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Ein Fernrohr - das ideale Geschenk zu Weihnachten?

von Herbert Zellhuber und Frank Schäfer, VdS-Fachgruppe Amateurteleskope

Dieser Artikel hat natürlich das ganze Jahr über seine Berechtigung ;)

Schon ab Mitte September konnte man in den Supermärkten Weihnachtsmänner, Lebkuchen, Christbaumschmuck usw. finden. Fernrohre werden zwar das ganze Jahr über angeboten, aber zur Weihnachtszeit findet man diese eben verstärkt in den Regalen. Die VdS-Fachgruppe Amateurteleskope machte sich deshalb ein paar Gedanken zum Thema "Fernrohre als Weihnachtsgeschenk" und möchte auf verschiedene Fragen eingehen. Schon Kinder im Vorschulalter können den Wusch haben, selbst ein Fernrohr zu besitzen.

Ab welchem Alter kann man einem Kind ein Fernrohr in die Hand geben?

Fragt man einen Optiker, so wird dieser sagen, dass Kinder erst ab etwa sieben Jahren das Bild im Okular deutlich erkennen würden. Offensichtlich kann erst ab einem gewissen Alter das Bild vernünftig scharf gestellt werden. Man kann auch davon ausgehen, dass ein Kind erst ab einem Alter von 10 Jahren genug entwickelt ist, um mit einem Fernrohr einigermaßen umgehen zu können. Für astronomische Beobachtungen wäre ein Alter von 13-15 Jahre noch besser. Gelegentlich wird auch geraten, einem Kind oder Jugendlichen erst ein Fernrohr zu geben, wenn er/sie schon Erfahrungen mit der Fernglas-Beobachtung gesammelt hat.

Welche Eigenschaften sollten beim Kind oder Jugendlichen vorhanden bzw. ausgeprägt sein?

Es sollte vor allem Geduld ausgeprägt sein. Sowohl für die richtige Bedienung des Instruments als auch für das richtige Sehen im Fernrohr ist eine gewisse Übung nötig. Finden sie im Fernrohr nicht bald das Gewünschte, so geben manche schnell auf und das Fernrohr landet dann in irgendeiner Ecke. Natürlich ist auch ein sehr pfleglicher Umgang für solch ein empfindliches Gerät unbedingt nötig. Sind also beim Kind schon die Spielsachen "kleingekriegt" worden, wird auch ein Fernrohr schnell "geschafft" sein. Man sollte bedenken, dass Kinder sich nicht immer lange Zeit für das selbe interessieren. Durchaus möglich, dass sich der Junge oder das Mädchen das Teleskop nach einer Weile zur Seite stellt und erst wieder ein paar Jahre später hervorholt.

Welches Fernrohr ist das richtige?

Einem Kind oder Jugendlichen wird man wohl kaum ein Fernrohr der Oberklasse mit dem entsprechenden Preis schenken. Man wird sich also an den üblichen "Einsteigerteleskopen" halten. Die VdS-Fachgruppe Amateurteleskope gibt dazu auf ihrer Webseite Tipps fürs erste Fernrohr. Man kann nicht oft genug sagen, dass man bei sog. Kaufhausteleskopen (oft auch Billig- oder Spielzeugteleskope genannt) kritisch sein sollte. Diese Fernrohre werden zu einem sagenhaft niedrigen Preis angeboten mit denen geradezu irrsinnige Vergrößerungen möglich sein sollten. Aber Vorsicht! Durch die billige und teilweise mangelhafte Verarbeitung kann man mit solchen Geräten oft kaum richtig beobachten. Der Autor hat solche Instrumente selbst getestet und den Artikel "Wie gut sind Kaufhausteleskope?" verfasst. 

GoTo-Teleskope - ideal für den Anfang?

Schon seit einiger Zeit werden elektronisch gesteuerte Kleinteleskope angeboten, sogenannte GoTo-Teleskope. Damit kann man allein durch Knopfdruck das Teleskop an die gewünschte Stelle des Himmels positionieren. Für manchen Anfänger scheint das der ideale Weg zu sein, Himmelsobjekte sofort und ohne größere Astronomiekenntnisse beobachten zu können.

Aber wie stehen erfahrene Beobachter dazu, einem Anfänger ein GoTo-Teleskop in die Hand zu geben? In Diskussionen konnte ich immer wieder feststellen, dass die Mehrzahl der langjährig erfahrenen Beobachter solche Geräte nicht als Anfängerteleskop empfehlen würden und oft kann man folgendes hören: "Um den Nachthimmel erst mal grundlegend kennen zu lernen, ist kein elektronisch gesteuertes Fernrohr nötig!"

Worauf sollte man bei einem Fernrohr achten?

