Alle Themen auf Astronomie.de im Überblick




Ausgedruckte Seite: https://astronomie.de/raumfahrt-und-forschung/planetenforschung/marsrover-spirit-und-opportunity/opportunity-in-merdiani-planum

Ausdruck vom: Donnerstag, der 28.03.2024

Copyright: www.baader-planetarium.com

Zum Hauptinhalt springen
Offcanvas top
...

Opportunity in Meridiani Planum

von Emil Khalisi

Opportunity landete am 21. Januar 2004, nur wenige Wochen nach Spirit, auf der entgegengesetzten Seite des Marsglobus. Der Landepunkt heißt Meridiani Planum und stellt eine ausgedehnte Hochebene auf dem Mars dar. Nach dem Aufschlagen der Airbags auf dem Boden ist die Landeeinheit in einen kleinen Krater von etwa 20 m Durchmessern hineingehüpft und kam neben einem Haufen Geröll zu liegen. Aus dem Marsorbit konnte die Sonde Mars Global Surveyor Details, sogar die Abdrücke des Aufschlags, identifizieren.

In den ersten Tagen seines Aufenthalts inspizierte das Fahrzeug seine Landestelle und fand kleine kugelförmige Körnchen, die man noch nie zuvor gesehen hatte (Falschfarbenaufnahme). Sie bekamen den Spitznamen "Blueberries" (Heidelbeeren). Sie zeigten einen hohen Eisengehalt und bestanden zum größten Teil aus Hämatit. Dieses Mineral entsteht üblicherweise durch den Kontakt von Eisen mit Wasser. Um die Beobachtung zu untermauern, schaufelte der Rover mit einem seiner sechs Räder eine kleine Furche von 10 cm Tiefe in den Boden. In der freigelegten Schicht analysierte er die Zusammensetzung.

Die Indizien für eine feuchte Vergangenheit des Planeten waren deutlich stärker als an der Landestelle von Spirit. So entdeckte man Schwefelverbindungen, die in Eisen- und Magnesiumsulfaten vorlagen. Mit bis zu 10 Gewichtsprozent hatte man die höchsten Schwefelkonzentrationen, die je auf dem Mars gemessen wurden. Um die hohen Sulfatsalze erklären zu können, müssen die Gesteine eine lange Zeit dem Einluss von Wasser ausgesetzt gewesen sein. Die Gesteinsbrocken hatten demnach in einem See oder einer heißen Quelle gelegen.

Nachdem Opportunity etwa 2 Monate lang seinen winzigen Heimatkrater erkundet hatte, schickte er sich an, die Wände zu erklimmen, um auf die Hochebene zu gelangen. Dort sollte er den Endurance-Krater in 750 Metern Entfernung anfahren. Dieser ist so groß wie ein Fußballstadion. Unterwegs gelangen ihm zwei Beobachtungen besonderer Art: Sonnenfinsternisse. Am 4. März zog der kleine Deimos vor der Sonnenscheibe vorüber (links). Das Photo dieses Transits ist keiner früheren Sonde zuvor beschieden gewesen. Drei Tage später verfinsterte Phobos, der den Mutterplaneten in niedrigerer Höhe umkreist und daher einen größeren Sichtwinkel abdeckt, die Sonne (rechts).

Ein halbes Erdenjahr blieb der Robot im Endurance-Krater, bis er wieder in die Ebene hochkletterte. Da er sich immer noch in einem überraschend guten Zustand befand, schickte man ihn zum Victoria-Krater, der fünfmal so groß war wie die bisher besuchten. Schon auf früheren Photos der Orbitersonde Mars Global Surveyor ist er durch besonders steile Abhänge aufgefallen. Unterwegs begegnete Opportunity seinem eigenen Hitzeschutzschild, der kurz vor dem Aufsetzen der Landeeinheit abgeworfen worden war (oben). Dort fuhr er um den Körper herum und erwarb zahlreiche Bilder. Als ein Sandsturm aufkam, wurde es so dunstig, dass die Versorgungsleistung der Solarzellen um mehr als 30% sank. Nach einer Woche klarte der Himmel wieder auf, und er setzte seinen Weg fort.

Den Victoria-Krater erreichte der Rover Ende September 2006, wobei er unterwegs immer wieder einige Steine, Bodenproben und kleinere Krater erkundete. Zwar wurden die täglichen Fahrtstrecken kürzer, weil sich eine Staubschicht auf den Solarzellen gebildet hatte, doch der Zustand wurde allgemein als "gesund" eingestuft. Kaum jemand hat damit gerechnet, dass die Spürnase jemals so weit kommen würde.

Zunächst fuhr das Vehikel am nördlichen Kraterrand rund neun Monate herum, auf der Suche nach einem geeigneten Abstiegspfad ins Kraterinnere. Nachdem er einen Viertel des Randes untersucht hatte, kehrte er zu seiner Ausgangsstelle zurück. Dort befand sich ein Abhang mit felsigem Untergrund, der eine Steigung von nur 15 bis 20 Grad aufwies. Der Abstieg barg einige Risiken mit sich, denn es konnte eine Reise ohne Wiederkehr werden. Dennoch entschloss man sich im Kontrollzentrum, das Wagnis einzugehen, denn die wissenschaftliche Ausbeute versprach groß zu werden.

Kaum bereitete sich Opportunity auf den Abstieg vor, da braute sich ein gewaltiger Sandsturm zusammen. Er erfaßte den gesamten Planeten und hüllte ihn in einen dunstigen Schleier ein. Auch Spirit auf der entgegengesetzten Seite war davon betroffen, obwohl weniger hart. Der Staub würde gerade einmal ausreichen, um den gesamten Planeten mit einer Schicht zu überziehen, die nicht dicker ist als ein menschliches Haar. Trotzdem reduzierte er die Helligkeit der Sonne am Mittag um mindestens 96 Prozent. In den Bodenregionen wurde es sogar dunkel -- nur noch diffuses Streulicht war vorhanden.

Viele Monate verbrachte Opportunity mit der Analyse der freiliegenden Gesteinsschichten im Victoria-Krater. Ähnlich wie im Grand Canyon in Arizona, konnte man leichte Verfärbungen unterscheiden, die sorgfältig ausgewertet wurden. Während seines Aufenthalts stieg der Rover bis zum Boden herab, und kehrte anschließend auf seinen eigenen Spuren wieder hoch zur Ebene. Insgesamt zwei Jahre lang beschäftigte sich Opportunity mit diesem Krater -- mehr als die Hälfte seiner Aufenthaltszeit auf dem Mars.

Da das Vehikel immer noch funktionstüchtig war, bekam Opportunity im August 2008 ein noch viel ehrgeizigeres Ziel, das er ansteuern soll: den Endeavour-Krater in 12 Kilometern Entfernung. Dies war etwa die gesamte Wegstrecke, die er seit der Ankunft im Januar 2004 zurückgelegt hatte. Selbst wenn er ihn nie erreichen sollte, so glaubt das wissenschaftliche Team auf dem Weg dorthin weitere interessante Erkundungen durchführen zu können. Inzwischen (Juni 2009) zeigt sein Entfernungsmesser 16,4 Kilometer an.