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Astronomie mit dem Fernglas

Rezension von: Torsten Güths (Rezensent) | | Verlag

Einleitung

Ein Binokular steht fast jedem Haushalt zur Verfügung und wird als (Einstiegs-) Instrument für die Astronomische Himmelsbeobachtung oft vernachlässigt. Vermutlich aufgrund von Nicht- oder Falschwissen. Mit dem vorliegenden Werk sollte das nicht mehr passieren. Eine Besonderheit bei diesem Buch: Es ist vom Autor als Experiment gedacht. Sie können es sich im Internet unter http://freebook.fernglasastronomie.de/ frei ansehen! Bei Gefallen kann es bei Amazon erworben werden. Es dient auch als Appetitanreger auf das käufliche Hauptwerk „Astronomie mit Fernglas und Rich-Field-Teleskopen“.

 

Das proklamierte Ziel des Buches

„Nach Jahreszeiten sortiert führt dieses Buch Sie zu vielen Himmelsobjekten für das Fernglas.“

„Falls Sie noch kein Fernglas haben, finden Sie Tipps zum Kaufen und Testen. Einsteiger finden außerdem Beschreibungen der verschiedenen Himmelsobjekte“

„Sie brauchen also keine großen Vorkenntnisse, um mit diesem Buch den Himmel zu erkunden.“

 

Systematik und Inhalt

Das Buch hat 130 Seiten im Softcover, Hochformat 23cm×15cm mit schwarz-weiß Abbildungen.

Der Inhalt wird in 16 Kapitel gegliedert, die sich einteilen lassen in:

  • Einführung und Grundlagen (Warum ein Fernglas?; Ferngläser testen und pflegen; Erfolgreiches Beobachten)
  • Beobachtungsobjekte und Methoden (Sonnenbeobachtung;  Mondbeobachtung;  Die Planeten; Sterne und Deep-Sky-Objekte)
  • Der Himmel der Jahreszeiten (Die schönsten Ziele; Der Frühlingshimmel; Der Sommerhimmel; Der Herbsthimmel; Der Winterhimmel; Der Nordhimmel)
  • Anhang (Beobachtungsbuch (nur in der Printversion); Sternkarten; Links und Literatur)

 

Die Kapitel werden jeweils oben rechts genannt und erleichtern das Aufsuchen von Informationen auch ohne Index.

 

Einführung und Grundlagen

Alexander Kerste klärt die Frage nach dem Einstiegsteleskop eindeutig zu Gunsten des Fernglases. Die Summe der Vorteile spricht dafür: Preis, Transportabilität, leichte Bedienbarkeit, beidäugiges Sehen, großes Sichtfeld zur Objektsuche, sind nur einige der Vorzüge des Fernglases, die der Autor herausarbeitet. So vereinfacht es nicht nur den Einstieg sondern ermöglicht überhaupt erst die Beobachtung von großflächigen Strukturen. Das man nicht einfach ein Fernglas kauft, sondern auf geeignete Bauweisen und Größen achten soll erfährt der Leser auf den folgenden Seiten. Die Einsatzgebiete der unterschiedlichen Fernglasgrößen werden in einer Übersicht dargestellt. Wichtige Hinweise für die Unterscheidung von guten und schlechteren Optiken helfen, die größten Fehler bei der Anschaffung zu vermeiden. Hinweise für die Pflege, eine Testtafel und die Checkliste für den Fernglaskauf runden den instrumentellen Einstieg ab.

Der Erfolg hängt von den Methoden ab. Wie man die Beobachtungsnacht plant, welche Objekte man wählt und von welchem Ort und wie man sie am Besten beobachte wird abschließend beschrieben.

