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Ausdruck vom: Freitag, der 24.03.2023

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Astrofotografie leicht gemacht

Der Wunsch, Astrofotografie zu betreiben, ist weit verbreitet - leider stellen die Deep-Sky-Objekte mit den nötigen langen Belichtungszeiten sehr hohe Ansprüche an die Montierung und die Nachführung des Teleskops. Beim Mond können Sie dagegen schon mit wenig Geld schöne Ergebnisse erzielen, wenn Sie bereits ein Teleskop und eine geeignete Kamera besitzen. Falls Sie nicht gerade während der totalen Phase einer Mondfinsternis fotografieren, benötigen Sie bei kleineren bis mittleren Brennweiten noch nicht einmal eine Nachführung. Allerdings sollte die Montierung möglichst robust sein, damit sie das Gewicht der Kamera problemlos trägt und auch nicht wackelt, wenn die Kamera auslöst.

Auf den folgenden Seiten verraten wir Ihnen, welche Möglichkeiten es zur Bildaufnahme gibt und wie Sie rasch zu schönen Mondfotos gelangen - egal, ob Sie eine digitale Spiegelreflexkamera (DSLR), eine Kompaktkamera oder eine Webcam verwenden.

Fokale Mondfotografie

Fokale Fotografie klingt erst einmal anspruchsvoll, bedeutet aber nichts anderes, als dass die Kamera in der Bildebene des Objektivs steht, dass ein scharfes Bild auf dem Film bzw. Sensor entsteht – Sie benutzen also lediglich eine Kamera mit Objektiv, wobei das normale Kameraobjektiv in der Regel durch ein Teleskop ersetzt wird, um längere Brennweiten verwenden zu können und so höhere Vergrößerunge zu erzielen. Mit Kompaktkameras ohne Wechselobjektiv sind sie dabei auf den Brennweitenbereich der Kamera festgelegt, während Sie  Spiegelreflexkameras über einen T2-Adapter fast an jedes beliebige Teleskop anschließen können.Wenn Sie den Mond durch ein normales Objektiv fotografieren, werden Sie rasch feststellen, dass er sehr klein ist. Selbst mit einem guten Teleobjektiv bei 200 oder 300 Millimeter Brennweite füllt er nur einen Teil des Bildes aus. Als Richtwert können Sie sich merken, dass der Mond pro Meter Brennweite etwa 10 Millimeter groß abgebildet wird.

Ein Kleinbild-Diafilm ist 24 x 36 Millimeter groß, der Vollmond kann also in Teleskopen mit etwa 2,3 Meter Brennweite bildfüllend auf ein Dia gebannt werden – ein bisschen Abstand zum Rand sollte vorhanden sein, dann wirkt das Bild nicht so gequetscht. Durch die elliptische Umlaufbahn des Monds und seine dadurch wechselnde Entfernung zu Erde ist der Mond nicht immer gleich groß, sodass etwas Sicherheitsabstand auch kein Fehler ist. Digitale Spiegelreflexkameras haben in der Regel kleinere Chips im DX-Format von etwa 23 x 15 Millimeter, sodass der Mond bereits bei 1,4 Meter bildfüllend abgebildet wird. Die genaue Chipgröße kann dabei je nach Hersteller und Modell leicht unterschiedlich sein, außerdem gibt es auch Kameras mit größeren Chips.

Auch wenn Sie im Prinzip fokale Fotografie betreiben, wenn Sie den Mond einfach mit einer beliebigen Kamera fotografieren, ist für die Mondfotografie eine Spiegelreflexkamera und ein Teleskop die gängige Kombination – ansonsten ist der Mond einfach zu klein, auch wenn Sie am Teleskop den Autofokus nicht verwenden können. Im Prinzip ist es egal, ob Sie eine digitale oder eine analoge Spiegelreflex benutzen. Bei einer Digitalkamera sollten Sie allerdings einen Klarglasfilter oder besser noch einen UV/IR-Sperrfilter einsetzen. Letzterer kann bei Refraktoren zu schärferen Bildern führen, da er ultraviolettes oder infrarotes Licht blockt, für das die Kamera empfindlich sein kann – diese unsichtbare Strahlung hat in der Regel einen anderen Schärfepunkt als sichtbares Licht. Vor allem schützt so ein Filter aber den Kamerachip vor Staub. Dafür können Sie auf Clipfilter zurückgreifen, die in das Kameragehäuse eingesetzt werden, auf DSLR-T-Ringe, die gleichzeitig als T2-Adapter und Filterhalter dienen, oder auf Adapter von T2 auf 2"-Steckhülsen, in die ein 2"-Filter eingeschraubt werden kann. Sie können natürlich auch ohne diesen Schutz fotografieren, allerdings kann sich dann sehr rasch Staub auf dem Bildsensor absetzen, sodass Sie Ihre Kamera reinigen müssen, wenn Sie keine dunklen Flecken auf ihren Bildern wollen.

