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Ausdruck vom: Montag, der 18.03.2024

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Der Physiker und Ex-Astronaut Ulrich Walter im Gespräch – Teil I

„Am ersten Tag deutete jeder von uns auf sein Land. Am dritten oder vierten Tag zeigte jeder auf seinen Kontinent. Ab dem fünften Tag gab es für uns nur noch eine Erde.“ Dieser von dem Shuttle-Astronauten Sultan Bin Salman al-Saud im Jahre 1985 zum Besten gegebener Aphorismus spiegelt wohl wie keine andere Raumfahrerweisheit den Perspektivenwechsel wider, den bislang 541 Raumfahrer im All erlebt haben. Zu ihnen zählt auch der Ex-Wissenschaftsastronaut Ulrich Walter, der an der TU München forscht und lehrt. Anlässlich seines neuen lesenswerten und zum Bestseller avancierten Buches "Im Schwarzen Loch ist der Teufel los", in dem laut Verlag "alles Wissenswerte über die Welt von unten und oben" steht, kam es zu einem längeren Interview mit dem vielseitig interessierten Physiker. In ihm äußerte er sich auch über Themen, die er in seiner Publikation bewusst ausgelassen hat.

H. Zaun: Sie gehen in ihrem neuen Buch auf den Film "Der Marsianer" ein und kritisieren einige darin auftauchende Fehler, bewerten ihn insgesamt aber als guten Streifen. In den letzten Jahren hielten auffallend viele Science-Fiction-Blockbuster Einzug in die Kinos. In ihnen rückten Themen aus der Raumfahrt, Astrophysik und Astrobiologie verstärkt in den Vordergrund – siehe "Arrival", "Gravity", "Star Trek", "Independence Day II", "Interstellar" etc. Ist hier eine cineastische SF-Renaissance erkennbar?

Walter: Das ist schwer zu sagen. Aber ich habe schon das Gefühl, dass sich Space-Themen innerhalb des Films zu einem eigenen Genre entwickeln – so wie seinerzeit Arzt- und Westernfilme!

Aber "Interstellar" hat Schwarze Löcher salonfähig gemacht und dieses Phänomen einer breiteren Öffentlichkeit nähergebracht. Vorher konnten sich viele Menschen auf diese abstrakten Gebilde keinen Reim machen. Doch dank Kip Thorne, der als Berater mitwirkte, überzeugte dieser SF-Film sogar das Fachpublikum …

Ich habe den Film noch nicht gesehen, sondern nur den Teaser. Aber die ersten Eindrücke waren positiv. Die filmtechnische Umsetzung der Schwarzen Löcher wirkte sehr gelungen. Genau dies ist ja extrem schwer darzustellen. Da waren wohl in der Tat gute Berater am Werk.

Wir haben eben den erfolgreichen Kinofilm "Der Marsianer" angesprochen. Schlagen wir doch einmal direkt einen Bogen zu den schon vor Jahrzehnten vorgestellten bemannten Mars-Missionskonzepten, von denen jedoch noch keines reale Konturen gewann. In ihrem Buch gehen sie hierauf ein und äußern sich ausführlicher zu dem Mars-One-Programm, das jedoch wie ein schlechter PR-Gag anmutet. Sie gehen mit Mars One hart ins Gericht, deren Verantwortliche ab 2027 die Besiedlung des Mars mit Freiwilligen realisieren wollen, für die es allerdings kein Rückflug-Ticket zur Erde gäbe. Sie beziffern allein die Wahrscheinlichkeit einer Bruchlandung dieser Mission auf 50 Prozent.

Ich würde die Wahrscheinlichkeit einer Bruchlandung sogar bei 70 bis 80 Prozent veranschlagen. Die Überlebenswahrscheinlichkeit für die Crew dürfte in den ersten zwei Monaten sogar noch geringer sein. Sie liegt bestenfalls bei 20 bis 30 Prozent!

Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Expedition überhaupt stattfindet?