 

Beobachtungsobjekte und Methoden

Beginnend mit der Sonne und dem Mond führt der Autor den Leser im zweiten Hauptbereich in die Beobachtung der verschiedenen Objekttypen ein. Die obligatorische Warnung vor dem direkten Anblick der Sonne wird gegeben wie auch ein paar Hinweise zur Natur der Objekte. Der Mond wird mit seiner unterschiedlichen Phasen vorgestellt und auch eine Mondkarte, welche fast 40 erkennbare Strukturen bei kleiner Vergrößerung zeigen soll. Leider ist die Abbildung sehr kontrastschwach. Die acht Planeten, Pluto und Asteroiden werden knapp beschrieben. Hier stößt das Fernglas naturgemäß an seine Grenzen. Einzig Spektive zeigen etwas mehr Details bei den großen Planeten durch ihre höheren Vergrößerungen. In die Tiefe des Weltalls führt Kerste dann den Leser: Sterne, Doppelsterne, Veränderliche Sterne, Assoziationen, Sternhaufen, Gasnebel, Planetarische Nebel und Galaxien, um nur die Wesentlichen zu nennen, werden kurz inklusive der Beobachtungsmöglichkeiten umrissen.

 

Der Himmel der Jahreszeiten

Über 300 Deep-Skyobjekte sind im Fernglas erkennbar. Um den Überblick zu behalten empfiehlt Alexander Kerste die Verwendung von Katalogen und die Führung eines Beobachtungsbuchs. Dann geht es los in den Nachthimmel: Sortiert nach den vier Jahreszeiten und den jeweils gut beobachtbaren Sternbildern taucht der Leser in das Universum ein. Neben der großen Bedeutung von großflächigen Strukturen wie z.B. Mel 111, Mel 20, M44, die aufgrund ihrer Größe nur mittels einem Binokular komplett erfassbar sind werden auch Objekte von recht geringer Ausdehnung vorgestellt. Der Autor weist jeweils drauf hin, dass einige nur mit größeren Ferngläsern gut erkennbar sind.

 

Anhang

Anschließend erleichtert der Autor den Leser das Anlegen eines Beobachtungsbuches. Er listet die vorgestellten Objekte nach Sternbildern sortiert auf mit ein paar Leerzeilen zum Eintragen der Beobachtungen. Fünf Übersichtskarten zeigen die Position der beschriebenen Objekte.

 

Layout und Bildmaterial

Die Abbildungen sind durchgehend schwarz weiß und von einfacher Qualität. Kerste verfolgt auch den Ansatz, dass die Bilder eine möglichst zum Fernglaseindruck passende Visualisierung darstellen sollen. Das kann man als gelungen ansehen. Einige Abbildungen von Objekten, wie z.B. Planeten, Ringnebel, M13, sind jedoch so wie im Fernrohr. Er weist korrekterweise drauf hin jedoch passt es meines Erachtens nicht zum Buchtitel und könnte Enttäuschungen bringen. Weitere Kritikpunkte sind, dass die einfache Drucktechnik auch die schwachen Ausläufer einiger Nebel verschwinden lässt und das es letztlich Fotografien sind, die wiederum Strukturdetails zeigen, die so nicht im Fernglas erscheinen. Auch die Übersichtssternkarten im Anhang sollten schärfer sein. Sie erinnern mich an alte Taschenbücher, in denen die Objekte zwar verzeichnet waren, es jedoch nicht möglich war, sie am Himmel auch verwechslungssicher aufzufinden.

 

Resummee

Für ein geringes Geld erhält der Käufer alles notwendige Wissen um erfolgreiche Beobachtungen durchzuführen. Ein Kritikpunkt stellen die Abbildungen dar. Sie sollten den Eindruck im Fernglas besser darstellen. Interessant finde ich, dass Alexander Kerste einen neuen und sicherlich zeitgemäßen Weg der Verbreitung geht.

In der Summe stellt dieses Werk eine sehr gute Einführung in die praktische Beobachtung mit dem Fernglas dar und kann für einen Einstieg bedenkenlos empfohlen werden.

 

Titel:Astronomie mit dem Fernglas, Edition Schwarz-Weiß
Autor:Alexander Kerste
Verlag:Amazon Distribution GmbH, Leipzig
ISBN:978-1-480132-62-7
Jahr:2012
Infos: