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Ausdruck vom: Dienstag, der 19.03.2024

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Im Überblick - Der Sternenhimmel im März

Im März beginnt der astronomische Frühling, denn am 20. März um 4:06 MEZ überquert die Sonne im Sternbild Fische den Himmelsäquator nach Norden.

Am Monatsanfang geht die Sonne ca. um 7:17 MEZ auf und ca. um 18:12 MEZ unter. Am Monatsende geht die Sonne bereits ca. um 6:11 MESZ auf und erst ca. um 19:03 MESZ unter. Die astronomisch dunkle Nacht wird im Verlauf des Monats März um fast zwei Stunden kürzer, und am Monatsende gilt bei uns bereits wieder die Mitteleuropäische Sommerzeit.

Meteorologisch gesehen beginnt der Frühling bereits am 1. März. Die Erfahrungen zeigen, dass das Märzwetter mittlerweile alle Eigenschaften eines „Aprilwetters“ entwickelt. Man kann daher im März mit winterlicher Kälte und sommerlicher Wärme rechnen. Wenn man astronomische Beobachtungen plant, muss man sich vorher über die aktuelle Wetterentwicklung am Beobachtungsplatz informieren. Das gelingt hervorragend mit regionalen Wetterdiensten und Standort-bezogen arbeitenden Wetter-Apps (z. B. Kachelmannwetter, Meteoblue, Clearoutside).
Damit man die Chancen zur Himmelsbeobachtung und für die Astrofotografie nutzen kann, sollte man seine Ausrüstung jederzeit einsatzbereit halten.

Für erfolgreiche Himmelsbeobachtungen braucht man gutes Wetter und einen geeigneten Beobachtungsplatz. Der sollte eine gute Rundsicht bis zum fernen Horizont bieten, er sollte fern von störenden Lichtquellen liegen, und er muss einen ebenen und festen Untergrund bieten, auf dem Stative zuverlässig stehen, und auf dem man in der Dunkelheit nicht stolpern kann.

Man muss seine Geräte so gut kennen, dass man sie am Beobachtungsplatz bei Dunkelheit und Kälte zuverlässig aufstellen, sie sicher bedienen und sie nach der Beobachtung ebenso sicher wieder abbauen kann. Man sollte das vorher üben, damit man weiß, worauf man besonders achten muss, und welches Zubehör man nicht daheim vergessen darf. Vor dem Beginn der Beobachtung müssen die Fernrohre ausgekühlt sein. Wenn man mit Spiegelfernrohren beobachtet, sollte man nun ihre Kollimation prüfen und sie gegebenenfalls justieren, damit diese Fernrohre ihre beste Leistung erbringen können.

Will man lange beobachten, sollte man am Beobachtungsplatz bequeme Campingstühle aufstellen, damit man sich zwischendurch auch mal hinsetzen kann. Stellt man einen kleinen Tisch dazu, kann man darauf Zubehör und Hilfsmittel griffbereit ablegen.

Man sollte vorher überlegen, welche Objekte man mit dem verfügbaren Beobachtungsgerät beobachten möchte, und klären, wann diese Objekte in der Nacht am besten sichtbar sind, und wie man diese Objekte zuverlässig auffindet.

Am 10 März ist Neumond. Daher bieten sich die erste Monatshälfte für Deep-Sky-Beobachtungen an. Am 25. März ist Vollmond, dabei kommt es zu einer Halbschatten-Mondfinsternis.

Nach Sonnenuntergang kann man den Jupiter tief am Abenddämmerungshimmel wahrnehmen. Der 5,8m helle Uranus kann im März bis 21:00 über dem westlichen Horizont mit einem Fernglas oder Fernrohr beobachtet werden. Mit viel Glück kann man am Monatsende den -0,6m Merkur im Fernglas nach dem Sonnenuntergang erspähen. Mars, Venus, Neptun und Saturn halten sich im März nahe der Sonne am Taghimmel auf und sind daher nicht sichtbar.

Im März zieht der Komet 12P/Pons-Brooks vom Sternbild Andromeda durch das Sternbild Fische in das Sternbild Widder. Er kann dabei 5,0 mag hell werden. Man kann ihn am Abenddämmerungshimmel und den ersten Nachtstunden mit Ferngläsern und Fernrohren beobachten.

Im Zenit sieht man das Sternbild Fuhrmann mit seinem Hauptstern Capella. Darunter passiert das Sternbild Orion den Meridian. Über dem südlichen Horizont funkelt lebhaft der Stern Sirius im Sternbild Großer Hund. Hoch über dem Osthorizont sieht man bereits die Sterne des Sternbilds Löwe. Nordöstlich des Löwen sieht man die Sterne des Großen Wagens. Im Nordwesten zeigt sich das markante „Himmels-W“ des Sternbilds Cassiopeia, und in der Region zwischen diesem Sternbild und dem Polarstern kann man die Sterne des Sternbilds Kepheus sehen. Beobachtet man einen mondlosen Sternenhimmel auf dem Land fernab von Ortschaften oder von auf einer abgelegenen Hochfläche im Mittelgebirge aus, kann man über sich die Milchstraße wahrnehmen, das sich als matt schimmerndes Band der vom nordwestlichen Horizont quer durch den weiten hohen Himmel zum südöstlichen Horizont zieht.

 

Sternbild Cassiopeia
Nach Sonnenuntergang sieht man das Sternbild Cassiopeia im März nun hoch über dem nordwestlichen Horizont. Es enthält mehrere sehenswerte Offene Sternhaufen, die man auch mit kleinen Fernrohren gut beobachten kann. Einer dieser Sternhaufen ist NGC 457, der um den 5,6m hellen Stern Phi Cassiopeiae liegt. Man kann den Stern Phi schnell finden, wenn man von Epsilon Cassiopeiae eine Linie nach Delta Cassiopeiae zieht und diese Linie dann um ca. 2 Grad über den Stern Delta hinaus verlängert.
NGC 457 ist als der „Eulenhaufen“ bekannt, denn am Fernrohrokular erinnert die Anordnung der Sterne dieses Sternhaufens den Betrachter an eine kleine Eule, die ihn mit aufgerissenen Augen und ausgebreiteten Flügeln keck anfunkelt. Der Stern Phi Cassiopeiae stellt darin eins der beiden Augen der kleinen Eule dar.
Phi Cassiopeiae ist ein Blauer Überriesenstern in ca. 12000 Lichtjahren Entfernung. Da er 400.000 Sonnenleuchtkräfte hat, kann man diesen Stern bei guten Bobachtungsbedingungen trotz dieser enormen Distanz mit dem bloßen Auge wahrnehmen: Er ist der fernste mit bloßem Auge wahrnehmbare Stern!
Ca. 1° nordöstlich von Ruchba (Delta Cassiopeiae) liegt der kleine Offene Sternhaufen M103. Diesen Sternhaufen sollte man mit einem Fernrohr möglichst großer Öffnung bei höherer Vergrößerung beobachten, damit man die Farben einzelner Sterne dieses Sternhaufens deutlicher wahrnehmen kann.
Zieht man vom Stern Schedir eine Verbindungslinie zum Stern Caph und verlängert diese über Caph hinaus um den Abstand dieser beiden Sterne voneinander, stößt man dort mit einem lichtstarken Fernglas oder Fernrohr auf den Offenen Sternhaufen M52. Er liegt ca. 4800 Lichtjahre entfernt und enthält viele Sterne. Da sie alle nur sehr schwach leuchten, hebt sich M52 kaum vom Hintergrund der sternreichen Milchstraße ab. Seine Sterne sind nur ca. 60 Millionen Jahre alt, daher befindet sich M52 noch in der Anfangsphase seiner Entwicklung.  
Zwischen den beiden Doppelsternen Rho Cassiopeiae (4,1m) und Sigma Cassiopeiae (4,6m) liegt der Offene Sternhaufen NGC 7789. Er ist 6,3m hell und enthält Hunderte lichtschwacher Sterne. Damit man NGC 7789 erfolgreich wahrnehmen kann, muss der Nachthimmel mondlos und sternenklar sein, und man muss dabei ein lichtstarkes Fernrohr einsetzen. NGC 7789 ist über eine Milliarde Jahre alt und liegt ca. 8000 Lichtjahre entfernt.


