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Beobachtungen mit dem Teleskop

geschrieben von Ingo Stoevesandt

Wie funktioniert eigentlich ein Teleskop?

Ein Teleskop sammelt das schwache Licht der Sterne, besser als es Dein Auge kann. Mit einem Teleskop kannst Du viele Dinge am Himmel entdecken, die Du mit bloßem Auge nicht sehen könntest. Aber nicht jedes Teleskop ist gleich gebaut. Es gibt zwei Arten von Teleskopen, nämlich Spiegelteleskope und Linsenteleskope.

Das Linsenteleskop:

Ein Linsenteleskop erkennst Du daran, dass man am hinteren Ende des Teleskopes durchschaut. Sie sind meistens länger und schlanker als Spiegelteleskope. Heutzutage wirst Du viele Spiegelteleskope finden, die größer oder dicker als Linsenteleskope sind. Das liegt daran, dass es viel schwieriger ist, eine große Linse herzustellen als einen großen Spiegel.

Linsenteleskope werden auch oft "Refraktoren" genannt, da sie das Licht brechen (lateinisch "fractere"=brechen). Das Licht fällt durch die vordere Linse auf eine zweite Linse und von dort durch ein "Okular" in Dein Auge. (Siehe Bild unten)

Das Spiegelteleskop:

Ein Spiegelteleskop erkennst Du daran, dass man am vorderen Ende seitlich hereinschaut. Spiegelteleskope sind oft dicker oder größer als Linsenteleskope. Die größten Teleskope auf der Erde, wie z.B. das Mt. Palomar Teleskop der NASA oder das neue VLT der ESA, sind Spiegelteleskope. Es gibt Teleskope die einen Spiegel von mehreren Metern Durchmesser haben, das derzeit größte 8 Meter!

Spiegelteleskope werden auch oft "Reflektoren" genannt, da sie das Licht spiegeln (lateinisch "reflectare"=spiegeln). Das Licht fällt durch die vordere Öffnung auf den großen Hauptspiegel. Dieser spiegelt das Licht auf den kleineren Fangspiel, der im "Tubus" genannten Rohr sitzt. Von dort fällt das Licht durch das "Okular" in Dein Auge:

Manchmal nennt man Spiegelteleskope auch einfach "Newton" nach ihrem Erfinder Isaac Newton. Spiegelteleskope zeigen das Bild immer seitenverkehrt und auf dem Kopf stehend!

Rund ums Teleskop:

Das Okular

Ein Teleskop ist also erstmal eine Röhre mit Linsen oder Spiegeln darin. Es sammelt das Licht und schickt es aus einer Öffnung wieder heraus. Diese Öffnung nennt man auch den "Okularauszug". Blickst Du ohne "Okular" in diese Öffnung, wirst Du kein scharfes Bild erkennen. Das Okular ist eine Linse, die das Licht auf einen Punkt sammelt, nämlich auf der Netzhaut in Deinem Auge. Das Okular vergrößert dabei das betrachtete Bild. Auf der rechten Seite siehst Du, wie ein Okular aussehen kann.

Die Montierung

Teleskope sind viel größer als z.B. ein Fernglas. Da sie so groß sind, kann man sie nicht in der Hand halten, man braucht also eine Befestigung, die so genannte "Montierung". Es gibt drei Montierungen: Die "azimutale" Montierung, die "parallaktische Montierung" und das "Dobsonsystem".

Dobsonteleskope

Das "Dobson"teleskop ist die einfachste Montierung. Dabei sitzt das Teleskop auf Rädern auf einer Art Unterschrank, der auf einer Platte sitzt. Der "Schrank" kann nach links und rechts gedreht werden, das Teleskop nach oben unten. Das Dobsonsystem eignet sich auch für große, schwere Teleskope, ist jedoch für die Fotografie nicht geeignet, da man per Hand "nachschubsen" muss, wenn das beobachtete Objekt aus dem Sichtfeld wandert. Bei hohen Vergrößerungen braucht man eine ruhige Hand und viel Geduld, um damit in Ruhe beobachten zu können - doch Übung macht den Meister!