Um die Kamera an das Teleskop anzuschließen, benötigen zuerst einen T2-Adapter. Dieser hat auf der einen Seite ein T2-Gewinde und auf der anderen einen Bajonett-Verschluss, der zu Ihrer Kamera passen muss. Dann benötigen Sie ein weiteren Adapter vom T2-Anschluss auf den Okularauszug Ihres Teleskops. Ideal sind Adapter mit 2" Durchlass, da diese das Bild nicht abschatten ("vignettieren") – aber das geht natürlich nur, wenn Ihr Fernrohr auch einen 2"-Okularauszug hat. Einige Okularauszüge oder 1,25"-Reduzierstücke haben bereits ein T2-Gewinde integriert.

Für die fokale Mondfotografie sollten Sie wie immer bei der Astrofotografie ein möglichst stabile Montierung verwenden. Wenn eine Spiegelreflexkamera auslöst, klappt nämlich zuerst der Spiegel hoch, was zu Erschütterungen führt. Bei langen Brennweiten werden diese deutlich im Bild festgehalten, und Ihre Aufnahme ist verwackelt. Die Belichtung starten Sie am Besten mit einem Fern- oder Drahtauslöser, Sie können aber auch den Selbstauslöser verwenden. So stoßen Sie nicht an das Teleskop und vermeiden unnötige Erschütterungen.

Im Gegensatz zur Deep-Sky-Fotografie benötigen Sie übrigens nicht unbedingt eine parallaktische Montierung mit Nachführung: Mit einem Teleskop mit 600mm Brennweite sind rund vier Sekunden Belichtung möglich, ohne dass das Bild merklich verzogen wird, und da der Mond sehr hell ist, genügen Ihnen meist Belichtungszeiten unter einer Sekunde. Nur bei einer Mondfinsternis brauchen Sie eine Nachführung. Der Belichtugsmesser der Kamera gibt Ihnen einen guten Anhaltspunkt für die nötige Belichtungszeit, und bei einer DSLR können Sie das Bild ohnehin gleich darauf kontrollieren, ob es unterbelichtet ist oder ob Teile davon überbelichtet ("ausgebrannt") sind. Benutzen Sie eine möglichst niedrige ISO-Zahl, so vermeiden Sie grobkörnige Diafilme oder das elektronische Bildrauschen digitaler Kameras. Idealerweise nehmen Sie die Bilder im RAW-Format auf, so umgehen Sie eine eventuelle kamerainterne Nachberabeitung. Andernfalls stellen Sie den Weißabgleich möglichst aus "Direktes Sonnenlicht" und speichern die Bilder als unkomprimierte JPEGs.

Das manuelle Scharfstellen ist nicht ganz trivial, daher suchen Sie am besten den wahrscheinlichsten Schrfepunkt und machen bei leicht unterschiedlicher Fokussierung mehrere Aufnahmen. Ideal ist es, wenn Ihr Okularauszug eine Millimiterskala mit Nonius hat, dann können Sie eine Testserie schießen und diese am großen PC-Monitor überprüfen. Dieser Luxus ist leider selten... Auf jeden Fall sollten Sie immer mehrere Aufnahmen hintereinander schießen, damit Sie einen Moment mit möglichst ruhiger Luft erwischen. Warten Sie auch, bis der Mond möglichst hoch über dem Horizont steht, dort ist die Luft ruhiger.

Von Ihren Aufnahmen können Sie dann in aller Ruhe die schärfsten auswählen, die übrigen können Sie getrost löschen. Für die Bildbetrachtung empfiehlt sich ein Programm, mit dem Sie die Bilder als Vollbild ansehen können und leicht zum nächsten wechseln können. Unter Windows ist IrfanView eine gute Wahl, unter MacOS X leistet Xee gute Dienste.