Sternbild Perseus
Das Sternbild Perseus sieht man gegen 21:00 noch nahe dem Zenit. Sein Hauptstern ist der 1,8m helle Mirfak (Alpha Persei). Schaut man mit einem Fernglas auf Mirfak, sieht man ihn von vielen hellen, blauweißen Sternen umgeben. Das ist der Offene Sternhaufen Melotte 20, der in nur  600 Lichtjahren Entfernung liegt.
Zieht man Linie am sternklaren Nachthimmel von Ruchba (Delta Cassiopeiae) eine Linie zu Gamma Persei, kann man auf der Mitte dieser Linie bereits mit dem bloßen Auge einen matten Schimmer wahrnehmen. Der Astronom Ptolemäus sah diesen Schimmer bereits um 150 n. Chr. und bezeichnete ihn damals als „nubeculum“(deutsch: Wölkchen).
Betrachtet man diesen Schimmer mit einem Fernglas, erweist er sich als ein Pärchen von nebelhaft matten Lichtwölkchen. Im lichtstarken Fernrohr erweisen sich diese Lichtwölkchen als zwei prächtige Offene Sternhaufen. Sie heißen „h und chi“. Sie bieten in jedem Fernrohr und lichtstarken Fernglas einen eindrucksvollen Anblick.
Ca. 3° südlich von Mirfak kann man mit einem lichtstarken Fernglas den Offenen Sternhaufen NGC 1245 als ein Nebelfleckchen wahrnehmen. NGC 1245 leuchtet viel schwächer als die Sternhaufen h und chi, obwohl er viel mehr Sterne enthält. NGC 1245 sowie „h und chi“ liegen jeweils ca. 8000 Lichtjahre von uns entfernt. Die Sternhaufen „h und chi“ sind jedoch noch jung und enthalten beide viele. Die Sterne in NGC 1245 sind jedoch schon ca. 1 Milliarde Jahre alt, er enthält keine massereichen jungen und leuchtkräftigen Sterne mehr, sondern nur noch massearme Sterne, die schwächer leuchten.
Ca. 9° südlich von Mirfak liegt der 2,1m helle Stern Algol (Beta Persei). Algol ist ein bedeckungsveränderlicher Stern. Die Helligkeit Algols fällt regelmäßig nach jeweils 2 Tagen, 20 Stunden, 48 Minuten und 56 Sekunden zehn Stunden lang von 2,1m auf 3,5m ab.
Am mondlos sternklaren Nachthimmel kann man im Fernglas ca. fünf Grad nordwestlich von Algol den Offenen Sternhaufen M34 sehen. Für eine Beobachtung mit einem Teleskop ist M34 zu groß. Schaut man trotzdem mit dem Teleskop auf M34, kann man darin mehrere Doppelsterne dieses Sternhaufens deutlicher wahrnehmen.
Ca. 12° östlich von Mirfak liegt der helle Offene Sternhaufen NGC 1528. Er lässt sich im Fernrohr auch bei niedrigen Vergrößerungen gut in Einzelsterne auflösen.
Etwas schwieriger lässt sich der Offene Sternhaufen NGC 1513 beobachten. Will man die ringförmige Anordnung der schwachen Sterne dieses Sternhaufens wahrnehmen, braucht man ein Fernrohr mit hoher Vergrößerung. NGC 1513 liegt ca. 8° östlich von Mirfak, auf der Mitte der Linie von Mirfak zu Capella.
Auf der Mitte der Linie von Algol nach Zeta Persei liegt der Offene Sternhaufen NGC 1342. Diesen Sternhaufen muss man mit höheren Vergrößerungen beobachten, wodurch sich die  schwächeren Sterne dieses Haufens hinreichend vom Himmelshintergrund abheben.
Ca. 3,6° südlich von M34 kann man bei mondlos sternklarem Nachthimmel mit einem lichtstarken Fernrohr bei mittleren Vergrößerungen die Galaxie NGC 1023 erahnen. Wenn man sie mit dem Fernrohr betrachtet, erscheint ihre zentrale Kernregion wie ein leicht verschwommener Stern. NGC 1023 liegt 45 Millionen Lichtjahre entfernt, ca. 7500 Mal weiter von uns als die beiden Sternhaufen „h und chi“.
Ca. 2,2° ostnordöstlich von Algol liegt die elliptische Galaxie NGC 1275. Sie ist die hellste Galaxie des großen Galaxienhaufens „Perseus-1“ und ist ca. 200 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Man braucht ein Fernrohr ab 30 cm Öffnung unter einem mondlos dunklen und sternklaren Nachthimmel, damit man diese Galaxie wahrnehmen kann.
Nahe der Grenze zum Sternbild Andromeda liegt der Planetarische Nebel M76, der als der „Kleine Hantelnebel“ bekannt ist. Um M76 zu finden, startet man beim 2,3m hellen Stern Alamak (Gamma Andromedae). Von Alamak ausgehend schwenkt man das Fernrohr in Richtung auf den Stern Gamma Cassiopeia und stößt hierbei nach 7,5° auf den 3,5m hellen, rötlichen Stern 51 Andromedae. Zwei Grad nördlich von 51 Andromedae liegt der 4m helle, weiße Stern Phi Persei. M76 liegt 1° nördlich von Phi Persei. Bei mondlos dunklem Sternenhimmel kann man diesen kleinen Planetarischen Nebel schon bei mittleren Vergrößerungen mit einem kleinen Fernrohr gut wahrnehmen. Er hat einen rechteckigen Umriss.

