, ist mit seinen markanten Sternen ein maßgeblicher Teil des "Gould Belt". Dieser Bogen heller Sterne zieht sich vom Lupus über Scorpius, Cygnus, Cepheus, Perseus, Cassiopeia und Orion bis in den Großen Hund. Florian Bleymann zeigt uns hier einen weitwinkeligen Orion, und wir begrüßen ihn mit seinem ersten AdW ganz herzlich. Die Einzelaufnahmen entstanden bereits am 3. und 4. Dezember 2016. Aufnahmeorte waren a) die Hohe Geba, ein Berg in der Rhön, b) dazu dann einen Tag später Nordheim bei Volkach. Aufnahmekamera war eine astromodifizierte Canon EOS 700d mit einem 50-mm-Objektiv vom Typ Sigma Art. Die automatische Nachführkontrolle geschah über ein Sucherfernrohr mittels DFK21AU04. Alles befand sich auf einer Montierung des Typs LXD75. Belichtet wurde 25 x 10 min und 25 x 1 min bei ISO 400 in der Rhön, dann noch 25 x 1 min in Nordheim, alles bei Blende 3,5. Insgesamt waren das 5 Stunden. Norden liegt grob links, auf etwa 9:30 Uhr, Osten unten auf 6:30 Uhr. Das Bildfeld misst ca. 25° x 16,8°.

Für diejenigen, die sich auch für Astronomie interessieren, gibt es zum Orion-Komplex viele astronomisch interessante Fakten. Die zentrale Achse des Sternbildes umfasst die hellen Sterne Beteigeuze und Rigel. Beteigeuze, der hellste Stern im Orion und daher als Alpha Orionis bezeichnet, ist ein roter M2Ib-Überriese und stellt den linken Schulterstern des Himmelsjägers dar. Bellatrix, ein blauer Hauptreihenstern, sitzt an der rechten Schulter. Meissa (Lambda Orionis) bildet Orions Kopfstern und ist sowohl ein blauer Riese als auch ein enger visueller Doppelstern. Den Fußstern bildet Rigel (Beta Orionis, ein blauer Überriese). Dazwischen liegen die bekannten drei Gürtelsterne Alnitak (Zeta Orionis, blauer Überriese und Doppelstern, linker Gürtelstern), Alnilam (Epsilon Orionis, blauer Überriese und mittlerer Gürtelstern) sowie Mintaka (Delta Orionis, blauer Riese und rechter Gürtelstern). Aus dieser Auflistung sieht man schon, dass die Orion-Sterne sehr jung sind. Beteigeuze passt gar nicht dazu, er ist auch nur ca. 640 Lj entfernt, im Gegensatz zum Zentralgebiet, für das 1500 Lj Distanz angesetzt werden.

Der Orion verfügt über einen außergewöhnlichen Nebelreichtum. Außer dem bekannten Großen Orion-Nebel M 42/43 und dem nördlich anschließenden NGC 1977 ist sicherlich Barnard´s Loop (Sh2-276) zu nennen. Er umgibt den gesamten zentralen Orion-Komplex als sichtbarer Rand einer riesigen, rotleuchtenden Wasserstoffblase. Das allein zeigt ebenfalls, dass der zentrale Orionbereich aus vielen jungen heißen Sternen besteht, die mit der Summe ihrer Sternwinde alle dafür sorgen, dass Barnard´s Loop sich auch weiterhin ausdehnt. Ebenfalls bekannt ist die HII-Region NGC 2024 am linken (östlichen) Gürtelstern. Darin steckt nicht nur der offene Sternhaufen gleichen Namens, sondern auch der markante Dunkelnebel Dobashi 4830. Er teilt NGC 2024 sozusagen in zwei Teilnebel. Sehr bekannt und oft fotografiert ist auch IC 434, der helle HII-Bereich südlich (hier direkt rechts) des linken Gürtelsterns. Darin befindet sich als Dunkelwolke der Pferdekopfnebel. IC 434 muss als leuchtender, ionisierter Rand der großen Molekülwolke Orion B betrachtet werden, die sich östlich und nordöstlich vom Pferdekopfnebel und von NGC 2024 weg erstreckt. Ionisierender Stern ist Sigma Orionis, ein blauer Überriese südlich des linken Gürtelsterns. Weniger bekannt ist der Kopfnebel um Lambda Orionis. Er liegt mit seinem Durchmesser bei etwa 7° und wurde sowohl als Cederblad 54 sowie auch als Sh2-264 katalogisiert.

