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Sternbild Bildhauer - lat. Sculptor, Sculptoris (Gen.), Kurzbezeichnung Scl.

Lage, Größe und Sichtbarkeit

Das Sternbild Bildhauer liegt südlich des Sternbilds Walfisch zwischen den beiden Sternbildern Chemischer Ofen und Südlicher Fisch. Es nimmt am Himmel eine Fläche von 475 Quadratgrad ein und steht daher in der Liste der 88 Sternbilder an 36. Position. Es ist damit größer als jedes der Sternbilder Jagdhunde, Widder oder Steinbock.
Das Sternbild Bildhauer enthält keine hellen Sterne und ist auf den ersten Blick unscheinbar. Da es sich von Mitteleuropa aus gesehen auch bei seiner Kulmination im Oktober nur wenig über den südlichen Horizont erhebt, kommt es in der Regel nicht zu einem zweiten Blick, und so bleibt das Sternbild Bildhauer in der Regel unbeobachtet.

Geschichte und Mythologie

Das Sternbild ist eine Schöpfung des französischen Mathematikers und Astronomen Nicolas Louis de Lacaille. Von 1750 bis 1754 beobachtete er in der Nähe von Kapstadt in Südafrika den südlichen Sternenhimmel und vermaß von dort aus die exakten Positionen von über 10.000 Sternen und den Lauf des Mars, um auf dieser Basis die Parallaxe dieses Planeten und damit seine Entfernung genauer bestimmen zu können. Da es damals am Südhimmel noch nicht genug Sternbilder gab, die er zur leichteren Orientierung am Himmel und zur Vermessung der Sternpositionen benötigte, erschuf er 14 neue Sternbilder. Eines davon nannte er “l’Atelier du Sculpteur“ (Werkstatt des Bildhauers). Ein Jahr nach dem Tode de Lacailles wurde im Jahre 1763 auf der Basis seiner Aufzeichnungen eine Sternkarte veröffentlicht, die das Sternbild unter dem Namen „Apparatus Sculptoris“ (Bildhauerwerkzeuge) präsentierte. Im Jahre 1801 nahm Johan Bode das Sternbild unter diesem Namen in seinen Himmelsatlas „Uranographia“ auf. Damit kam das Sternbild allgemein in Gebrauch, später wurde sein Name zu „Sculptor“ verkürzt. Auf Deutsch heißt das "Bildhauer".

 

Markante Sterne

Der hellste Stern im Sternbild Bildhauer ist der 4,3m helle Alpha Sculptoris. Er liegt ca. 12° südsüdöstlich von Deneb Kaitos, dem Schwanzstern im Walfisch. Alpha ist ein Unterriese der Spektralklasse B7, ca. 670 Lichtjahre entfernt. Beta Sculptoris ist mit 4,4m fast gleich hell, liegt aber 19° westsüdwestlich von Alpha und bleibt dadurch oft im Horizontdunst verborgen. Gamma Sculptoris ist ein Roter Unterriese der Spektralklasse K1, er liegt 5° südöstlich von Formalhaut im Sternbild Südlicher Fisch.

 

Sehenswerte Deep-Sky-Objekte

Das Sternbild Bildhauer enthält bemerkenswerte Galaxien, allen voran NGC 253, die als „Sculptorgalaxie“ bekannt ist. Sie ist 7,3m hell und somit die zweithellste Spiralgalaxie an unserem Himmel, nur die Andromedagalaxie M31 ist noch heller. NGC 253 liegt ca. 7,3° südlich von Deneb Kaitos und ist schon im Fernglas gut wahrnehmbar. NGC 253 bildet zusammen mit den Galaxien NGC 254 (ca. 4,2° nördlich, im Walfisch), NGC 300 (ca. 12° südlich), NGC 7793 (ca. 8° östlich von Beta) und NGC 55 (ca. 15° südsüdöstlich von NGC 253) die Sculptor-Galaxiengruppe, die eine direkte Nachbargruppe unserer Lokalen Gruppe ist. Die Sculptor-Galaxiengruppe liegt ca. 12,5 Millionen Lichtjahre von uns entfernt.
Ca. 1,5° südöstlich von NGC 253 findet man im kleinen Fernrohr den Kugelsternhaufen NGC 288. Im kleinen Fernrohr erscheint er nur als ein matter Nebelschimmer. In größeren Fernrohren kann man ihn bei Vergrößerungen ab 200 x in Tausende schwache Sterne aufgelöst sehen. NGC 288 ist ca. 30000 Lichtjahre von uns entfernt.

Über den Autor Günther Bendt

Günther Bendt ist Jahrgang 1951, Diplompädagoge und Ingenieur für Physikalische/Biomedizinische Technik. Er arbeitete in internationalen Unternehmen der Medizintechnik und war zuletzt mehrere Jahrzehnte Technischer Redakteur in einem Telekommunikationsunternehmen. Seit dem Sommer 2016 ist er im Ruhestand.

Als Kind beobachtete er zufällig eine Mondfinsternis, dieses Erlebnis weckte sein Interesse an der Astronomie. Seit 1997 macht er Führungen für Besuchergruppen der Volksternwarte Aachen. Er ist aktives Mitglied im Arbeitskreis Astronomie der Sternwarte. Seit 2000 wartet er die technische Ausstattung der Sternwarte.

Bei Astronomie.de erstellt er seit 2004 u. a. die monatliche Himmelsvorschau. Seit 2008 präsentiert er im Arbeitskreis Astronomie seine monatlichen „Neuigkeiten aus der Astronomie“.

Als astronomischer Betreuer hat Günther Bendt seit 2009 diverse Reisegruppen für Astronomie.de und für andere Veranstalter auf Sonnenfinsternisreisen nach China und Australien, zum Venustransit auf Island sowie zu diversen Polarlichtbeobachtungen im winterlichen Lappland begleitet. Er war bei fünf Reisen zum Nordkap auf einem Expeditionsschiff Kreuzfahrt-Lektor für Astronomie und Polarlicht. Auf fünf Kontinenten hat er bislang acht Totale Sonnenfinsternisse erlebt.