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8. Woche - Der Herznebel IC 1805

Fotografiert von: Roland Störmer | | Astrofoto der Woche

Noch steht die Cassiopeia hoch genug am frühen Abendhimmel. Dieses Sternbild ist reich an Deep-Sky-Objekten. Erwähnenswert sind die vielen offenen Sternhaufen, aber auch die teilweise recht ausgedehnten H II-Regionen. IC 1805 ist sicherlich die bekannteste, etwas weiter östlich steht „ihre Schwester“ IC 1848.

Zunächst einmal ist „H II“ die astrophysikalische Bezeichnung für „ionisierten“ Wasserstoff H. Im Gegensatz dazu leuchtet der neutrale Wasserstoff H I nicht im Optischen. Er ist aber mit Radioteleskopen nachweisbar. Jede rot leuchtende H II-Region wird durch die energiereiche UV-Strahlung heißer, junger Sterne zur Emission von Licht angeregt. Diese Emission passiert in verschiedenen Wellenlängen und daher Farben. Zunächst wäre das Linienspektrum des ionisierten Wasserstoffs zu nennen. Es besteht aus vielen so genannten „Balmerlinien“. Deren hellste heißt H-Alpha. Sie hat 656,3 nm Wellenlänge. Dieses Rot bildet die dominante Farbe der H II-Regionen. Die zweithellste Linie des Balmerspektrums heißt H-Beta. Sie ist mit einer Wellenlänge von 486,1 nm blau und vom Auge gut wahrnehmbar. Die weiteren Balmerlinien H-Gamma usw. sind blau bis violett, sie tragen weniger zum Gesamtleuchten der H II-Regionen bei. Spannend wird es mit dem zweifach ionisierten Sauerstoff [O III]. Er ist in jungen H II-Regionen teilweise sehr stark und ist mit 500,7 und 495,9 nm (Doppellinie) blaugrün, trägt also auch zur visuellen Wahrnehmbarkeit bei. Eine oft vergessene Emissionslinie der H II-Regionen ist die rote Doppellinie des ionisierten Stickstoffs [N II] bei 658,4 und 654,8 nm. Dieses Licht kommt mit durch die üblichen H-Alpha-Filter, was einigen Astrofreunden vielleicht neu ist. Eine schwache Emission gibt es dann auch noch im Licht des ionisierten Schwefels [S II] bei 673,1 und 671,6 nm im ferneren Rot.

Im Zentrum von IC 1805 sitzt der offene Sternhaufen Mel 15 (Nr. 15 im Katalog von Melotte). Er besteht aus etwa 40 Einzelsternen, von denen 9 den Spektraltyp O besitzen. Sie sind also sehr heiß und blau. Der hellste Stern in Mel 15 ist HD 15558 mit 7,95 mag. Er besitzt den extrem frühen Spektraltyp O5e und kommt an seiner Oberfläche auf eine effektive Temperatur von 42.000 Kelvin. Allein dieser Stern schon produziert einen Großteil der UV-Energie, durch welche IC 1805 zur Emission angeregt wird. Weiterhin umfasst IC 1805 noch zahlreiche blau leuchtende Sterne, die mit ihren Spektraltypen B0 oder B1 auch noch ein wenig zur Ionisierung des Nebels beitragen. IC 1805 ist sehr jung, das Alter wird auf nur 1 bis 2 Millionen Jahre geschätzt. Die Entfernung des zentralen Sternhaufens und damit auch des Nebels beträgt rund 7000 Lichtjahre.

Roland Störmer ist Neuling in unserer AdW-Runde. Wir begrüßen ihn ganz herzlich. Er nahm den Herznebel am 29.09.2013 auf, und zwar von Unna im östlichen Ruhrgebiet. Bemerkenswert also diese Leistung! Aufnahmeteleskop war ein Astrograph TS 65 mm mit 420 mm Brennweite (Quadruplett). Dazu wurde als Kamera eine Canon EOS 60Da verwendet. Die Belichtungszeit betrug 60 x 5 Minuten bei ISO 1600.

 

Objektkoordinaten (2000.0):

RA = 02 h 33,4 min, DEK = +61° 26´

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