Auf zwei Reflexionsnebel möchte ich noch aufmerksam machen. Da ist zunächst der Hexenkopfnebel IC 2118. Er liegt 2,6° westlich von Rigel, also hier in der rechten oberen Bildecke. Er verläuft in Nord-Süd-Richtung und erreicht die beachtliche Länge von 4,7°. Der zweite Reflexionsnebel (kaum bekannt) ist GN 05.19.0. Er wird von dem blauen B1-Stern HD 34989 beleuchtet. Dieser Stern gibt gerade noch soviel UV-Strahlung ab, dass der Nebel auch ionisierte Anteile enthält und von daher auch als HII-Region Sh2-263 bzw. LBN 867 geführt wird.

Text zum Objekt und den Aufnahmedaten: Peter Riepe

 

Die Astrofotografie mit herkömmlichen Objektiven anstatt mit Teleskopen ist heute nicht mehr so beliebt wie zur Zeiten der Astrofotografie auf Film. Man kann nur spekulieren warum das so ist. Ein Grund könnte der sein, dass es heute einfach sehr gute Teleskope auch für Einsteiger gibt. Objektive werden ja nicht speziell für die Astrofotografie gerechnet, vielmehr gibt es mit den modernen Sensoren eine Menge an Anforderungen, die so ein Objektiv in der Alltagsfotografie erfüllen muss. Ob es dann auch für die Astrofotografie taugt, muss man durch Testen herausfinden. Das hier verwendete Objektiv des Herstellers Sigma eignet sich sehr gut für die Astrofotografie. Sigma war über viele Jahre eher als Billigmarke bekannt. Wer sich die teuren Originaloptiken der Kamerahersteller nicht leisten konnte oder wollte, der griff zu Alternativen von Tamron oder Sigma. Mit der Markteinführung der "Art"-Serie im Jahre 2012 sollte sich dieses Image gewaltig ändern. Die Art-Serie von Sigma stellt heute einige der besten Festbrennweiten, die es überhaupt am Markt gibt. Die Objektive gibt es mit Canon-, Nikon- und Sony-Bajonett. Das hier verwendete 50 mm 1:1,4 DG HSM der Art-Serie ist eines der schärfsten Objektive, welches überhaupt zur Zeit erhältlich ist, zudem ist es sehr lichtstark. Ab der Blende 2,8 ist es auch sehr gut für die Astrofotografie geeignet und das sogar bei Vollformatsensoren.

Florian Bleymann nahm dieses Bild im Sternenpark Rhön auf, genauer gesagt auf der Hohen Geba. Es ist eine der besten Gegenden in Deutschland für die Astrofotografie. Insgesamt stimmten also die Bedingungen für dieses Bild. Eine sehr gute Kamera, eine Spitzenoptik, ein dunkler Himmel und 5 h Belichtungszeit. Erst beim AdW der 48. KW habe ich mich über die Lichtverschmutzungsfilter ausgelassen, auch hier wurde ein solcher verwendet, der m.E. hier für einen deutlich sichtbaren Grün/Orange-Teint führt. Bei so guten Bedingungen sollte ein solcher Filter doch nicht mehr nötig sein. Florian Bleymann berichtet uns aber, dass er trotz dieses Filters und des dunklen Himmels große Probleme hatte, die Gradienten im Bild zu bändigen. Das wundert mich, aber eine Ferndiagnose ist immer schwierig.

Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim

 

Noch eine kurze technische Ergänzung (P. Riepe). Das Rauschen liegt in der Natur des Lichtes, da es sich um „Photonen-Statistik“ handelt. Je schwächer das Licht, desto größer das Rauschen. Dem Bildautor darf man ruhigen Gewissens anraten, auf das heftige Entrauschen zu verzichten. Es zerstört die sehr schwachen Strukturen im Himmelshintergrund. Fortgeschrittene Astrofotografen wissen das und betreiben die Rauschunterdrückung (z.B. durch Neat Image oder mittels PixInsight) nur soweit, dass ein gewisser Rauschanteil im Himmelshintergrund verbleibt.

Dennoch freuen wir uns über das Bild, das eine insgesamt sehr schöne Übersicht vermittelt. Wir gratulieren Florian Bleymann zum AdW.

 

Koordinaten des mittleren Gürtelsterns (J2000):

RA = 05 h 36 min 13 s, Dec = -01° 12´ 07´

 

Sie haben Fragen? Kontakt zum AdW-Team: fg-astrofotografie@vds-astro.de. Kontakt zum Bildautor: Dazu klicken Sie einfach oben auf den Namen. Sie können auch den Namen des Autors anklicken (rechte Maustaste) und dann die Mailadresse kopieren.

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