Die azimutale Montierung

Bei der "azimutalen" Montierung sitzt das Teleskop auf einer Gabel und kann mit einer Schraube (oder bei manchen Teleskopen mit einem Motor) in der Höhe verstellt werden. Die Gabel selbst lässt sich noch horizontal, also nach links und rechts drehen. Manche azimutalen Montierungen haben auch lange Drahthebel, "Wellen" genannt, mit denen sich die Höhe bequemer verstellen lässt. Die azimutale Montierung findest Du oft bei kleineren Teleskopen und Kaufhausteleskopen. Das Beobachten mit so einer Montierung ist nicht einfach, und die Schraube zur Höhenverstellung geht leicht kaputt. Vor allem die neuen kleinen motorgetriebenen Teleskope (z.B. von Celereon oder Meade) sitzen meist auf einer Gabelmontierung, diese sind jedoch dann gleich wieder teurer, wenn auch stabiler.

Die parallaktische Montierung

Bei der "parallaktischen" Montierung sitzt das Teleskop auf zwei Achsen, wobei eine der Achsen parallel zur Erdachse ausgerichtet wird. Diese Montierung wird von vielen Sternguckern bevorzugt, da man nur an einer Achse drehen muß, damit der Stern im Sichtfeld bleibt.

Bringt man an dieser Achse einen Motor an, so kann man bequem stundenlang ein und dasselbe Objekt beobachten, ohne einen Finger krumm zu machen. Darum wird diese Montierung auch von Astrofotografen gerne benutzt, die ihre Bilder lange belichten müssen.

Diese Montierungsart ist aber leider auch die teuerste. Außerdem ist es nicht leicht, damit umzugehen, man muss es richtig lernen, die Montierung so aufzustellen und auszurichten, dass der Stern im Sichtfeld bleibt. Mit etwas Übung ist das jedoch kein Problem.

Der Sucher

Oft findest Du auf Deinem Teleskop nochmal ein kleines Fernrohr: Das ist der "Sucher". Viele Objekte am Himmel kann man mit bloßem Auge schon nicht mehr sehen, man braucht also eine kleine Vergrößerung, um sie zu finden. Viele Suchfernrohre sind jedoch zu klein, und man sieht durch sie kaum was. Erst ab 5 cm Durchmesser machen sie wirklich Sinn.

Eine schöne Erfindung und Alternative zum Suchfernrohr ist der "Telrad"-Sucher. Das ist ein Gerät, das drei kleine Zielkreise per Laser an den Himmel projiziert. Es vergrößert jedoch nicht, so dass man damit nur die grobe Region, in der sich ein Objekt befindet, einstellen kann. Es gibt auch Leuchtpunktsucher, die statt den Zielkreisen einen Punkt an den Himmel werfen.

Mit dem Teleskop beobachten - wie geht das?

Denk daran: In der Nacht ist es dunkel. Darum ist es gar keine schlechte Idee, das Teleskop erstmal tagsüber auszuprobieren, wenn es hell ist. So kannst Du Dich in aller Ruhe mit Deinem Teleskop vertraut machen, bevor Du das erste mal damit in der Dunkelheit hantierst. Außerdem muss das Teleskop "ausgerichtet" werden, damit Du auch wirklich das am Himmel findest, was Du beobachten willst.

Das Ausrichten des Suchfernrohres:

Such Dir ein fernes Objekt, zum Beispiel eine Kirchturmspitze oder einen Schornstein, einen Strommast oder einen weit entfernten, hohen Baum.

Nimm den Deckel vorne vom Teleskop ab, sonst siehst Du nichts! Nun bewege das Teleskop so, dass es grob in die Richtung von Deinem Objekt zeigt, natürlich mit der vorderen, offenen Seite. Dazu musst Du, je nach Montierung (siehe oben) Schrauben lösen oder die Achsen verstellen.

Schau nun durch das kleine Sucherfernrohr und bewege das Teleskop, bis das Objekt, das Du beobachten willst, genau in der Mitte vom Fadenkreuz (oder beim Telrad im kleinsten Kreis) ist. Nun musst Du ein Okular in den Okularauszug stecken.

