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Sternbild Malerstaffelei (lat. Pictor)

 

 

Lage, Größe und Sichtbarkeit

Das Sternbild Malerstaffelei ist ein unauffälliges Sternbild des Südhimmels. Es grenzt im Norden an die Sternbilder Taube und Grabstichel, im Westen an das Sternbild Doradus, im Süden an das Sternbild Fliegender Fisch und im Osten an die Sternbilder Schiffskiel und Achterschiff. Es nimmt am Himmel eine Fläche von 247 Quadratgrad ein und steht unter den 88 Sternbildern an 57. Position.

Geschichte und Mythologie

Trotz seines ursprünglich lateinischen Namens ist dieses Sternbild keine Schöpfung der Antike oder der Renaissance. Sein Schöpfer war der Nicolas Louis de Lacaille, Lehrer für Mathematik und Astronomie am College Mazarín in Paris. Von 1750 bis 1754 beobachtete er in offiziellem Auftrag in der Nähe von Kapstadt in Südafrika den südlichen Sternenhimmel. Dort vermaß er die Himmelspositionen von über 10.000 Sternen, sowie den Lauf von Mond und Mars, um so deren Parallaxen und damit deren Entfernung möglichst genau bestimmen zu können. Da es damals am Südhimmel noch nicht genug Sternbilder gab, welche de Lacaille zur leichteren Orientierung am Himmel und zur Messung der Winkelabstände der Sterne voneinander benötigte, schuf er er Südhimmel 15 neue Sternbilder. Eines davon nannte er Equuleus Pictoris, das ist die lateinische Bezeichnung für eine Malerstaffelei. Vermutlich benutzte de Lacaille eine Malerstaffelei als Ständer für seine Sternkarten.
Auf Johann Eilert Bode´s Sternenatlas Uranographia von 1801 erschien das neue Sternbild unter dem Namen „Pluteum Pictoris“. Später verkürzte man den lateinischen Namen des Sternbilds zu ’Pictor’. Der deutsche Name ’Malerstaffelei’ gibt die originale Bezeichnung de Lacailles jedoch am genauesten wieder.
Das Sternbild Malerstaffelei enthält weder Offene Sternhaufen noch Kugelsternhaufen oder helle Galaxien. Nur zwei seiner Sterne (Alpha Pictoris und Beta Pictoris) sind heller als die vierte Größe. Es enthält jedoch einige recht berühmte Sterne.

Markante Sterne

Der 3,9m helle Stern Beta Pictoris ist ein 63 Lichtjahre entfernter Stern der Spektralklasse A7 mit 8,7 Sonnenleuchtkräften. Beta Pictoris ist von einer ausgedehnten Staubscheibe umgeben, die durch die Strahlung des Sterns aufgeheizt wird und dadurch im infraroten Licht leuchtet. Vor einigen Jahren wurden von IR-Teleskopen in der Staubscheibe von Beta Pictoris Planeten nachgewiesen. Beta Pictoris liegt ca. 5° westnordwestlich des -0,7m hellen Sterns Canopus.  

Besondere Sterne (Doppelsterne, Veränderliche)

Ein berühmter Stern im Sternbild Malerstaffelei ist Kapteyn´s Stern, ein Roter Zwergstern von 0,274 Sonnenmassen. Er leuchtet mit nur vier Promille der Sonnenleuchtkraft. Kapteyn´s Stern ist derzeit nur 12,7 Lichtjahre von uns entfernt. Er ist einer der zahllosen Halosterne unserer Milchstraße. Er hat einen Durchmesser von 410000 km und eine Oberflächentemperatur von 3500° Kelvin. Der Stern zieht mit hoher Geschwindigkeit retrograd zum Milchstraßenzentrum, er entfernt sich dabei von uns mit einer Radialgeschwindigkeit von 245,5 km/s, wodurch sich seine Position an Himmel jährlich um 8,2 Bogensekunden verschiebt. Kapteyn´s Stern ist daher der Stern mit der zweitgrößten bekannten jährlichen Positionsveränderung. Nur Barnards Pfeilstern im Sternbild Schlangenträger verändert seine jährliche Position noch schneller.

Über den Autor Günther Bendt

Günther Bendt ist Jahrgang 1951, Diplompädagoge und Ingenieur für Physikalische/Biomedizinische Technik. Er arbeitete in internationalen Unternehmen der Medizintechnik und war zuletzt mehrere Jahrzehnte Technischer Redakteur in einem Telekommunikationsunternehmen. Seit dem Sommer 2016 ist er im Ruhestand.

Als Kind beobachtete er zufällig eine Mondfinsternis, dieses Erlebnis weckte sein Interesse an der Astronomie. Seit 1997 macht er Führungen für Besuchergruppen der Volksternwarte Aachen. Er ist aktives Mitglied im Arbeitskreis Astronomie der Sternwarte. Seit 2000 wartet er die technische Ausstattung der Sternwarte.

Bei Astronomie.de erstellt er seit 2004 u. a. die monatliche Himmelsvorschau. Seit 2008 präsentiert er im Arbeitskreis Astronomie seine monatlichen „Neuigkeiten aus der Astronomie“.

Als astronomischer Betreuer hat Günther Bendt seit 2009 diverse Reisegruppen für Astronomie.de und für andere Veranstalter auf Sonnenfinsternisreisen nach China und Australien, zum Venustransit auf Island sowie zu diversen Polarlichtbeobachtungen im winterlichen Lappland begleitet. Er war bei fünf Reisen zum Nordkap auf einem Expeditionsschiff Kreuzfahrt-Lektor für Astronomie und Polarlicht. Auf fünf Kontinenten hat er bislang acht Totale Sonnenfinsternisse erlebt.