 

Sternbild Fuhrmann
Das markante Sternbild Fuhrmann steht nun hoch am Himmel. Sein 0,0m heller Hauptstern Capella ist der vierthellste Stern des Nordhimmels. Das Sternbild Fuhrmann enthält vier sehenswerte Offene Sternhaufen (M36, M37, M38 und NGC2281). Man kann diese Sternhaufen schon bei mäßigen Beobachtungsbedingungen im 8x50-Sucherfernrohr als matte Nebelwölkchen wahrnehmen, und man kann sie daher mit jedem Fernrohr erfolgreich beobachten.
Den Offenen Sternhaufen M38 findet man auf der Mitte der Linie vom 2,7m hellen Stern Theta Aurigae zum 2,7m hellen Hassaleh (Iota Aurigae). Der Offene Sternhaufen M37 liegt ca. 2° östlich der Mitte der Linie von Theta Aurigae zu Nath (Beta Tauri). M36 befindet sich ungefähr in der Mitte der Linie von M37 zu M38.
Den Offenen Sternhaufen NGC 2281 findet man auf der Linie von Menkalinan (Beta Aurigae) nach Castor (Alpha Geminorum), und zwar in einem Winkelabstand von ca. 9° zu Menkalinan. NGC 2281 ist der hellste Sternhaufen im Fuhrmann, er zeigt sich im Fernrohr schon bei niedriger Vergrößerung als eine lockere Ansammlung blauweißer Sterne.
Neben diesen häufig beobachteten Offenen Sternhaufen bietet das Sternbild Fuhrmann noch andere sehenswerte Deep-Sky-Objekte. Ca. 0,5° südlich von M38 liegt der kleine Offene Sternhaufen NGC 1907. Ca. 1° westlich von M36 kann man bei hoher Vergrößerung im Fernrohr den kleinen Emissionsnebel NGC 1931 wahrnehmen.
Betrachtet man den 2,6m hellen Stern Theta Aurigae mit dem Fernrohr bei hoher Vergrößerung, erweist er sich als ein enger Doppelstern: Theta hat einen 7,1m hellen Partner im Abstand von 3,6 Bogensekunden.
Der 5,0m helle Stern Omega Aurigae ist der hellste Stern auf der Linie von Epsilon Aurigae nach Iota Aurigae. Daher ist er leicht zu finden. Auch Omega Aurigae ist ein Doppelstern.
Ca. 3,5° westlich von Capella liegt ein spitzwinkliges Dreieck aus drei 3m hellen Sternen. Der Stern Epsilon Aurigae bildet die Spitze dieses Dreiecks. Epsilon Aurigae ist ein bedeckungsveränderlicher Stern, dessen beide Partner einander in 27 Jahren einmal umkreisen, wobei der hellere Stern regelmäßig für über zwei Jahre von seinem dunkleren Partner teilweise verdeckt wird. Dadurch sinkt die Helligkeit von Epsilon von 3m auf 3,6m ab. Die letzte Verdunkelungsperiode endete 2011, damals ergaben umfassende Beobachtungen des Bedeckungsverlaufs, dass der dunklere Partner gar kein Stern ist, sondern eine riesige dunkle Staubscheibe, in die ein kleinerer Stern eingebettet ist, den diese Staubscheibe vollständig verhüllt.


Sternbild Stier
Schaut man vom Sternbild Perseus aus hinab zum südlichen Horizont, wandert der Blick dabei zum Stern Zeta Persei und von dort weiter zu den Plejaden. Mit dem bloßen Auge kann man in diesem Offenen Sternhaufen sechs Sterne sehen. Dennoch nennt man die Plejaden das „Siebengestirn“. Dieser Sternhaufen wird häufig mit dem „Kleinen Wagen“ verwechselt. Der „Kleine Wagen“ ist ein Name für das Sternbild „Kleiner Bär“, das weit nördlich der Plejaden am Polarstern liegt.
Die Plejaden bieten in jedem Fernglas und in jedem kleinen Fernrohr bis zu 20-facher Vergrößerung einen eindrucksvollen Anblick. Für die Beobachtung mit höheren Vergrößerungen ist dieser Offene Sternhaufen zu groß. Mit Fernrohren kann man bei höherer Vergrößerung die blauweiße Farbe der hellsten Sterne dieses Sternhaufens deutlicher wahrnehmen als mit einem Fernglas.
Um den orangefarbenen 0,8m hellen Stern Aldebaran (Alpha Tauri) liegt eine dreieckige Anordnung von helleren Sternen. Sie bilden den zentralen Bereich des Sternbilds Stier und zugleich auch den Kernbereich der Hyaden. Die Hyaden sind der nächstgelegene Offene Sternhaufen, sie sind nur 148 Lichtjahre entfernt. Aldebaran ist ein Roter Riese, der nur 70 Lichtjahre von uns entfernt ist, er ist er kein Mitglied der Hyaden.
Der 1,6m helle Stern Nath (Beta Tauri) markiert im Sternbild Stier die Spitze des oberen Stierhorns. Nath ist ein blauweißer Stern in 160 Lichtjahren Entfernung. Ca. 8° südlich von Nath liegt der 3m helle Stern Zeta Tauri, der die Spitze des unteren Stierhorns markiert. Ca.1° nordwestlich von Zeta liegt der berühmte „Krebsnebel“ M 1. Das ist der Überrest einer Supernova, deren helles Aufleuchten am Taghimmel des 4. Juli 1054 von chinesische Astronomen beobachtet und aufgezeichnet wurde. Die Bezeichnung „M 1“ erhielt der Krebsnebel anno 1756 von seinem Entdecker Charles Messier. Messier war ein erfahrener Beobachter und entdeckte den Nebel damals am Pariser Nachthimmel mit einem kleinen Fernrohr von effektiv 3 Zoll Öffnung. Heute kann man M1 sogar mit einem Fernrohr von 20 cm Objektivdurchmesser kaum noch wahrnehmen, weil der Nachthimmel häufig durch künstliche Lichtquellen zu stark aufgehellt ist.


Sternbild Orion
Das markante Sternbild Orion liegt unterhalb des Sternbilds Stier. Die hellen Sterne des Sternbilds Orion bilden miteinander ein unverwechselbares Muster. Das Sternbild enthält mehrere sehenswerte Galaktischen Nebel: z. B. den berühmten „Orionnebel“ M42 sowie die Reflexionsnebel M78 (2,5° oberhalb von Alnitak), und M43 (bei M42). Im März sollte man jede klare Beobachtungsnacht nutzen, damit mit dem Fernrohr einen langen Blick auf den prächtigen M42 werfen kann. M42 ist ein großes Sternentstehungsgebiet in ca.1400 Lichtjahren Entfernung. Wenn man bei der Fernrohrbeobachtung einen Nebelfilter (UHC oder OIII) am Okular einsetzt, kann man die vielfältigen Nebelstrukturen des Orionnebels besonders detailliert und eindrucksvoll wahrnehmen.
Im Sternbild Orion kann man mit kleinen Fernrohren viele sehenswerte Doppelsterne beobachten. Dazu gehören z. B. Mintaka (der rechte Gürtelstern), Alnitak (der linke Gürtelstern), und Eta Orionis (zwischen Mintaka und Rigel). Auch der Stern Rigel ist ein Doppelstern. Die Sterne Sigma Orionis (direkt südlich von Alnitak) und Theta Orionis (im Orionnebel) sind Mehrfachsternsysteme: Sigma Orionis besteht aus vier Sternen. Der Stern Theta Orionis erweist sich bereits im kleinen Fernglas als ein Doppelstern aus den beiden Sternen Theta1 und Theta2.
Mit dem Fernrohr zeigt sich Theta2 als ein Doppelstern. Betrachtet man Theta1 im Fernrohr bei 100-facher Vergrößerung, erweist er sich als ein Vierfachsternsystem: Theta1 ist das so genannte „Trapez“ im Orionnebel. Wenn man Theta1 mit einem Fernrohr größerer Öffnung und einer 150-fachen Vergrößerung unter einem dunklen und transparenten Sternenhimmel beobachtet, zeigt sich Theta1 als ein System aus mindestens 7 Sternen. Der hellste Partnerstern in diesem System ist der Stern Theta1 Orionis C. Dieser junge Stern hat 400.000 Sonnenleuchtkräfte, seine Oberflächentemperatur beträgt 45000° K, und seine intensive UV-Strahlung ist eine der wesentlichen Energiequellen, welche das interstellare Gas des Orion-Nebels zum Leuchten anregen.