Will man auch auf längere Sicht Freude am Fernrohr haben, so sollte man einige Punkte beachten. Am Beispiel eines im Eigenbau modifizierten Refraktors sollen mögliche Schwachpunkte kurz angesprochen werden. Bei den typischen Kaufhausteleskopen sind meist Montierung (1) und Stativ (2) eine wacklige Angelegenheit und mechanisch mitunter mit reichlich Spiel behaftet. Ein Objekt am Nachthimmel einzustellen und dieses über längere Zeit zu verfolgen erfordert schon einiges an Geduld und Nerven. Bei höheren Vergrößerungen wird auch das Scharfstellen problematisch, da bei jeder Berührung das kleine Teleskop heftig erzittert. Auf kurz oder lang kann es mit dem Spaß am Beobachten vorbei sein und das Teleskop landet in der Ecke.

Das Teleskop auf dem Foto verfügt über eine kleine aber für diese Teleskopgröße schon recht stabile parallaktische Montierung (1) und das ganze sitzt auf einem wirklich soliden Stativ (2). Damit kann man auch bei höheren Vergrößerungen ohne ständiges Zittern des Teleskops beobachten und mit der parallaktischen Montierung läßt sich ein Objekt am Himmel sehr bequem verfolgen.

Ein weiterer Punkt ist der Okularauszug (3). Dieser ist bei preiswerten Geräten oft aus Plastik und hat manchmal soviel Spiel, dass die Okulare schnell die optische Achse "verlassen", was die Abbildung nicht gerade verbessert. Besser ist hier ein Okularauszug aus Metall. Der Okularanschluß sollte auf jeden Fall den genormten Steckdurchmesser von 1,25 Zoll haben. Damit kann man alle gängigen Astrookulare nutzen. Da die bei Kaufhausteleskopen beigelegten Okulare nicht gerade von bester Qualität sind, wird man ohnehin eines Tages das eine oder andere Okular dazu kaufen.

Das Teleskop sollte auch über einen Sucher (4) verfügen. Damit lassen sich Himmelsobjekte schneller und einfacher finden. Voraussetzung ist natürlich, dass sich der Sucher auf Unendlich scharfstellen läßt, was nicht immer selbstverständlich ist ...

Auf jeden Fall sollte man sich ein Kaufhausteleskop vor dem Gang zur Kasse sehr genau anschauen. Scheinbar günstige Angebote können sich nach einigen Wochen als glatte Fehlinvestition entpuppen. Man sollte nicht vergessen, Optik und Mechanik eines guten Teleskops stellen auch einige Anforderungen an den Hersteller und das ist nicht zu Preisen aus der Wühlkiste zu haben. Lieber ein paar Euro mehr investieren und beim Fachhändler kaufen, dann macht das beobachten auch auf lange Sicht richtig Spaß.

Welche Literatur wäre zusätzlich zum Kauf eines Fernrohres ratsam?

Im meisten Fall ist zwar eine Bedienungsanleitung dem Fernrohr beigelegt. Es ist aber ratsam, noch weitere Literatur zum Gebrauch eines Fernrohrs zu besorgen. Empfehlenswert ist das Buch von Ronald Stoyan: "Fernrohrführerschein in 4 Schritten" vom Oculum-Verlag.

Gibt es Alternativen zum Kauf eines Fernrohrs?

Ein Feldstecher kann durchaus eine Alternative sein. Einen solchen kann man praktisch das ganze Leben benutzen, auch wenn man das Hobby Astronomie später mal aufgeben sollte. Die VdS-Fachgruppe Amateurteleskope gibt Tipps auf ihrer Feldstecher-Seite. Auch ein Spektiv - z.B. 20×60 - wäre durchaus eine Alternative zum astronomischen Fernrohr, wenn damit hauptsächlich Tag- und Naturbeobachtungen gemacht werden.

Was kann man weiteres einem Kind oder Jugendlichen zu Weihnachten schenken, das mit Astronomie zu tun hat?

Als erstes wäre eine drehbare Sternkarte empfehlenswert, damit können schon mal die Sternbilder bestimmt werden. Astronomische Literatur wäre sicher auch von Interesse, auf www.astro-shop.com hat man eine große Auswahl an Büchern zu diesem Thema. Ein Kartonbausatz für ein kleines Newton-Spiegelteleskop gibt es auf www.astromedia.de zu sehen.

Die Fachgruppe Amateurteleskope wünscht allen eine fröhliche Weihnachtszeit. Weitere Anfragen werden gerne unter folgender Mail-Adresse entgegen genommen: fg-amateurteleskope@vds-astro.de

Dieser Artikel erschien auch auf der Website der
VdS-Fachgruppe Amateurteleskope / Fernrohre und Montierungen