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Ausdruck vom: Donnerstag, der 28.03.2024

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Sternbild Adler - lat. Aquila, Aquilae (Gen.), Kurzbezeichnung Aql.

Lage, Größe und Sichtbarkeit

Das Sternbild Adler ist von Mitteleurope aus von Mai bis September gut sichtbar. Es grenzt im Norden an das Sternbild Pfeil, im Westen an die Sternbilder Herkules, Schlangenträger, Schlange und Schild, im Süden an die Sternbilder Schütze und Steinbock, im Osten an die Sternbilder Wassermann und Delphin. Das Sternbild bedeckt am Himmel eine Fläche von 655 Quadratgrad, damit nimmt es in der Liste der 88 offiziellen Sternbilder den 22. Rang ein.

Geschichte und Mythologie

Das Sternbild Adler ist eines der 48 Sternbilder aus der klassischen Antike, welche uns von Claudius Ptolemäus aus Alexandria überliefert wurden, der im 2. Jahrhundert n. Chr. lebte. Der altgriechischen Mythologie zufolge stellt es den großen Adler des Zeus dar. Jedesmal, wenn Zeus einen seiner Blitze zur Erde geschleudert hatte, flog der Adler hinterher und brachte den Blitz wieder zu Zeus zurück. Der Adler war jedoch nicht nur für den Rücktransport der Blitze zuständig. Als Zeus den hübschen Knaben Ganymed aus Troja entführte, war es sein Adler, der den Knaben zum Olymp trug, wo Ganymed fortan als Mundschenk der Götter Dienst tun musste. Ganymed wurde von Zeus später als Sternbild Wassermann an den Himmel versetzt.

Darüberhinaus hatte der Adler den Pfeil des Amor zu bewachen, um so sicher zu stellen, dass dieser Pfeil nicht auf Zeus abgeschossen werden konnte. Dieser Pfeil konnte nämlich das Herz des Göttervaters in leidenschaftlichem Begehren all der hübschen jungen Damen und Knaben entflammen, auf welche der Blick des mächtigen Gottes während seinen Spaziergängen auf der Erde gelegentlich fiel. Die Erzählungen der antiken Mythologie belegen jedoch anschaulich, dass der Adler mit dieser Aufgabe manchmal überfordert war. Der Pfeil Amors ist als das Sternbild Pfeil nördlich des Sternbilds Adler zu sehen.
Anderen antiken Erzählungen zufolge soll das Sternbild an den mächtigen Adler Ethon erinnern, der Tag für Tag zu dem an einen Felsen im Kaukasus gefesselten Prometheus flog und von dessen Leber fraß. Da Prometheus unsterblich war, wuchs seine Leber über Nacht nach, sodass der Adler sich immer wieder neu daran satt fressen konnte und die furchtbare Qual des Prometheus kein Ende nahm. Als Herkules an dem Felsen vorbeikam, erschoß er den Ethon mit einem Giftpfeil, riss die Fesseln des Prometheus entzwei und befreite diesen leidgeprüften Titanen.

Markante Sterne

Der hellste Stern des Sternbilds ist Altair (Alpha Aquilae). Dieser Name stammt aus dem Arabischen „Al-Nasr al-Tair“ („der herabstoßende Adler“). Bereits die Sumerer und Babylonier kannten Altair als den „AMUSEN“. („Adlerstern“). Der 0,8m helle Altair bildet gemeinsam mit den beiden hellen Sternen Deneb (Alpha Cygni) und Wega (Alpha Lyrae) das so genannte „Sommerdreieck“, denn diese drei hellen Sterne tauchen im Sommer nach Sonnenuntergang als erste Sterne am Abenddämmerungshimmel auf. Altair ist der südlichste dieser drei Sterne.
Altair ist elf Mal heller als die Sonne, er ist ca. 16 Lichtjahre entfernt und ist der zwölfthellste Stern am Nachthimmel. Er hat den 1,7-fachen Durchmesser unserer Sonne und rotiert in ca. 10 Stunden einmal um seine Achse. Die Äquatorrotationsgeschwindigkeit Altairs beträgt mehr als 200 km/s, das ist das Hundertfache der Äquatorrotationsgeschwindigkeit unserer Sonne.
Der zweithellste Stern im Sternbild Adler ist Tarazed (Gamma Aquilae). Er liegt ca. 2° nordwestlich von Altair, er ist 2,7m hell und 400 Lichtjahre von uns entfernt. Tarazed ist ein orangeroter Riesenstern mit 3000 Sonnenleuchtkräften. Der dritthellste Stern im Sternbild Adler ist Zeta Aquilae. Zeta findet man ca. 12° nördlich von Altair, er ist ein Hauptreihenstern mit 39 Sonnenleuchtkräften, er ist 3,0m hell und 86 Lichtjahre von uns entfernt. Vierthellster Stern des Sternbilds ist der 3,3m helle Stern Theta Aquilae. Theta liegt ca. 11° südlich von Altair und ist 290 Lichtjahre entfernt. Theta ist ein spektroskopischer Doppelstern und hat 370 Sonnenleuchtkräfte.
Der Stern Delta Aquilae ist 3,4m hell. Man findet ihn 8,5° südwestlich von Altair. Delta liegt in 50 Lichtjahren Entfernung und hat 8,2 Sonnenleuchtkräfte. Verlängert man die Verbindungslinie von Altair nach Delta über Delta hinaus, stößt man auf den 3,4m hellen Lambda Aquilae, Lambda liegt 17,5° südwestlich von Altair, ist 125 Lichtjahre entfernt und hat 84 Sonnenleuchtkräfte. 