Der Okularauszug sieht so aus:

Auf den Okularen steht oft eine Zahl. Je höher die Zahl ist, um weniger (!) vergrößert es den Bildausschnitt. Nimm am besten ein Okluar mit möglichst kleiner Vergrößerung, also mit einer großen Zahl (z.B. 20mm). Am Okularauszug sind an der Seite kleine Räder. Wenn Du an ihnen drehst, bewegt sich der Okularauszug rein und raus. Diese Räder mußt Du drehen, um das Bild scharf zu stellen.

Schaue nun durch das Okular. Wenn das Bild unscharf ist, drehe solange an den Rädern des Okularauszuges, bis das Bild einigermaßen scharf ist. Siehst Du das Objekt (Kirchturm, etc), das Du in Deinem Sucher eingestellt hast? Wahrscheinlich nicht. Bewege nun das Teleskop solange, bis Dein Objekt genau in der Mitte vom Okular ist. Das Bild steht auf dem Kopf? Kein Problem, das machen Spiegelteleskope immer so!

Schau nun wieder durch das kleine Sucherfernrohr. Am Suchfernrohr (oder Telrad) findest Du meist drei kleine Schrauben, mit denen Du das Suchfernrohr verstellen kannst. Drehe nun solange an den Schrauben, bis Dein Objekt auch hier genau in der Mitte ist. Achte darauf, dass Du nicht aus Versehen gegen das Teleskop kommst, sonst musst Du nochmal von vorne anfangen!

Ist Dein Objekt sowohl im Okular als auch im Suchfernrohr genau in der Mitte? Prima, dann ist Dein Suchfernrohr mit dem Teleskop "justiert", also ausgerichtet!

Jetzt steht der ersten Beobachtung in der Nacht nichts mehr im Weg!

Die erste Nacht: 

  • Wenn Du zum ersten Mal nachts beobachtest, fang mit etwas Leichtem an: Am besten eignet sich der Mond. Gehe dabei genau so vor, wie beim Ausrichten des Sucherfernrohres am Tag (siehe oben). Richte das Teleskop grob auf den Mond, dann stell den Mond erstmal im Sucherfernrohr ein. Wenn er dort genau in der Mitte ist, sollte er auch im Okular genau in der Mitte sein. Schaue nun durchs Okular und drehe an den Rädern des Okularauszuges, bis das Bild scharf ist.
  • Wenn Du höher vergrößern willst, musst Du das Okular wechseln. Dabei wirst Du feststellen, dass das Bild mit dem neuen Okular nicht mehr scharf ist. Jedes Okular hat einen anderen "Brennpunkt", es sammelt das Licht also an einem anderen Punkt als das Okular zuvor. Du wirst also bei (fast) jedem Wechsel des Okulars das Bild neu scharf stellen müssen.Als Nächstes kannst Du mal versuchen, einen hellen Stern einzustellen. Gehe dabei vor wie beim Mond: Stelle den Stern erst in die Mitte beim Sucherfernrohr, dann nimm ein Okular mit der kleinsten Vergrößerung und schaue hindurch. Wahrscheinlich willst Du weiter vergrößern: Überraschung! Der Stern bleibt immer ein Punkt, egal wie groß Du vergrößerst! Wenn Du jetzt jedoch den Stern unscharf stellst, wird aus ihm eine matschige Scheibe.
  • Nun kannst Du mal versuchen, einen Sternhaufen oder einen Nebel im Teleskop einzustellen. Damit Du weißt, wo Du diese findest, brauchst Du eine Sternkarte und ein aktuelles Himmelsjahrbuch, beides bekommst Du hier. Richte das Teleskop erstmal grob auf das Sternbild, in dem sich das Objekt befindet. Dann schaue durch das Sucherfernrohr und versuche dort den Stern in die Mitte zu stellen, der Deinem Objekt am nächsten ist. Nun schaue durch das Okular (wieder das mit der kleinsten Vergrößerung) und bewege das Teleskop vorsichtig so lange, bis Du das Objekt gefunden hast. Denke dabei daran, dass Spiegelteleskope alles seitenverkehrt und auf dem Kopf abbilden!
  • Wenn Du Galaxien oder Nebel beobachten willst, brauchst Du einen dunklen Himmel. Selbst der Mond ist bereits zu hell, am besten beobachtest Du solche Objekte also bei Neumond. Denke auch daran, dass viele Objekte auf Fotos recht groß aussehen, im Gesichtfeld des Okulars (also beim Blick durch das Teleskop) jedoch sehr klein sind. Ein Kugelsternhaufen oder eine Galaxie wirkt dann meist nicht größer als eine Erbse...