Sternbild Großer Hund
Südöstlich des Sternbilds Orion funkelt der helle Stern Sirius in allen Farben. Sirius ist nur 8,6 Lichtjahre von uns entfernt, er hat die 25-fache Leuchtkraft unserer Sonne und ist der nächstgelegene von Mitteleuropa aus sichtbare Fixstern. Aufgrund seiner Nähe und seiner Leuchtkraft ist Sirius -1,4m hell: für uns ist er der hellste Fixstern am Nachthimmel.
Ca. 5,5° westlich von Sirius liegt der 2,0m helle Stern Mirzam (Beta Canis Maioris). Mirzam ist von uns neunzig Mal weiter entfernt als Sirius und tausend Mal leuchtkräftiger als Sirius, doch weil Mirzam sehr viel weiter weg liegt als Sirius, erscheint uns Mirzam als der schwächere Stern.
Das Sternbild Großer Hund liegt in der Wintermilchstraße. Daher enthält das Sternbild mehrere Offene Sternhaufen. Der größte dieser Sternhaufen ist M 41, man findet ihn ca. 4° südlich von Sirius.
Sehenswert ist auch der Offene Sternhaufen NGC 2362, der den Stern Tau Canis Majoris umgibt, sowie der Offene Sternhaufen NGC 2360, der ca.7° östlich von Sirius liegt.

 

Sternbild Achterschiff
Unmittelbar östlich des Sternbilds Großer Hund kann man über dem südlichen Horizont einen 2,8m hellen Stern sehen. Das ist Rho Puppis, einer der hellsten Sterne des Sternbilds Achterschiff (Puppis). Das Sternbild Achterschiff ist ein Teil des ehemaligen Sternbilds Schiff Argo. Das Sternbild Schiff Argo wurde in der Antike zum Andenken an die Argonautensage erfunden. Von Mitteleuropa aus konnte man lediglich den nördlichen Teil des antiken Sternbilds Schiff Argo (nämlich sein Achterschiff) in Frühlingsnächten über dem Südhorizont sehen. Daher machte der französische Astronom Nicholas de Lacaille aus diesem Teil das Sternbild Achterschiff.
Wenn der Nachthimmel sternenklar ist und eine gute Durchsicht bietet, kann man im Sternbild Achterschiff trotz seiner horizontnahen Lage mehrere schöne Offene Sternhaufen betrachten. Das gelingt bereits mit einem lichtstarken Fernglas oder einem kleinen Fernrohr.
Ca. 12° östlich von Sirius liegen die beiden Offenen Sternhaufen M46 und M47.
Ca. 1,5° nordwestlich des 3,3m hellen Sterns Xi Puppis kann man im Fernrohr den Offenen Sternhaufen M93 sehen.
Ca. 11,5° nördlich von Rho Puppis liegt der 4m helle Stern 19 Puppis, der in den Offenen Sternhaufen NGC 2539 eingebettet ist. NGC 2539 ist im kleinen Fernrohr gut sichtbar.


Sternbild Einhorn
Das Sternbild Einhorn liegt östlich des Sternbilds Orion. Mit bloßem Auge betrachtet ist das Sternbild Einhorn sehr unauffällig, weil in diesem Sternbild nur schwache Sterne liegen. Da das Sternbild jedoch mitten im Band der Wintermilchstraße liegt, liegen in diesem Sternbild besonders viele schwache Sterne, sowie mehrere große Sternentstehungsgebiete, Emissionsnebel, Offene Sternhaufen und sehenswerte Doppelsterne. Es lohnt sich daher, das Sternbild Einhorn mit einem Fernrohr zu durchforschen.
Der 3,8m helle Stern Beta Monocerotis ist z. B. ein sehenswertes Dreifachsternsystem. Als Wilhelm Herschel ihn 1781 zum ersten Mal sah, hat ihn der Anblick dieses Sterns im Fernrohr so beeindruckt, dass er ihn als „eines der schönsten Objekte des Nachthimmels“ bezeichnete.
Ca. 2,2° nördlich von Beta Monocerotis kann man bereits mit einem Fernglas den 5m hellen Stern 10 Monocerotis sehen, und neben diesem Stern dann auch den lockeren Offenen Sternhaufen NGC 2232 wahrnehmen. Er wurde bereits 1784 von Wilhelm Herschel entdeckt und liegt ca. 1000 Lichtjahre entfernt, NGC 2232 enthält ca. 20 helle Sterne.  
Betrachtet man den 4,5m hellen Stern 15 Monocerotis mit einem Fernrohr bei hoher Vergrößerung, erweist er sich als ein Sternsystem aus sechs bläulichen Komponenten.
Der 4,4m helle Stern Epsilon Monocerotis zeigt sich bereits im kleinen Fernrohr als ein schöner Doppelstern: sein schwächerer Partnerstern ist gelb, der hellere Partnerstern ist weiß.
Auch die Sterne 14 Monocerotis, Delta Monocerotis, 24 Monocerotis und Zeta Monocerotis erweisen sich im Fernrohr als Doppel- bzw. Mehrfachsternsysteme. Der 4,3m helle Stern Zeta Monocerotis ist ein Gelber Überriesenstern mit drei visuellen Partnersternen von oranger Farbe. Er liegt ca. 1000 Lichtjahre entfernt.
Betrachtet man den der Offenen Sternhaufen NGC 2264 mit einem Fernrohr bei niedriger Vergrößerung ohne ein Zenitprisma, sieht NGC 2264 wie ein erleuchteter Weihnachtsbaum aus. Betrachtet man NGC 2264 mit einem Zenitprisma, sieht man den himmlische „Weihnachtsbaum“ dadurch auf seiner Spitze stehend. Als „Weihnachtsbaumständer“ fungiert in NGC2264 der Stern 15 Monocerotis. Dieser 4,6m helle Stern ist ein Vielfachsternsystem aus massereichen jungen und heißen Hauptreihensternen. Er hat eine absolute Helligkeit von -5m, und er liegt ca. 2300 Lichtjahre von uns entfernt.

 

