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9. Woche - Der Reflexionsnebel DG 180 = GN 22.12.9

Fotografiert von: Markus Blauensteiner | | Astrofoto der Woche

Das heutige AdW zeigt ein 40,8' x 30,6' großes Feld aus dem Sternbild Cepheus. Das zentrale Objekt ist DG 180, ein wenig bekannter, etwa 7 Bogenminuten ausgedehnter Reflexionsnebel aus dem Katalog von Dorschner & Gürtler (1963). Er wird auch unter seinen äquatorialen RA-Koordinaten als GN 22.12.9 geführt, ferner auch als LBN 496 bzw. LBN 105.28+04.03. Seltsam ist jedoch, dass die LBN-Position südöstlich von GN 22.12.9 liegt und dabei laut Datenbank SIMBAD erhebliche 3,4 Bogenminuten entfernt ist. Das mag auf die alten, ungenauen 1950er Koordinaten zurückzuführen sein, die Frau Lynds in ihrem Katalog angibt, der 1962 publiziert wurde - ein Jahr vor dem DG-Katalog.

Im Nebelzentrum steht innerhalb einer dreiteiligen Dunkelwolke der kleine offene Sternhaufen [BDS2003] 30, benannt nach seinen Entdeckern Bica, Dutra, Soares und Barbuy. Diese Astronomen veröffentlichten 2003 neue Infrarot-Sternhaufen. Dazu hatten sie mit Hilfe des Two Micron All Sky Survey (2MASS) in den Infrarotbändern J, H und K die Umgebung bis dahin nicht beachteter HII-Regionen und Reflexionsnebel nach stellaren Ansammlungen untersucht. Im Nebel DG 180 erkannten sie den kleinen Sternhaufen als Nr. 30 ihrer Untersuchung und vermaßen seine Ausdehnung zu 2,1' x 2,1'. Solche im Staub versteckten Sternhaufen kommen im Infrarotlicht viel stärker zur Geltung. Eine Haufenentfernung wurde übrigens nicht angegeben. Nordöstlich des Nebels erstreckt sich eine dichte Dunkelzone - Dobashi 3288. Sie ist Teil der viel größeren Dunkelwolke LDN 1188 aus dem Lynds-Katalog. Darin erkennt man einen weiteren schwachen, kleinen Reflexionsnebel ohne Katalogbezeichnung.

Markus Blauensteiner hat das Feld am 21. August 2015 beginnend an der bekannten Sternwarte Gahberg im Salzkammergut aufgenommen. In insgesamt drei Nächten setzte er für die Luminanzaufnahmen einen Newtonreflektor ein (250/1000 mm = Blende 4), dazu eine CCD-Kamera SBIG ST-2000XM. Für die parallel aufgenommenen RGB-Farben wurde ein Newton 130/650 mm (= Blende 5) verwendet mit einer Starlight SXV-H9. Belichtet wurde 46 x 10 min (L) und je 18 x 10 min (RGB). Die ausgezeichnete Bildbearbeitung stammt von Manfred Wasshuber.

Zur bildtechnischen Umsetzung: Die Aufnahmetechik ist bestens bewährt und wurde bereits in früheren AdWs vorgestellt. Auf diese Weise gelingt es dem Autor, seine insgesamt 16,7 Stunden lange Belichtung effektiv auf die Zeit in den klaren Nächten zu verteilen und so die Zeit besser zu nutzen. Manfred Wasshuber hat wieder ein sauber kalibriertes Bild mit ausgewogenen Farben erstellt. So gehören die blauen Sterne am oberen Bildrand auch tatsächlich dem Spektraltyp B5 bis A0 an. Hingegen ist der Stern IRAS 22113+6110 bei den Pixelkoordinaten (1162/821) kräftig orange, was gut zu seinem Farbindex B-V = 2,68 mag passt. Wer näher ins Bild geht, findet im Bereich der Dunkelwolke sogar noch rötere Sterne, die tief im Staub stecken.

Text zum Objekt und den Aufnahmedaten: Peter Riepe

Markus Blauensteiner taucht zumeist im Tandem mit einem weiteren Astrofreund beim AdW auf, zuletzt in der 31. Woche 2016. Auch diesmal gibt es wieder zwei AdW-Autoren, da als Bildbearbeiter Manfred Wasshuber mit im Boot ist. 

Technisch ist das Feld um LBN 496 tadellos geworden. Eine minimale Unschärfe, den Sternprofilen nach zu urteilen wahrscheinlich durch die Luftunruhe bedingt, liegt über dem Bild, zusammen mit einem ganz zarten milchigen Schleier. Dieser könnte auf den ersten Blick die Folge einer getrübten atmosphärischen Transparenz sein – im Hochsommer Ende August auch am Alpenrand nicht selten. Eine andere Ursache dafür wäre das gesteigerte Rauschen einer nur wenig gekühlten CCD-Kamera mit einem dann verminderten Kontrast im Bild. Auf Nachfragen war zu erfahren, dass die Chip-Kühlung in dieser Nacht auf -10°C eingestellt war, ein Wert, der sonst für glasklare Bildergebnisse ausreichend ist.

Schaut man sich allerdings andere Bilder von LBN 496 im Netz an, wird schnell klar: das ganze Feld ist großflächig von feinen Nebelschleiern durchzogen und nur diese sind für den etwas getrübten Durchblick verantwortlich - die Autoren haben bei der Belichtung und der Bildbearbeitung perfekt gearbeitet. Herzlichen Dank für dieses schöne Ergebnis!

Kommentar zum Bild: Dr. Stefan Binnewies und Frank Sackenheim

Koordinaten (J2000.0):

RA = 22 h 14 min 41 s, DE = +61° 26' 04"

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