Besondere Sterne (Doppelsterne, Veränderliche)

Ca. 7° südlich von Altair liegt auf der Verbindungslinie von Theta zu Delta der 3,5m helle Stern Eta Aquilae. Eta ist der erste jemals entdeckte Cepheid, Etas Helligkeit pulsiert regelmäßig mit einer Periode von 7,176641 Tagen zwischen 3,48m und 4,39m. Wie alle Cepheiden seiner Klasse ist Eta ein sehr leuchtkräftiger Überriesenstern mit 3400 Sonnenleuchtkräften,1200 Lichtjahre entfernt. Ca. 2,6° südlich von Altair liegt der 3,7m helle Stern Alshain (Beta Aquilae). Beta ist ein Doppelstern, 45 Lichtjahre entfernt. Beta A hat drei Sonnenmassen und 6 Sonnenleuchtkräfte, er ist etwas kühler als unsere Sonne. Im Abstand von 12,8 Bogensekunden von Beta A steht Beta B,er ist ein Roter Zwergstern von 0,3 Sonnenmassen, der nur 2,5% der Leuchtkraft unserer Sonne hat.

Sehenswerte Deep-Sky-Objekte

Die Sommermilchstraße zieht sich vom Sternbild Schwan her durch das Sternbild Adler zum Sternbild Schütze. Daher bietet das Sternbild Adler dem Beobachter am Fernglas und Fernrohr einen sehr sternreichen Himmelshintergrund aus vielen schwachen Sternen. Außerdem kann man hier mit Fernrohren einige kleine Offene Sternhaufen und Planetarische Nebel beobachten.
Ca. 1,5° westlich von Tarazed liegen die sehenswerten Dunkelwolken Barnard 142 und Barnard 143. Dunkelwolken sind riesige galaktischen Staubwolken, die in der Scheibe unserer Milchstraße eingebettet sind. Man kann sie in der Nacht wahrnehmen, weil sie die hinter ihnen liegenden Sterne verdecken. Damit man diese Dunkelwolken wahrnehmen kann, muss man an einem dunklen Standort stehen, die Nacht muss zudem mondlos und sternenklar sein. Für ihre Beobachtung braucht man ein lichtstarkes Fernglas, denn für eine Beobachtung mit dem Fernrohr sind diese Dunkelwolken viel zu groß.
Die hellsten Offenen Sternhaufen im Sternbild Adler sind NGC 6709 und NGC 6755. NGC 6709 ist 6,5m hell und liegt ca. 5° südwestlich von Zeta.
NGC 6755 ist 7,5m hell und liegt 4,5° westnordwestlich von Delta.
Ca. 4° von Delta liegt auf der Linie von Delta zu Zeta der Planetarische Nebel NGC 6781. Will man diesen 11,4m hellen, rundlichen Nebel sehen, muss die Nacht mondlos und sternklar sein, und man braucht ein lichtstarkes Fernrohr von mindestens 10 Zoll Öffnung.

Über den Autor Günther Bendt

Günther Bendt ist Jahrgang 1951, Diplompädagoge und Ingenieur für Physikalische/Biomedizinische Technik. Er arbeitete in internationalen Unternehmen der Medizintechnik und war zuletzt mehrere Jahrzehnte Technischer Redakteur in einem Telekommunikationsunternehmen. Seit dem Sommer 2016 ist er im Ruhestand.

Als Kind beobachtete er zufällig eine Mondfinsternis, dieses Erlebnis weckte sein Interesse an der Astronomie. Seit 1997 macht er Führungen für Besuchergruppen der Volksternwarte Aachen. Er ist aktives Mitglied im Arbeitskreis Astronomie der Sternwarte. Seit 2000 wartet er die technische Ausstattung der Sternwarte.

Bei Astronomie.de erstellt er seit 2004 u. a. die monatliche Himmelsvorschau. Seit 2008 präsentiert er im Arbeitskreis Astronomie seine monatlichen „Neuigkeiten aus der Astronomie“.

Als astronomischer Betreuer hat Günther Bendt seit 2009 diverse Reisegruppen für Astronomie.de und für andere Veranstalter auf Sonnenfinsternisreisen nach China und Australien, zum Venustransit auf Island sowie zu diversen Polarlichtbeobachtungen im winterlichen Lappland begleitet. Er war bei fünf Reisen zum Nordkap auf einem Expeditionsschiff Kreuzfahrt-Lektor für Astronomie und Polarlicht. Auf fünf Kontinenten hat er bislang acht Totale Sonnenfinsternisse erlebt.