Sternbild Zwillinge
Östlich der beiden Sternbilder Fuhrmann und Stier steht nun das Sternbild Zwillinge hoch am Himmel. Seine beiden hellsten Sterne sind der 1,9m helle Castor und der 1,1m helle Pollux. Diese beiden hellen Sterne stehen im Abstand von 4° voneinander und fallen dadurch auf. Das Sternbild Zwillinge besteht aus zwei parallelen Sternenketten: die nördliche Kette beginnt bei Castor (Alpha Geminorum) und zieht sich von dort über den 3m hellen Mebsuta (Epsilon) und den 2,9m hellen Tejat Posterior (My) zum 4,5m hellen Tejat Prior (Eta). Die südliche Kette beginnt bei Pollux (Beta Geminorum) und reicht über den 3,5m hellen Wasat (Delta), den 3,8m hellen Mekbuda (Zeta) bis zum 1,9m hellen Stern Alhena (Gamma).
Betrachtet man Castor mit einem Fernrohr bei hoher Vergrößerung, erweist er sich als ein enger Doppelstern. Der 3,5m helle Stern Wasat erweist sich bereits mit einem Fernrohr als ein Doppelstern.
Zwei Grad ostsüdöstlich von Wasat kann man mit einem Fernrohr bei hoher Vergrößerung den Planetarischen Nebel NGC 2392 wahrnehmen. NGC 2392 ist als „Eskimonebel“ bekannt. Der Winkeldurchmesser des Eskimonebels ist etwas kleiner als der des berühmten „Ringnebels“ im Sternbild Leier, andererseits hat der Eskimonebel eine höhere Flächenhelligkeit und einen helleren Zentralstern als der Ringnebel. Daher sollte man NGC 2392 mit der höchsten förderlichen Vergrößerung des verwendeten Fernrohrs betrachten. Hat das Fernrohr eine kleine Objektivöffnung, lässt sich der Nebel um den 11m hellen Zentralstern nur mit der Technik des „indirekten Sehens“ wahrnehmen. Wenn das Fernrohr einen Objektivdurchmesser > 10 cm hat, ist ein Nebelfilter (CLS, UHC) bei der Beobachtung des Eskimo-Nebels sinnvoll, weil sich die Strukturen des Nebels damit kontrastreicher wahrnehmen lassen.
Zwei Grad nordwestlich des 4,5m hellen Sterns Tejat Prior liegt der große Offene Sternhaufen M35. Er liegt in 27000 Lichtjahren Entfernung, und man kann ihn auch mit Fernrohren kleiner Öffnung sehr gut wahrnehmen. Dicht bei M35 liegt der kleine Offene Sternhaufen NGC 2158. Im kleinen Fernrohr zeigt er sich nur als matter Nebelfleck. Bei hoher Vergrößerung zeigt er sich in viele winzige Sterne aufgelöst. NGC 2158 ist 17000 Lichtjahre entfernt.
Beobachtet man mit einem Fernrohr mit größerer Öffnung, kann man mit ihm im Sternbild Zwillinge den Offenen Sternhaufen NGC 2420 beobachten. Man findet NGC 2420, indem man sein Fernrohr auf Wasat richtet und es von dort ca. 1,7° ostsüdöstlich zum 5,9m hellen Stern 63 Geminorum schwenkt. NGC 2420 liegt ca. 2,5° östlich von 63 Geminorum. Um NGC 2420 wahrnehmen zu können, ist eine hohe Vergrößerung erforderlich, denn NGC 2420  ist ein kleiner Offener Sternhaufen aus zahlreichen schwachen Sternen in ca. 10000 Lichtjahren Entfernung. Seine Sterne sind ca. 3 Milliarden Jahre alt.


Sternbild Krebs
Östlich des Sternbilds Zwillinge liegt das Sternbild Krebs. Am hellen Stadthimmel kann man das Sternbild Krebs mit dem bloßen Auge nicht sehen, weil es nur schwache Sterne enthält. Steht man jedoch unter einem mondlos sternklaren Landhimmel, kann man im Sternbild Krebs mit bloßem Auge einige Sterne sowie ein schwaches Nebelwölkchen wahrnehmen. Betrachtet man das Wölkchen mit einem Fernglas, sieht man es damit schön in einzelne Sterne aufgelöst. Das ist der Offene Sternhaufen M 44. Er ist bereits seit der Antike unter dem Namen „Präsepe“ bekannt, was auf Deutsch „Krippe“ bedeutet. Nördlich und südlich von M 44 steht jeweils ein Stern 4. Größe: der nördliche Stern heißt Asellus Borealis (Gamma Cancri) und der südliche Stern heißt Asellus Australis (Delta Cancri). „Asellus“ ist das lateinische Wort für Eselchen, denn die Astronomen der Antike sahen in den beiden Sternen die zwei kleinen Lastesel des Weingottes Dionysos, die gemeinsam aus ihrer Futterkrippe (M44) fressen.
Ein anderer sehenswerter Offener Sternhaufen im Sternbild Krebs ist M67. Er befindet sich 2° westlich des 4,3m hellen Sterns Acubens (Alpha Cancri). M67 ist einer der ältesten Offenen Sternhaufen unserer Milchstraße.

Gegen 23:00 nähert sich das Sternbild Orion dem westlichen Horizont. Der zentrale Bereich des Sternbilds Hydra steht über dem südlichen Horizont. Darüber sieht man das markante Sternbild Löwe, und das Sternbild Großer Bär steht nun fast im Zenit. Im Osten ist das Sternbild Bärenhüter aufgegangen, und über dem Südosthorizont leuchtet der helle Stern Spica. Die Nachtluft ist nun etwas kühler und weniger turbulent und ermöglicht ein besseres Seeing, sodass man Beobachtungen mit höherer Vergrößerung nun erfolgreicher durchführen kann.

 

Sternbild Löwe
Hoch über dem südlichen Horizont sieht man das Sternbild Löwe. Sein hellster Stern ist Regulus, ein 1,3m heller blauweißer Stern. Er ist 73 Lichtjahre entfernt und ein Doppelstern. Sein Partnerstern ist ein 8m heller Stern der Spektralklasse G.
Der 2m helle Stern Algieba (Gamma Leonis) liegt ca. 8° nördlich von Regulus. Algieba ist ein sehenswerter Doppelstern. Er ist 90 Lichtjahre entfernt, seine beiden gelblichen Partnersterne sind 2,2m und 3m hell und stehen in 4 Bogensekunden Abstand voneinander. ihre gegenseitige Distanz beträgt somit ca. 18 Milliarden Kilometer.
Mit Fernrohren ab 15 cm Öffnung bei ca. 100-facher Vergrößerung kann man im Sternbild Löwe bei mondlos sternklarem Himmel einige Galaxien beobachten:
Ca. 1,5° südlich der Mitte der Verbindungslinie von Regulus (Alpha Leonis) und Stern Coxa (Theta Leonis) kann man die Galaxiengruppe M95, M96, M105, NGC 3412, NGC 3384 und NGC 3389 wahrnehmen. Diese Galaxien liegen ca. 33 Millionen Lichtjahre entfernt.
In der Mitte zwischen den beiden Sternen Iota Leonis und Coxa findet man die Galaxien M65, M66 und NGC 3628. Diese Galaxien liegen ca. 30 Millionen Lichtjahre entfernt. Man nennt sie das „Leo-Triplett“.
Zwischen den Sternen Coxa Leonis und Zosma (Delta Leonis) kann man die elliptische Galaxie NGC 3607 auffinden. Sie liegt 70 Millionen Lichtjahre entfernt.
Ca. 1,5° südlich von Lambda Leonis kann man NGC 2903 finden, die größte Spiralgalaxie im Sternbild Löwe. NGC 2903 ist nur 25 Millionen Lichtjahre entfernt und erscheint daher groß. Daher hat sie einen großen Winkeldurchmesser und somit eine größere Fläche, wodurch ihre Flächenhelligkeit jedoch so niedrig ist, dass man NGC 2903  in Fernrohren kleiner Öffnung nur mit viel Geduld wahrnehmen kann.