Im Augenblick tendiert diese gegen Null. Nach dem Ausstieg der niederländischen TV-Produktionsfirma Endemol haben die Verantwortlichen noch keine anderen Finanziers gefunden.
Keiner sagte bislang zu. Die Mars-One-Mission hat daher zurzeit extreme finanzielle Probleme. Ich habe gute Beziehungen zur Paragon. Das ist eine amerikanische Firma für Auftragstechnologien, die sich primär auf Lebenserhaltungssysteme für den Weltraum spezialisiert hat. Diese wurden auch von Mars One beauftragt, ein marstaugliches Habitat zu entwickeln. Aber dieser Auftrag wurde nach einem halben Jahr gecancelt.
Die Macher von Mars One betreiben zurzeit auch keine weitere Technologieentwicklung mehr. Normalerweise müssten für solche Großprojekte im Vorfeld Milliarden Dollar investiert werden. Eine kleine Firma allerdings kann solche Summen nicht stemmen. Mit Werbung allein lassen sich in der Vorbereitungsphase solche hohen Entwicklungsgelder nicht auftreiben. In die schwarzen Zahlen würde man erst viel später kommen, wenn während des Flugs oder auf dem Mars die Mission im Rahmen einer Big-Brother- oder Live-Reality-Show präsentiert würde.

Mit Blick auf die zu erwartende Reality-Show befürchten sie aber, dass der Voyeurismus während einer solchen Expedition noch schlimmere Züge annehmen könnte als wir dies bereits gewohnt sind. Panem et circenses! Es steht zu befürchten an, dass viele Zuschauer sich sodann an Katastrophen und persönlichen Tragödien ergötzen, die sich während des Marsflugs oder auf dem Mars zutragen.

Ja, ich weiß nicht, wem ich jetzt bewusst auf die Füße treten soll. Was die Verantwortlichen von Mars One planen, würden andere vielleicht auch so machen, nämlich daraus Kapital zu schlagen – selbst wenn dies unethisch wäre. Aus meiner Sicht ebenso unethisch sind aber auch die Menschen, die diese Kost konsumieren. Fragwürdig wäre es vor allem dann, wenn die Zuschauer vorab wissen, dass Astronauten im Überlebenskampf liegen. Wenn das Scheitern der Mission Kalkül ist, halte ich es für unmoralisch, mit der Kamera die Katastrophe einzufangen.

Aber für die Mars-One-Astronauten ist die Reise ohnehin eine ohne Rückkehr …

Nun, man könnte ja auch sagen, dass das Leben selbst eine Reise ohne Rückkehr ist. Der Unterschied besteht darin, dass bei so einer Mars-Mission der Tod gezielt in Kauf genommen wird. Ich habe mit einigen Kandidaten darüber gesprochen und musste dabei feststellen, dass sie von Mars One über die wahren Gefahren nicht aufgeklärt wurden. Als ich die Kandidaten darüber aufklärte, beschlich mich aber das Gefühl, dass es denen ohnehin egal ist, was mit ihnen passiert.
Ihnen geht es offensichtlich nur darum, ins Guinness-Buch-der-Rekorde zu kommen. Ich verstehe einfach nicht, warum auch Familienväter mit Kindern zu diesem Himmelfahrtskommando bereit sind, obwohl sie wissen, dass sie keine zwei Monate auf dem Mars überleben und vielleicht noch nicht einmal den Abstieg auf die Marsoberfläche erleben. Aber jeder kann mit seinen Leben bekanntlich machen was er will! Unmoralisch ist aber, mit diesem Todeskampf gezielt Geld zu verdienen.

Sie haben den inzwischen zurückgetretenen NASA-Chef Charles Bolden mit deutlichen Worten kritisiert. Auch das wenig ambitionierte Weltraumprogramm des letzten Präsidenten der Vereinigten Staaten fand nicht ihre Zustimmung. Was erwarten Sie nunmehr von Donald Trump? Er hat scheinbar für die Exploration des Sonnensystems mehr übrig als Barack Obama seinerzeit. Aber der Schein könnte trügen.

Grundsätzlich zeigt die Vergangenheit, dass die Republikaner der Raumfahrt offener gegenüberstehen als die Demokraten. Das heißt in diesem Fall aber nicht sehr viel. Ich habe bei Donald Trump das Gefühl, dass Raumfahrt ihn nicht allzu sehr interessiert. Sie wird sich auch unter ihm vielleicht nicht großartig ändern. Die Anerkennung der Bedeutung der bemannten und unbemannten Raumfahrt fehlt auf allen Ebenen. Ganz glücklich bin ich mit der jetzigen Entwicklung nicht. Ich kann nur hoffen, dass es ein wenig besser wird.

Die Dynamik der Chinesen und deren unbedingter propagandistisch geprägter Wille, in der Raumfahrt das Zepter der Macht zu übernehmen, ist bekannt und beachtlich. Trauen Sie den Chinesen zu, bis zum Jahr 2030 eine eigene bemannte Mars-Mission zu starten und erfolgreich zu absolvieren?

