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Sternbild Einhorn - lat. Monoceros, Monocerotis (Gen.), Kurzbezeichnung Mon.

Lage, Größe und Sichtbarkeit

Das Sternbild Einhorn ist ein unauffälliges Himmelsareal, das zwischen den antiken Sternbildern Orion, Zwillinge, Großer Hund, Hydra und Argo Navis. Es nimmt eine Fläche von 482 Quadratgrad ein und ist daher deutlich größer als viele allgemein bekannte Sternbilder (z. B.  Großer Hund, Kleiner Bär, Leier). Obwohl es ein ziemlich großes Sternbild ist, erscheint es dem bloßen Auge unauffällig, denn es enthält keine hellen Sterne.

Geschichte und Mythologie

Der holländische Astronom und Sternkartenzeichner Peter Plancius definierte für dieses Himmelsareal im Jahre 1598 ein Sternbild, das er „Monoceros“ (Einhorn) nannte. 1624 erschien das Sternbild Einhorn als lateinisches „Unicorn“ erstmals auf der neuen drehbaren Himmelskarte von Jakob Bartsch, welcher der Schwiegersohn von Johannes Kepler war. Die Idee zu dem Namen „Einhorn“ für ein Sternbild ist jedoch älter, denn dieser Name taucht bereits in älteren astronomischen Schriften ab 1564 auf. Dem Astronomen Josef Scaliger soll ein Sternbild Einhorn bereits 1607 von einem persischen Himmelsglobus bekannt gewesen sein. Um 1690 war das Sternbild Einhorn (griechisch: “Monoceros“, lateinisch: „Unicornus“) endgültig in der astronomischen Wissenschaft eingeführt.
Das Einhorn ist ein mythologisches Tier, das schon seit Jahrtausenden die Phantasie der Menschen beschäftigt. Man stellte sich das Einhorn damals meist als einen unzähmbaren und schnellen Schimmel vor, der auf seiner Stirn ein langes, gerades Horn aus gewundenem Elfenbein trug. Derartige Hörner kamen ab und zu in den Handel. Sie stammen aber nicht von Einhörnern, sondern sind die Stoßzähne von männlichen Narwalen. Dass die vermeintlichen Hörner des Einhorns tatsächlich Narwalstoßzähne sind, ist seit langem bekannt. Dennoch ist die romantische Vorstellung vom Einhorn als gehörntem Schimmel voller Sanftmut und Kraft bis heute sehr lebendig geblieben.

 

Markante Sterne

Das Sternbild Einhorn enthält nur lichtschwache Sterne. Alpha Monocerotis ist nur 3,93 m hell, Beta Monocerotis bringt es auf lediglich 3,8 m und Gamma Monocerotis ist 3,98m hell. Die Anordnung der Sterne dieses Sternbilds erinnert keineswegs an die Gestalt eines Einhorns nicht zu erkennen. An einem aufgehellten Stadthimmel ist das Sternbild mit bloßem Auge in der Regel nicht wahrnehmbar. Dennoch sollte man dem Sternbild Einhorn Aufmerksamkeit schenken, denn man kann darin schöne Doppelsterne, Offene Sternhaufen und mehrere galaktische Nebel finden.

 

 

 

Besondere Sterne (Doppelsterne, Veränderliche)

Beta Monocerotis ist ein Dreifachsystem, von dessen Anblick schon Wilhelm Herschel begeistert war. Der Stern 15 Monocerotis besteht aus sechs bläulichen Komponenten, und Epsilon ist ebenfalls ein markanter Doppelstern, ein Partner ist gelb, der andere ist bläulich. Auch die Sterne 14 Monocerotis, Delta Monocerotis, 24 Monocerotis und Zeta Monocerotis sind Doppelsterne, Zeta enthält mehrere orange Komponenten.

 

Sehenswerte Deep-Sky-Objekte

Das Sternbild liegt mitten im Band der Wintermilchstraße und enthält daher einige Offene Sternhaufen, Reflexionsnebel, Gasnebel und Sternentstehungsgebiete. Empfehlenswerte Objekte für die Beobachtung am Fernrohr und die Astrofotografie sind der Rosettennebel, der Konus-Nebel, Hubble´s Veränderlicher Nebel (NGC 2261), sowie die Offenen Sternhaufen NGC 2244, NGC 2264, M50, NGC 2301, NGC 2232 und NGC 2506.
Der Rosettennebel ist ein ausgedehnter, ringförmiger Gas- und Staubnebel von ca. 30 Bogenminuten Durchmesser. In Teleskopen ist in der Regel nur der in den Nebel zentral eingebettete Offene Sternhaufen NGC 2244zu sehen. Fotografien zeigen jedoch die ausgeprägte H-Alpha-Emission der Nebels, dessen Masse auf 10000 Sonnenmassen geschätzt wird. Der Konus-Nebel entsteht durch den Schattenwurf einer Staubwolke im Strahlungsfeld eines heißen Sterns, der  an der „Spitze“ des Offenen Sternhaufens NGC 2264 zu finden ist. Dieser Sternhaufen ist auch als der „Weihnachtsbaumsternhaufen“ bekannt, weil sein Aussehen im Fernrohr an einen fern in der Nacht leuchtender Weihnachtsbaum erinnert. Hubble´s Veränderlicher Nebel NGC2261 ist ein Reflexionsnebel, der seine Form innerhalb von Tagen verändern kann. Er befindet sich um den Veränderlichen Stern R Monocerotis.
M50 ist ein heller Offener Sternhaufen, den man recht einfach auffinden kann. Er liegt am Ende des ersten Drittels einer gedachten Linie von Sirius nach Procyon. Charles Messier nahm ihn 1772 in seine Liste von Nebeln auf.
Der Offene Sternhaufen NGC 2301 liegt 5° westlich von Delta Monocerotis. Ca. 2,5° nördlich von Beta Monocerotis liegt NGC 2232.
Der sternreiche Offene Sternhaufen NGC 2506 liegt ca. 5° östlich von Alpha Monocerotis.

Über den Autor Günther Bendt

Günther Bendt ist Jahrgang 1951, Diplompädagoge und Ingenieur für Physikalische/Biomedizinische Technik. Er arbeitete in internationalen Unternehmen der Medizintechnik und war zuletzt mehrere Jahrzehnte Technischer Redakteur in einem Telekommunikationsunternehmen. Seit dem Sommer 2016 ist er im Ruhestand.

Als Kind beobachtete er zufällig eine Mondfinsternis, dieses Erlebnis weckte sein Interesse an der Astronomie. Seit 1997 macht er Führungen für Besuchergruppen der Volksternwarte Aachen. Er ist aktives Mitglied im Arbeitskreis Astronomie der Sternwarte. Seit 2000 wartet er die technische Ausstattung der Sternwarte.

Bei Astronomie.de erstellt er seit 2004 u. a. die monatliche Himmelsvorschau. Seit 2008 präsentiert er im Arbeitskreis Astronomie seine monatlichen „Neuigkeiten aus der Astronomie“.

Als astronomischer Betreuer hat Günther Bendt seit 2009 diverse Reisegruppen für Astronomie.de und für andere Veranstalter auf Sonnenfinsternisreisen nach China und Australien, zum Venustransit auf Island sowie zu diversen Polarlichtbeobachtungen im winterlichen Lappland begleitet. Er war bei fünf Reisen zum Nordkap auf einem Expeditionsschiff Kreuzfahrt-Lektor für Astronomie und Polarlicht. Auf fünf Kontinenten hat er bislang acht Totale Sonnenfinsternisse erlebt.