 

Sternbild Großer Bär
Das Sternbild Großer Bär steht nun im Zenit. Daher nimmt Licht von diesem Sternbild den kürzesten Weg durch die Atmosphäre, und man kann die Objekte dieses Sternbilds mit einem Fernrohr mittels Zenitspiegel oder Zenitprisma ohne Beeinträchtigung durch die Atmosphäre optimal beobachten.
Die meisten Menschen kennen vom Sternbild Großer Bär nur dessen hinteren Teil, den „Großen Wagen“. Der „Große Wagen“ besteht aus den vier hellen „Kastensternen“ Dubhe (Alpha), Merak (Beta), Phekda (Gamma), Megrez, (Delta), und den drei hellen „Deichselsternen“ Allioth (Epsilon), Mizar (Zeta) und Benetnash (Eta). Diese sieben hellen Sterne stellen im Sternbild Großer Bär nur dessen kantiges Hinterteil und seinen lang gezogenen Schwanz dar.
Mizar ist ein schöner Doppelstern, den Galileo Galilei bereits 1617 mit seinem ersten kleinen Himmelsfernrohr wahrgenommen hat. Betrachtet man Mizar mit kleinen Fernrohren, sieht man ihn als ein Paar aus weißen Sternen. Auch der Stern Dubhe ist ein Doppelstern, dessen 7m heller Partnerstern bereits mit einem kleinen Fernrohr gut wahrnehmbar ist.
Ca. 12° südlich von Merak liegt der 3,5m helle Stern Lambda Ursae Majoris. Ca. 1,5° weiter südlich von Lambda liegt der 3,8m helle Xi Ursae Majoris. Bereits 1780 entdeckte Wilhelm Herschel, dass Xi ein Doppelstern ist, und bei späteren Beobachtungen dieses Sterns fand Herschel heraus, dass dessen Partnersterne einander in 60 Jahren jeweils einmal umlaufen. Durch diese Beobachtungen von Xi wurde offenbar, dass das Newton’schen Gravitationsgesetz auch im Reich der Sterne gilt.
Verlängert man die Linie von Phekda zu Merak um weitere 10° über Merak hinaus, sieht man dort den 3,7m hellen Stern Ypsilon Ursae Majoris. Ypsilon ist ein Doppelstern, sein 11m heller Partner steht in 11 Bogensekunden Abstand vom viel helleren Hauptstern.
Ca. 10° nördlich von Ypsilon liegen die beiden hellen Galaxien M81 und M82 und die leuchtschwache Galaxie NGC 3077. Man kann M81 und M82 mit Fernrohren ab 8 cm Öffnung gut wahrnehmen. Um auch NGC3077 zu sehen, braucht man ein Fernrohr mit etwas mehr Öffnung.
Mit einem Fernrohr ab 15 cm Öffnung kann man dicht bei Phekda die 9,8m helle Galaxie M109 wahrnehmen, und kann ca. 1,5° neben Merak auch die 10m helle Galaxie M108 aufspüren.

 

Sternbild Jagdhunde
Das Sternbild Jagdhunde ist unscheinbar. Es liegt unterhalb der Deichselsterne des Großen Wagens. Das Sternbild wurde 1688 von dem Danziger Astronomen Johannes Hevel erfunden. Es enthält nur einen hellen Stern, nämlich den Stern Cor Caroli (Alpha Canum Venaticorum), er ist 2,9m hell und 110 Lichtjahre von uns entfernt. Cor Caroli ist ein markanter Doppelstern.
Der zweithellste Stern heißt Asterion (Beta Canum Venaticorum), er liegt ca. 5° westlich von Cor Caroli. Asterion ist nur 4,4m hell, und er ist 27 Lichtjahre entfernt.
Wenn man eine Linie von Cor Caroli zum hellen Stern Arktur im Sternbild Bärenhüter zieht, kann man im Fernglas knapp östlich der Mitte dieser Verbindungslinie einen runden, nebeligen Fleck wahrnehmen: Das ist der Kugelsternhaufen M3. Die Randbereiche dieses dichten Sternhaufens kann man mit Fernrohren ab 12 cm Öffnung ab 100-facher Vergrößerung in Einzelsterne aufgelöst sehen.  
Im Sternbild Jagdhunde liegen mehrere Galaxien, die man bereits mit kleinen Fernrohren wahrnehmen kann. Sie sehen damit wie matte Nebelfleckchen aus. Zieht man z. B. eine Linie vom linken unteren Kastenstern des Großen Wagens (Phecda) zu Asterion, kann man mit einem lichtstarken Fernglas auf der Mitte dieser Linie einen ausgedehnten, länglichen, nebelhaften Fleck sehen. Das ist die große Spiralgalaxie M106.
Ca. 2° nördlich der Mitte der Verbindungslinie von Cor Caroli zu Asterion liegt die 8,2m helle, rundliche Galaxie M94.
Zieht man eine Linie von Cor Caroli nach Gamma Comae Berenices, kann man im Fernrohr ab 8cm Öffnung knapp südlich der Mitte dieser Linie die 9,2m helle Galaxie NGC 4631 wahrnehmen. Diese Galaxie wird wegen ihrer Form auch „Heringsgalaxie“ bzw. „Walgalaxie“ genannt.
Ca. 40 Bogenminuten westlich von Asterion liegt die 9,5m helle Galaxie NGC 4490. Sehenswert sind auch die hellen Galaxien M63 und NGC 4495, sowie die als „Strudelgalaxie“ berühmte Spiralgalaxie M51. Mit Fernrohren ab 30 cm Öffnung kann man unter einem mondlos klaren Sternenhimmel von einem abgelegenen dunklen Standort aus sogar die Spiralarme der Galaxie M51 wahrnehmen.
Zieht man von Asterion eine Linie zu Mizar, stößt man von Asterion ausgehend nach ca. einem Drittel der Strecke auf einen 5m hellen Stern, der im Fernglas rötlich erscheint. Das ist der Stern Y Canum Venaticorum. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts trägt er den schönen Namen „La Superba“. Y ist ein Roter Riesenstern mit ca. 7000 Sonnenleuchtkräften. Seine Helligkeit schwankt unregelmäßig innerhalb von ca. 150 Tagen zwischen 4,8m und 6,3m. Er ist 750 Lichtjahre entfernt und seine äußeren Schichten sind reich an Kohlenstoff. Mit seiner Oberflächentemperatur von nur 2800° K ist Y Canum Venaticorum einer der kühlsten aller Sterne.

 