Tips für die Beobachtung:

  • Ganz wichtig: Richte das Teleskop nicht auf die Sonne! Dabei kannst Du erblinden!!! Laß niemanden durch das Teleskop auf die Sonne schaun, auch nicht zum Spaß!
  • Die Sonne kann man nur beobachten, wenn man sich einen Sonnenfilter bastelt. Dafür gibt es spezielle Folie, die nur 1% des Lichtes durchläßt. Solche Folie bekommst zum Beispiel hier.
  • Beobachte nicht durch ein Fenster oder durch die offene Balkontür. Das bringt nichts, denn die Temperaturunterschiede zwischen Drinnen und Draußen und das dicke Fensterglas machen es unmöglich, das Bild ordentlich scharf zu stellen.
  • Such Dir einen Platz, der möglichst dunkel ist. Am besten einen Acker oder eine Wiese, wo keine Straßenlaternen oder beleuchtete Häuser in der Nähe sind. Je mehr künstliches Licht um Dich herum ist, umso heller wird auch der Himmel, und um so weniger siehst Du durch Dein Teleskop.
  • Beobachte, wenn möglich, zusammen mit jemand, der schon Erfahrung im Beobachten mit einem Teleskop hat, oder mit einem Erwachsenen. Dann kann Dir jemand helfen, falls mal etwas nicht klappt.
  • Hast Du eine parallaktische Montierung (siehe oben) und möchtest sie gerne so ausrichten, dass Du nur eine Achse zu drehen brauchst, damit der Stern im Sichtfeld bleibt? Dieses Ausrichten nennt man auch "Einnorden" oder "Einscheinern". Wie das geht und mehr dazu erfährst Du z.B. hier.
  • Fang immer mit der kleinsten Vergrößerung an, und arbeite Dich langsam in den Vergrößerungen hoch!
  • Wer länger beobachtet, der sieht mehr! Wenn Du glaubst, nach ein paar Sekunden schon alles gesehen zu haben, dann täuscht Du Dich. Bei vielen Objekten, vor allem bei Planeten, Galaxien und Nebeln, wirst Du auch nach einigen Minuten immer noch was Neues sehen. Versuche doch mal, jemand das zu beschreiben, was Du siehst. Dann werden Dir noch mehr Details auffallen. Oder versuche, das was Du siehst, abzuzeichnen - gar nicht so einfach!
  • "Man sieht ja gar nichts!" Das hört man oft, wenn ein Anfänger durch ein Teleskop blickt. In kleinen Teleskopen sind Galaxien, Kugelsternhaufen und Nebel meist nur dunkelgraue, verwaschene Flecken, die man kaum erkennen kann. Hierzu musst Du wissen, das man das "teleskopische Sehen" erst richtig lernen muss. Wer schon oft durch ein Teleskop geschaut hat, weiß, worauf er achten muss. Darum: Sei nicht enttäuscht, wenn es beim Blick durch das Teleskop nicht so aussieht, wie auf den bunten Bildern, die Du aus dem Fernsehen, aus Büchern oder aus dem Internet kennst! Diese Bilder sind nachbearbeitet und haben nichts damit zu tun, wie es aussieht, wenn man das Gleiche durchs Teleskop beobachtet! Gib nicht sofort auf, sondern beobachte weiter. Mit der Zeit wirst auch Du lernen, worauf man achten muss. Schau auch nochmal auf unsere Beobachtungsseite, dort steht mehr über das "indirekte Sehen", eine Technik, die Du am Teleskop oft brauchen wirst.