Das ist eine interessante Frage. Nach allem, was ich erlebt, gesehen und gelesen habe, bin ich davon sehr beeindruckt, dass die Chinesen nicht viel um den heißen Brei reden, sondern konsequent handeln. Sie machen es einfach! Sie kündigen nichts großspurig an, um zu beeindrucken. Nein, sie schreiten einfach zur Tat über. Das imponiert mir. Ich glaube schon, dass China in der 2020er-Jahren mit Taikonauten zum Mond fliegen und dort langfristig Fuß fassen wird. Aber sie werden es alleine machen – ohne die Amerikaner. Doch in die Zukunft zu schauen, ist bekanntlich sehr schwer.

Genau deshalb gehen wir jetzt zeitlich zurück und kommen auf die Moon-Hoax- bzw. Moon-Fake-Debatte zu sprechen, deren Anhänger ja seit 2001 verstärkt behaupten, dass die sechs bemannten Mondmissionen von der NASA vorgetäuscht wurden. Nachdem der Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) sehr beeindruckende Bilder zur Erde gefunkt hat, auf denen man die Landestellen diverser Apollo-Missionen sieht, ist es spürbar ruhiger geworden um die Mondverschwörungstheoretiker.

Es gibt allerdings immer noch eine Hardcore-Fraktion. Aber insgesamt gesehen ist es tatsächlich ruhiger geworden. Früher kamen die Menschen in Scharen zu mir und fragten mich nach Vorträgen, ob die Apollo-Missionen gefälscht waren. Es verging kaum ein Tag, an dem nicht das Telefon klingelte und eine Anfrage wegen der Moon-Hoax-Debatte kam. Aber das Ganze war damals ein klassischer Hype, so wie es immer wieder viele Hypes gibt. Denken Sie an die Diskussion um die NSA und die Abhöraffäre betreffend Angela Merkel! Das war Ende 2013 ein großer Hype. Heute hingegen redet keiner mehr darüber. Aber wie jede konspirative Verschwörungstheorie hat dieser Hype Züge eines Mems und wird erst dann begraben, wenn wir wieder auf dem Mond landen und die damaligen Apollo-Landeplätze besuchen.

Aber was konstant geblieben ist, ist die Alien-Debatte! Viele fasziniert die Frage nach dem Vorhandensein außerirdischer Intelligenz nach wie vor.

Ja, sie ist spürbar konstanter, auch wenn nicht mehr in dem Maße wie vor etwa zehn Jahren. Ich würde nicht sagen, dass sie stark abgeebbt ist. Aber sie ist auch nicht mehr ganz so präsent, weil sie früher enger mit der Diskussion um und über UFOs etc. verknüpft war. Doch dank der Entdeckung zahlreicher extrasolarer Planeten ist die Alien-Debatte wissenschaftlicher geworden. Die Menschen stellen sich nunmehr eher die Frage: Könnte es auf solchen Welten außerirdisches Leben geben? Sind wir allein? Dagegen interessieren sie sich immer weniger für die Frage, ob die Erde von Außerirdischen regelmäßig besucht wurde oder noch wird.

Dennoch richten viele Paläo-SETI-Anhänger ihren Fokus ausschließlich auf hochstehende Kulturen. Viele erhoffen sich, dass diese sich als kosmische Heilsbringer gerieren und uns altruistisch über unsere Probleme hinweghelfen. Sie sollen uns in ein neues Zeitalter führen.

Das ist genau die Mystik, die seit Anbeginn in uns Menschen steckt. Es gibt bei uns wohl einige Gehirnwindungen, in denen Mystik und Spiritualität programmiert ist. Seelenlehre, Astrologie, Religion – diese Art zu denken ist kulturell und gar genetisch tief in uns verankert.

Es gibt aber auch esoterischen Strömungen, die gezielt wissenschaftliche Erkenntnisse und Theorien inkorporieren, um Seriosität vorzugaukeln.

Ich habe solche Damen und Herrn leibhaftig erlebt und deren naturwissenschaftlich-esoterisch gefärbten Argumente gehört. Mir ist auch ein Buch der Quantenmystik mit dem Titel "Chinesische Quantum Methode“ in die Hände geraten. In ihm adaptiert die Autorin die neuesten Erkenntnisse der Quantenphysik und projiziert diese in ihr esoterisches Weltbild, baut darum ihre Theorie auf, ohne den physikalischen Hintergrund verstanden zu haben. Dazu möchte ich Tom Hanks zitieren: „Wir leben in einer Gesellschaft, in der kein Gesetz verbietet, mit der Verbreitung von Dummheit oder Blödsinn Geld zu verdienen.“ In manchen Buchhandlungen gibt es sogar Buchecken, in denen nur Engel-Bücher gelistet sind.