Sternbild Luchs
Das Sternbild Luchs ist ein unauffälliges Sternbild, und es liegt nördlich des ebenfalls unauffälligen Sternbilds Krebs. Es wurde von Johann Hevel erfunden. Einer Anekdote zufolge nannte Hevel das Sternbild „Luchs“, weil man „Augen wie ein Luchs“ haben müsse, um die Sterne dieses Sternbilds mit dem bloßen Auge zu sehen. Es ist daher nicht einfach, das Sternbild Luchs kennenzulernen.
Das Sternbild Luchs ist größer als das markante Sternbild Zwillinge, es wird dennoch kaum wahrgenommen, weil sein hellster Stern (Alpha Lyncis) nur 3,1m hell ist: Er heißt Alpha Lyncis und ist ein Roter Riesenstern der Spektralklasse K7. Er liegt in der südöstlichen Ecke des Sternbilds, hat 680 Sonnenleuchtkräfte und ist 210 Lichtjahre entfernt.
Alle übrigen Sterne im Sternbild Luchs leuchten deutlich schwächer als Alpha Lyncis. Dennoch sind viele dieser schwachen Sterne im Sternbild Luchs sehenswert, weil sie Doppelsterne sind.
Ca. 2,5° nördlich von Alpha liegt der enge Doppelstern 38 Lyncis. Seine 3,9m und 6,2m hellen Partnersterne stehen im Abstand von 2,7 Bogensekunden zueinander. Man muss hoch vergrößern. um sie getrennt zu sehen, sie zeigen dabei einen schönen Farbkontrast.
Ca. 24,5° nordwestlich von 38 Lyncis liegt der 4,5m helle weiße Stern 2 Lyncis. Dieser Stern markiert den östlichen Rand des Sternbilds Luchs.
Ca. 1° südöstlich von 2 Lyncis liegt der Stern 5 Lyncis, er ist ein Doppelstern aus zwei Roten Riesen.
Ca. 2,4° nordöstlich von 5 Lyncis liegt das schöne Dreifachsternsystem 12 Lyncis, es besteht aus drei weißen Sternen, die man bereits im Fernrohr von 8 cm Öffnung bei 120-facher Vergrößerung sehr schön getrennt sehen kann.
Das Sternbild Luchs enthält keine Offenen Sternhaufen, keine hellen Sternen und keine störenden Dunkelwolken, da es abseits des Milchstraßenbandes liegt. In mondlos sternklaren Nächten kann man hier mit einem lichtstarken Fernrohr jedoch einige lohnende Deep-Sky-Objekte wahrnehmen.
Ca. 7° nördlich von Castor im Sternbild Zwillinge kann man z. B. im Newton-Teleskop ab 20 cm Öffnung und kurzer Brennweite am dunklen Himmel bei 60facher Vergrößerung ein schwaches Nebelwölkchen wahrnehmen. Das ist NGC 2419, der mit 230.000 Lichtjahren am weitesten von der Milchstraße entfernt liegende Kugelsternhaufen. NGC 2419 ist nur 10,5m hell. Will man die Randbereiche von NGC 2419 in einzelne Sterne aufgelöst sehen, braucht man ein Teleskop mit großer Öffnung und langer Brennweite. Die hellsten dieser Sterne sind 13,5m hell.
Zieht man von Iota Cancri aus eine Linie zu Theta Ursae Majoris, kann man auf dieser Linie in einem Winkelabstand von 4,6° zu Iota Cancri mit einem Fernrohr ab 8 cm Öffnung die 9,7m helle Spiralgalaxie. Da NGC 2683 in Kantenlage steht, ist ihre Flächenhelligkeit hoch, sodass man sie bereits mit so kleinen Fernrohren sehen kann, ihr kleiner Kern ist jedoch nur mit größeren Fernrohren wahrnehmbar. Wegen ihrer Form wurde NGC 2683 auch „UFO-Galaxie“ genannt. NGC 2683 liegt über 20 Millionen Lichtjahre entfernt.

 

Sternbild Coma Berenices
Das Sternbild Coma Berenices wird häufig übersehen, weil es in ihm nur schwach leuchtende Sterne gibt. Trotzdem kann man dieses Sternbild sehr einfach auffinden: Östlich des Sternbilds Löwe sieht man den hellen Stern Arktur. Zieht nun eine Linie von Denebola (Beta Leonis) zu Arktur, liegt das Sternbild Coma Berenices nördlich dieser Linie.
Der Hauptstern des Sternbilds heißt Diadem (Alpha Comae). Er ist nur 4,8 m hell. Diadem ist 57 Lichtjahre entfernt. Ca.10° nördlich von Diadem liegt der 4,3m helle Stern Beta Comae. Ca. 10° westlich von Beta Comae liegt der 4,4m helle Stern Gamma Comae. Wenn man unter einem mondlos sternenklaren Nachthimmel steht, kann man mit dem bloßen Auge südlich von Gamma Comae einen diffusen Lichtschimmer wahrnehmen. Mit dem Fernglas erweist sich dieser Schimmer als ein großer Offener Sternhaufen: Es ist der „Coma-Sternhaufen“ Melotte 111. Weil der Sternhaufen der 4° groß ist, kann man ihn nur im Fernglas komplett sehen. Er enthält mehrere farbige Sterne.
Im Sternbild Coma Berenices liegen mehrere Galaxien, die man bei mondlos sternenklarem Nachthimmel bereits mit einem lichtstarken Fernrohr ab 10 cm Öffnung gut sehen kann. Wenn man eine Linie von Gamma Comae zu Diadem zieht und den Himmel entlang dieser Linie mit einem Fernrohr bei mittlerer Vergrößerung beobachtet, kann man ca. 2,3° südöstlich von Gamma die 9,6m helle Galaxie NGC 4565 wahrnehmen. Diese Spiralgalaxie zeigt sich in Kantenlage, man sieht sie als einen schmalen Lichtstreif. Sie ist ca. 50 Millionen Lichtjahre entfernt und hat einen Durchmesser 300000 Lichtjahren.
Folgt man der Linie um weitere 6,3 Grad in Richtung auf Diadem, stößt man auf die 8,5m helle Spiralgalaxie M64. Sie ist 24 Millionen Lichtjahre entfernt. M64 ist als die „Galaxie mit dem schwarzen Auge“ bekannt. Man kann den namengebenden schwarzen Fleck auf der Scheibe dieser Galaxie nur mit Fernrohren sehr großer Öffnung wahrnehmen.
Unmittelbar östlich von Diadem findet man in kleinen Fernrohren den 7,7m hellen Kugelsternhaufen M53. Er ist ca. 60.000 Lichtjahre entfernt.

Gegen 1:00 nähert sich das Sternbild Jungfrau dem Meridian, und das Sternbild Bärenhüter steht nun hoch am Himmel. Der helle Stern Wega ist ebenfalls aufgegangen, und darunter steigt das Sternbild Schwan über den Horizont: Die Sommersternbilder kündigen sich bereits an!

 

Sternbild Jungfrau
Das Sternbild Jungfrau überquert gegen 2:00 den Meridian. Der hellste Stern dieses Sternbilds heißt Spica, er ist ein Blauer Riesenstern der Spektralklasse B2. Spica hat 2600 Sonnenleuchtkräfte und liegt in einer Entfernung von 240 Lichtjahren.
Im Sternbild Jungfrau liegen mehrere helle Sterne, die mit dem bloßem Auge gut sichtbar sind, z. B. der 3,6m helle Zavijava (Beta Virginis), ein Stern mit sechs Sonnenleuchtkräften in 35 Lichtjahren Entfernung, sowie der 2,7m helle Stern Porrima (Gamma Virginis), ein enger Doppelstern, dessen beiden Partnersterne derzeit 2,5 Bogensekunden auseinander stehen. Der 2,7m helle Stern Vindemiatrix (Epsilon Virginis) liegt 94 Lichtjahre entfernt, der lateinische Name dieses Sterns bedeutet „Weinleserin“. Der Aufgang von Vindemiatrix in der Morgendämmerung zeigte den antiken römischen Weinbauern an, dass sie mit der Weinlese beginnen konnten.
Steht man an einem abgelegenen Beobachtungsplatz unter einem mondlos klaren Sternenhimmel mit einem Fernrohr großer Öffnung, kann man damit im Sternbild Jungfrau viele Galaxien beobachten. Viele dieser Galaxien wurden bereits im 18. Jahrhundert mit den damals verfügbaren kleinen Metallspiegelfernrohren entdeckt, z. B. die Galaxien M61, M49, M84, M86, M87, M89, M58, M60, M88, M89 und M90. Vor 250 Jahren konnte man sie mit kleinen Fernrohren wahrnehmen, weil es damals noch keine Lichtverschmutzung gab.
Außer diesen hellen Galaxien liegen Sternbild Jungfrau Hunderte weitere Galaxien, die viel schwächer leuchten. Diese Galaxien kann man nur mit Fernrohren ab 30 cm Öffnung wahrnehmen.
Wenn man Galaxien im Sternbild Jungfrau beobachten will, muss man sich darauf vorbereiten, damit man beim Beobachten den Überblick behält und weiß, welche Galaxie man beobachtet. Die meisten Galaxien im Sternbild Jungfrau sind ca. 60 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Sie sind somit ca. 25 Mal weiter weg als die Andromeda-Galaxie M31. Man sollte ein Fernrohr mit mindesten 20 cm Öffnung einsetzen, um diese fernen Galaxien wahrnehmen zu können.
Ca. 10° westlich von Spica kann man mit einem Fernrohr ab 10 cm Öffnung die Galaxie M104 sehen. M104 ist eine der hellsten Galaxien am Frühlingsnachthimmel. Sie ist als „Sombrero-Galaxie“ bekannt. In Fernrohren ab 30 cm Öffnung kann man das Staubband wahrnehmen, welches diese Galaxie in zwei helle Bereiche unterteilt.

