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Beobachtung von Sonnenflecken

Dieser Artikel ist entnommen dem Kosmos StarObserver 2001/2002 Activity-Jahrbuch
Mit freundlicher Genehmigung des Kosmos Verlags

von Dr. Werner E. Celnik

Zu den schönen Grafiken mit Sonnenflecken-Statistiken tragen in jedem Jahr Hunderte von Beobachtern mit Hunderttausenden von Einzelbeobachtungen bei. Im so genannten Sonnenflecken-Relativzahl-Netz werden alle Einzelbeobachtungen von Amateur-Astronomen zusammengetragen und miteinander in Beziehung gesetzt. So einfach ist das aber nicht.

Ganz wichtig: Wenn von Beobachtungen die Rede ist, sind stets Beobachtungen durch Schutzfilter oder die Benutzung der Projektionsmethode gemeint. Niemals (!) direkt die Sonne beobachten!

Mehrere unterschiedliche Probleme beeinflussen das Ergebnis erheblich:

1. In der Natur der Sache liegt es, dass die Einordnung der beobachteten Sonnenflecken in ein Schema schwierig ist.2. Die Erdatmosphäre flimmert mal stärker, mal weniger stark: das beeinträchtigt die Sichtbarkeit von Flecken immer unterschiedlich.3. Die Amateure setzen unterschiedliche Beobachtungsinstrumente ein: Zur gleichen Zeit zeigen kleine Teleskope wenige, große dagegen viele Flecken auf der Sonne.4. Es gibt geübte und weniger geübte Beobachter: Der eine erkennt mehr, der andere weniger.

Jeder Beobachter sieht mit seinem Instrument also "seine" Sonne. Alle diese Effekte müssen bei der Zusammenstellung aller Beobachtungen der 1848 von Wolf eingeführten, so genannten Sonnenflecken-Relativzahl R als Maßzahl der Fleckenaktivität berücksichtigt werden.

Waldmeier hat im Jahr 1947 zehn Fleckenklassen eingeführt: A, B, C, D, E, F, G, H, I und J. In der Grafik links sind die Fleckenklassen zeichnerisch dargestellt. Es gibt demnach einzelne kleine und große Flecken, sowie kleine und große Fleckengruppen. Die Flecken-Relativzahl R ergibt sich aus der Zahl der Gruppen g mal 10 plus die Zahl aller Einzelflecken f, also

R = 10 x g + f

Die Klassen selbst sind in dieser einfachen Relativzahl nicht berücksichtigt. Sehen wir auf unserer Sonne eine A-Gruppe mit 2 Einzelflecken, eine B-Gruppe mit 5 Einzelflecken, eine B-Gruppe mit 9 Einzelflecken, und eine C-Gruppe mit 15 Einzelflecken, also insgesamt 4 Gruppen mit zusammen 16 Einzelflecken, so ergibt sich daraus eine Relativzahl von 10 x 4 + 31 = 71.

Hier genügt es uns, wenn wir es schaffen, unsere Sonnenflecken-Relativzahl an einem schönen Sonnentag zu bestimmten. Schreiben wir an jedem Tag die ermittelte Relativzahl auf, so bildet dieses Ergebnis mit allen nachfolgenden Beobachtungen zusammen unsere eigene Sonnenfleckenstatistik.

So können Sie Sonnenflecken beobachten

Noch einmal: Wenn Sie durch ein Teleskop beobachten wollen, setzen sie zuerst einen Sonnenschutzfilter vor das Teleskop und sichern Sie diesen vor Herabfallen. Zur Wahl eines geeigneten Filters lassen Sie sich bitte beraten durch Ihren Optiker, Ihre Volkssternwarte, das Planetarium in Ihrer Nähe oder fragen Sie die Fachgruppe SONNE der Vereinigung der Sternfreunde (VdS). Wählen sie dann eine Vergrößerung, bei der Sie die Sonne noch ganz im Okular erkennen können und zeichnen Sie die Sonnenflecken ab, die Sie durch das Okular sehen. Die Zeichnung passt gut auf ein Blatt Papier mit einem 10 cm großen Kreis als Sonnenscheibe.

Besser ist allerdings die Projektionsmethode: Befestigen Sie hinter dem Okular ein Blatt Papier (mit einem 10 cm durchmessenden Kreis als Sonnenscheibe) auf einer Unterlage, die mit dem Teleskop fest verbunden ist. Setzen Sie ein geeignetes (unverkittetes) Okular ein (z.B. vom Typ Huygens), projizieren Sie das Sonnenbild auf den Projektionsschirm in der richtigen Größe von 10 cm und stellen Sie das Bild scharf.

Zeichnen Sie die Flecken mit einem Bleistift auf das Blatt. Wenn Ihr Teleskop keine motorische Nachführung besitzt, werden Sie erkennen, wie schnell sich die Erde um ihre Achse dreht. Stellen Sie dann Ihr Teleskop wieder so ein, dass das Sonnenbild auf den gezeichneten Kreis fällt.

Notieren Sie auf das Blatt Datum, Uhrzeit, die Art des Teleskops und Beobachtungsmethode, verwendete Vergrößerung: fertig. Bestimmen Sie nun nach der oben beschriebenen Methode die Fleckenrelativzahl - denken Sie daran: Übung macht den Meister.