Engel sind bekanntlich weiß – vielleicht so weiß wie die vermeintlichen Weißen Löcher, die einige Kosmologen postulieren. Diese Theorie mögen Sie gleichwohl nicht sonderlich …

Die Idee der Weißen Löcher mündet in eine schwierige Theorie, weil diese Anti-Lösungen zu Schwarzen Löchern sind, die selbst aber nicht real sind. Sie sind formal gesehen zeitlich invertierte Schwarze Löcher. Wurmlöcher hingegen sind eine masselose Symbiose aus Schwarzen und Weißen Löchern. Ich bezweifle allerdings, dass es Wurmlöcher im Universum gibt. Es ist zwar ein valides, aber rein theoretisches Konzept. Was man in mathematischen Modellen erstellen kann, muss in der Realität nicht unbedingt existieren oder funktionieren. Es gibt in den Geisteswissenschaften eine Theorie, der zufolge alles das, was denkbar ist, im Universum existieren muss. In der Physik muss aber etwas, was mathematisch berechnet und belegt werden kann, nicht unbedingt vorkommen. Wurmlöcher sind in der Theorie berechenbar, aber ich glaube nicht, dass diese im Kosmos auftauchen. Denkbar wäre vielleicht, dass sie sich, wie die virtuellen Teilchen im Vakuum, virtuell im Raum-Zeit-Quantenschaum manifestieren. Auf makroskopischer Ebene hingegen bleiben sie reine Fantasiegebilde.

Es gibt eine schöne von Commander Spock rezitierte Weisheit. Sie stammt aus dem Star-Trek-Kosmos und reflektiert das erste Gesetz der Metaphysik von Kiri-kin-tha. (Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart). Es lautet: Nichts Unwirkliches existiert!

Sehr schön. Das habe ich noch nicht gehört!

Über die Wirklichkeit der Wirklichkeit lässt sich trefflich diskutieren. Wer sich darüber im kosmischen Maßstab Gedanken macht, stößt unweigerlich auf das Anthropische Prinzip. Sie sind ein Befürworter der schwachen Variante, das die meisten Wissenschaftler akzeptieren.

Das schwache Anthropische Prinzip (WAP) ist für sich genommen eine logische Tautologie mit großer Durchschlagskraft, weshalb mehr als 50 Prozent aller Physiker und Kosmologen von der WAP überzeugt sind. Bei allen anderen Formen wird meines Erachtens zu viel hineininterpretiert und sie finden daher nur wenige Befürworter. Es gibt nur eine Handvoll bekannter Physiker, die das starke oder sogar finale Anthropische Prinzip begrüßen, weil diese Varianten zu teleologisch ausgerichtet sind. Ich kenne kaum einen, der sie emphatisch verteidigt.

Würde ein Anhänger des WAP, der über die Wahrscheinlichkeit von Leben im All sinniert, nicht zu dem Ergebnis kommen müssen, dass im Universum Leben eher die Regel als die Ausnahme ist?

Nein, nicht unbedingt. Die Ansichten darüber hängen von der Wissenstiefe der Details ab, die Leben ausmachen. Je weniger ich von den Bedingungen für Leben weiß, umso mehr glaube ich an anderes Leben im Universum und umgekehrt. Dass ungeachtet der extrem geringen Wahrscheinlichkeit unserer eigenen Existenz viele Anhänger der WAP unser Dasein als selbstverständlich ansehen, beruht auf falscher Logik. Sie lautet: Selbst wenn die Lebensbedingungen unsere Existenz extrem unwahrscheinlich machen, dann muss es in Myriaden von Paralleluniversen doch einmal passieren – eben in unserem.
Die Logik der WAP, die unser extrem unwahrscheinliches Vorhandensein verständlich macht, verlangt jedoch nicht die tatsächliche Existenz von extrem vielen Paralleluniversen. Ihr reicht deren denkbare Existenz. Lassen Sie mich die Logik des schwachen AP folgendermaßen ausdrücken: Unsere Existenz ist in einem endlichen Universum extrem unwahrscheinlich. Aber es sollte uns nicht wundern, dass wir trotzdem existieren, denn wenn es uns nicht gäbe, gäbe es keinen, der sich darüber wundern könnte.

