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Ausdruck vom: Donnerstag, der 28.03.2024

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Ein sterbender Stern am Herbsthimmel - Der Planetarische Nebel NGC 246 im Walfisch

Dieser eher unbekannte Planetarische Nebel (PN) führt zu Unrecht ein Schattendasein am mit Schauobjekten gefüllten Herbsthimmel. Dieses wollen wir mit der Vorstellung dieses Planetarischen Nebels ändern und hoffen einen weiteren interessanten Schatz am vielfältigen Himmel der Deep Sky Objekte Ihnen als Leser zu zeigen. Doch starten wir bei unserem aktuellen Deep Sky Spezial mit seinen frühen Anfängen und versetzen uns in das späte 18. Jahrhundert zurück.

Die Entdeckung

In der erfolgreichen Nacht des 27. November 1785, konnte W. Herschel 11 neue Objekte am Herbsthimmel entdecken – darunter auch NGC 246 (= H V 25). Er beschreibt in seinen Notizen ein Trapez aus 4-5 Sternen, dessen Innenraum mit Nebel angefüllt ist, verweist aber ausdrücklich darauf, das Sterne und Nebel in keinem Zusammenhang zu stehen scheinen. Augenscheinlich ist Herschel die Natur des planetarischen Nebels anhand seiner visuellen Beobachtungen nicht deutlich geworden, und so findet sich der Eintrag unter der Herschel-Klasse V (Very large nebulae) statt richtiger Weise in der Klasse IV (Planetary nebulae).

Physik und Entfernung von NGC 246

Was Herschel damals noch nicht ahnen konnte war die für Planetarische Nebel doch recht spannende und komplexe Physik von NGC 246, was dieses Objekt schließlich bei den professionellen Astronomen bekannt gemacht hat.

NGC 246 ist nämlich für die Wissenschaft von besonderer Bedeutung. Er gehört zu den sehr wenigen Planetarischen Nebel, dessen Entfernung mit recht hoher Genauigkeit bestimmbar ist. Möglich wird dies durch die Doppelstern-Natur des Zentralsterns. Die B-Komponente ist ein K0 V Zwergstern mit einer scheinbaren Helligkeit von 14m3 in einer Entfernung von 3,8" von dem weißen Zwerg. Die absolute Helligkeit des Begleitsterns lässt sich aus dem Hertzsprung-Russell Diagramm ablesen. Aus dem nun berechneten Distanzmodul (absolute Helligkeit minus scheinbare Helligkeit) lässt sich die Entfernung zu 495 pc (Parsec 1pc=3,26 Lichtjahre) berechnen. Unabhängig davon wurde die Entfernung durch Parallaxen-Messungen des Satelliten HIPPARCOS zu 630 pc bestimmt. Der Unterschied zwischen beiden Messungen mag groß erscheinen ist aber verglichen mit anderen planetarischen Nebeln ein sehr guter Wert, wo Messunsicherheiten von über 100% normal sind! Begünstigt werden solche Messungen auch durch die sehr hohe galaktische Breite von etwa 75°. Die Extinktion, also die Lichtschwächung durch interstellaren Staub, ist daher sehr gering und hat kaum Einfluss auf Messungen der Helligkeit.

Nennenswert ist auch der sehr heiße Zentralstern, der eine Temperatur von etwa 150 000 K aufweist und den Nebel extrem stark anregt. Wir haben daher eine starke [OIII] Emission und auch die He II Linie bei 468,6 nm ist so stark vertreten wie in kaum einem anderen PN! Auch die Untersuchung der Wechselwirkung des Nebels mit dem umgebenden interstellaren Medium (ISM) ergab interessante Details. So überlagert sich hier die Expansionsgeschwindigkeit des Nebels mit der Eigenbewegung. Sichtbar wird dies durch einen etwas platten und helleren Nordwest-Rand und einen mitgezogenen, schwachen Südost-Teil. Durch die Eigenbewegung wird die Expansion in NW-Richtung etwas abgebremst, ein höhere Teilchendichte erzeugt und der Nebel leuchtet an dieser Stelle heller.

Die Beobachtung

Nachdem wir nun über die spannenden Hintergründe dieses Planetarischen Nebels NGC 246 gesprochen haben, wollen wir nun zu der visuellen Beobachtung kommen, die für uns Amateure ja oft den Reiz an solchen Objekten ausübt. Für eine erfolgreiche Beobachtung ist nicht wie anzunehmen ein großes Teleskop nötig. Einzig der Südhorizont sollte aufgrund der mit etwa –12° tiefen Deklination klar sein.

Was schon in sehr kleinen Optiken wie Ferngläsern oder kleinen Teleskopen sofort auffällt, ist eine recht schwache und mit etwa 4 Bogenminuten große, neblige Scheibe.

Bei der Verwendung von etwa 6 Zoll Öffnung erscheinen dann auch gleich 3 mit etwa 11-12mag gleich helle Sterne. Diese bilden zusammen mit dem 11m9 hellen Zentralstern ein auffälliges, rechtwinkliges Dreieck und stellen einen visuell sehr schön erscheinenden Kontrast zur Nebelscheibe dar. Für die bessere Erkennbarkeit der Scheibe des PN's empfiehlt sich hier die Verwendung einen Schmalbandfilters. Ein UHC Filter hat sich selbst bei der Beobachtung mit größeren Fernrohren als bester Filter empfohlen.

Noch interessanter wird NGC 246 ab etwa 8 Zoll Öffnung und einer guten Himmelsdurchsicht am südlichen Horizont. Unter zu Hilfenahme eines UHC-Filters können nun mehrere Details an der Nebelscheibe erkannt werden. Zuerst fällt die etwas in Nord-Süd Richtung gedehnte ovale Form der Scheibe auf. Die östliche Seite der Scheibe scheint nun offen zu sein, ein durchgehender Ring ist nicht zu erkennen. Während wie beschreiben die östliche Seite des Nebels dunkler erscheint, wirkt die westliche Seite direkt am äußern Rand leicht heller. Bei ausgezeichneten Beobachtungsbedingungen kann sogar Jagd auf die berüchtigten Dunkellöcher in NGC 246 gemacht werden. Das auffälligste Loch sitzt direkt nördlich über dem Zentralstern.

Mit noch größeren Optiken, ab etwa 14 Zoll Öffnung taucht dann der 4. Stern im Nebel auf. Dieser 13m9 helle Stern ist am östlichen Rand des PN's zu finden. Die sonst recht homogen wirkende Nebelscheibe zerfällt nun in mehrere Details. Auffallend sind zwei hellere Gebiete am westlichen Rand von NGC 246. Diese länglichen, genau mittig getrennten Strukturen stellen die zwei hellsten Regionen des vorhandenen äußeren Ringes dar. Ein weiterer heller Knoten befindet sich am nördlichen Rand des Planetarischen Nebels. Dieser verschmilzt aus mehreren helleren Gebieten, die wohl nur in sehr großen Teleskopen als einzelne Knoten aufgelöst werden können.

Zum Schluss wünschen wir allen, die einen Versuch an NGC 246 starten viel Spaß und Beobachterglück. Auch Amateure, die nicht so gute Himmelsbedingungen an Ihren Beobachtungsplätzen vorfinden, wollen wir ermutigen einen Versuch an diesem doch so spannenden Objekt zu starten. Bei der Verwendung von in der Amateurszene mittlerweile sehr verbreiteten Nebelfiltern sollte auch hier eine erfolgreiche Beobachtung möglich sein

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