Wissenwertes zum Anthropische Prinzip (WAP)

Prinzipiell unterscheidet die Astrophysik zwischen drei Varianten des Anthrophischen Prinzips:

1) Das schwache Anthropische Prinzip (R. H. Dicke 1957): Die Aussage des schwachen Anthropischen Prinzips (weak anthropic principle = WAP) basiert auf einem logisch selbstverständlichen Zusammenhang: Weil es in diesem Universum Beobachter gibt, muss die Entwicklung des Universums die Existenz dieser Beobachter zulassen. Die beobachtbaren Werte der Naturkonstanten und die aus ihren Wirkungen erschließbaren kosmischen Anfangsbedingungen „unseres“ Universums entsprachen gerade den Erfordernissen, welche für die Vorbedingungen biologischer Evolution intelligenten Lebens notwendig sind.

2) Das starke Anthropische Prinzip (B. Carter 1974): Wesentlich spekulativer ist die Formulierung des starken Anthropischen Prinzips, das dem Universum einen Zielrichtungsmechanismus zuschreibt: „Das Universum muss die Eigenschaften haben, die es ermöglichen, dass sich im Laufe der kosmischen Evolution Leben entwickeln kann.“ Das Universum musste zu einem bestimmten Zeitpunkt seiner Geschichte Bedingungen hervorbringen, welche die Entwicklung von Leben gestatten.

3) Das finale Anthropische Prinzip (P. Dirac 1961). Es besagt, dass intelligente Informationsverarbeitung, auf die in dieser Variante das Leben reduziert wird, irgendwann im Universum in Erscheinung treten muss und danach niemals wieder aussterben kann. Dieses „Postulat des ewigen Lebens“ ist an eine spezielle kosmologische Entwicklung geknüpft, die von J.D. Barrow und F.J. Tipler (1986) näher untersucht wurde.

Zur Person Walter Ulrich

Ulrich Walter (geb. 1954/Iserlohn) studierte Physik und promovierte an der Universität Köln mit Gastaufenthalten am Forschungszentrum Jülich und am Hochflussreaktor ILL Grenoble. Anschließend arbeitete er ein Jahr als Postdoc am Argonne National Laboratory, Chicago/USA, und ein weiteres Jahr als DFG-Stipendiat an der University of California, Berkeley. Nach der Berufung ins Deutsche Astronautenteam im Jahre 1987 fungierte er im Jahre 1993 an Bord der "Columbia" im Rahmen der D-2-Shuttle-Mission als Wissenschaftsastronaut und absolvierte dort 89 wissenschaftliche Experimente. Von 1994 bis 1998 leitete er die Entwicklung des Satellitenbild-Datenarchives des DLR. Im April 1998 wurde er Programm-Manager am IBM Entwicklungslabor in Böblingen. Seit März 2003 leitet er den Lehrstuhl für Raumfahrttechnik an der TU München. Dort lehrt, forscht und entwickelt er Satellitensysteme insbesondere für robotische Anwendungen sowie Systemtechnik, bemannte Raumfahrtsysteme (Lebenserhaltungssysteme) und High Velocity Impact Physics (Untersuchung von Mikrometeoriteneinschlägen). 2008 wurde er Professor des Jahres in der Kategorie Ingenieurwissenschaften und Informatik.

Das Interview führte Dr. Harald Zaun - www.telepolis.de

Der Autor Dr. Harald Zaun

Harald Zaun (geb. 1962) ist promovierter Historiker und studierter Philosoph mit naturwissenschaftlichem Hintergrund (Universität Köln). Er arbeitet in Köln als freiberuflicher Wissenschaftsautor und Wissenschaftshistoriker und publiziert regelmäßig mit Prof. Dr. Harald Lesch. Der zweifache internationale Bestseller-Autor hat u.a. für die WELT, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau, Telepolis (Heise-Verlag) u.v.a. geschrieben. Schwerpunkte: Kosmologie, Astrophysik, Raumfahrt, Wissenschaftsgeschichte und primär Astrobiologie-SETI. Sein 2010 erschienenes Buch SETI – Die wissenschaftliche Suche nach außerirdischen Zivilisationen (Heise) wurde von der Max-Planck-Gesellschaft zur Lektüre empfohlen. Sein aktuelles E-Book trägt den Titel First Contact – Spurensuche nach kosmischer Intelligenz und die Gefahren (Heise, 2013). Mitglied der Deutschen Astrobiologische Gesellschaft (DAbG). Sein neues Werk mit Prof. Lesch erscheint 2019 im Bertelsmann-Verlag.

Unser Autor würde sich über einen Besuch seiner privaten Seiten unter www.haraldzaun.de freuen!

Interviewseite von Astronomie.de