 

Sternbild Rabe
Über dem Südhorizont kann man nun ein kleines Sternenviereck sehen. Das ist das Sternbild Rabe. An der Nordostecke dieses Vierecks liegt der 2,9m helle Stern Algorab (Delta Corvi). Algorab ist ein Doppelstern, den man bereits im kleinen Fernrohr problemlos getrennt sehen kann. Die Partnersterne unterscheiden sich voneinander durch ihre Helligkeit und ihre Farbe.
Ca. 2,5° südwestlich von Algorab kann man mit einem Teleskop ab 20 cm Öffnung bei hoher Vergrößerung den kleinen, 10,5m hellen Planetarischen Nebel NGC 4361 sehen. Er hat einen deutlich sichtbaren Zentralstern und liegt ca. 4000 Lichtjahre von uns entfernt.

 

Sternbild Wasserschlange
Das Sternbild Wasserschlange (Hydra) ist das längste und das größte Sternbild des Himmels. Daher kann man es im März erst um 2:00 vollständig über dem Horizont sehen: Dann stehen die Kopfsterne des Sternbilds bereits hoch im Südwesten, während sich die Sterne der Schwanzspitze im Südosten vom Horizont lösen.
Um die Kopfsterne der Wasserschlange zu finden, sucht man zunächst unterhalb des Sternbilds Zwillinge den 0,4m hellen Stern Procyon (Alpha Canis Minoris). Zieht man nun von Procyon aus eine Linie zu Regulus im Sternbild Löwe, findet man auf der Mitte dieser Linie eine Sternengruppe aus fünf Sternen dritter bis vierter Größe: Das sind die Sterne Zeta, Delta, Epsilon, Eta und Sigma Hydrae. Diese Sternengruppe stellt im Sternbild den Kopf der Hydra dar.
Südöstlich des Kopfes der Wasserschlange sieht man einen einzelnen, 2m hellen Stern. Das ist der Stern Alphard, der „Einsame“. Alphard ist der hellste Stern im Sternbild Wasserschlange.
Am Westrand des Sternbilds Wasserschlange liegt der Offene Sternhaufen M48. Man findet ihn mit dem Fernglas ca. 3,5° südwestlich des 4m hellen Sterns C Hydrae.
Ca. 2° südlich des 3,8 m hellen Sterns My Hydrae liegt der große, 7m helle Planetarische Nebel NGC 3242. Man kann ihn mit einem Fernrohr beobachten. Da der Winkeldurchmesser und die Form des Nebels ähnlich sind wie beim Jupiter, heißt der matt schimmernde Nebel auch „Jupiters Geist“. NGC 3242 hat eine hohe Flächenhelligkeit, sodass man ihn gut mit hoher Vergrößerung beobachten kann.
Ca. 3° nördlich der Mitte einer Linie von My Hydrae zu Ny Hydrae liegt der Stern U Hydrae. U Hydrae ist ein Riesenstern der Spektralklasse C6. Er liegt 670 Lichtjahre entfernt und ist einer der rötesten und kühlsten Sterne, die man am Himmel beobachten kann. Seine Helligkeit schwankt innerhalb von 1,2 Jahren unregelmäßig zwischen 4,5m und 5,2m. Dabei bläst er pro Tag ca. 400 Billiarden Tonnen an Gas und Staub mit 6,4 km/s ins All. Man sieht es ihm nicht an.

 

Sternbild Sextant
Südlich des markanten Sternbilds Löwe liegt das unscheinbare Sternbild Sextant. Sein Hauptstern heißt Alpha Sextantis. er ist 4,4m hell und liegt ca. 12,5 ° südlich von Regulus.
Zieht man eine Linie von Regulus zu Alpha Sextantis und verlängert sie über Alpha Sextantis hinaus um ca. 7, 5° weiter nach Süden, kann man dort mit einem Fernrohr ab 8 cm Öffnung die 9,2m helle S0-Galaxie NGC 3115 sehen. NGC 3115 ist eine kleine Galaxie mit einer hohen Flächenhelligkeit. Daher kann man sie auch bei hoher Vergrößerung erfolgreich betrachten. NGC 3115 ist als die „Spindelgalaxie“ bekannt.

Das Sternbild Löwe steht nun hoch im Südwesten. Im Osten ist bereits das Sternbild Adler aufgegangen, und hoch im Südosten kann man rechts von der Wega das Sternbild Herkules sehen. Im Meridian steht nun der helle Stern Arktur. Im Südosten liegen die hellen Sterne des Sternbilds Waage, und über dem Osthorizont kann man einige der hellen Sterne des Sternbilds Skorpion erahnen.

 

Sternbild Waage
Das Sternbild Waage liegt östlich des Sternbilds Jungfrau. Da es in Mitteleuropa nur ca. 20° über den südlichen Horizont steigt, wird es hier relativ wenig beobachtet.
Die beiden hellsten Sterne des Sternbilds Waage heißen Zubenelgenubi und Zubeneschemali. Zubeneschemali liegt ca. 9° nordöstlich von Zubenelgenubi. Der Stern Zubenelgenubi (Alpha Librae) ist 2,8m hell. Bereits im Fernglas kann man sehen, dass er ein Doppelstern ist. Seine Partnersterne zeigen einen schönen Farbkontrast.
Der Stern Zubeneschemali (Beta Librae) ist 2,5m hell.
Das Sternbild Waage wurde von römischen Astronomen in der Antike erfunden. Ursprünglich gehörten seine Sterne zum Sternbild Skorpion und stellten darin dessen  beiden Greifscheren dar. Das erkennt man bis heute durch die arabischen Namen dieser Sterne: „Zubenelgenubi“ bedeutet „Südliche Schere“, „Zubeneschemali“ bedeutet „Nördliche Schere.
Ca. 4° westlich von Zubeneschemali liegt der 4,5m helle Stern Delta Librae. Er ist ein Bedeckungsveränderlicher Stern vom Algol-Typ. Nach jeweils 2,32735 Tagen sinkt Deltas Helligkeit für sechs Stunden auf 5,5m ab.
Ca. 11,5° südlich von Zubeneschemali liegt der 8,5m helle, locker aufgebaute Kugelsternhaufen NGC 5897. Er ist 40.000 Lichtjahre entfernt und hat einen Durchmesser von ca. 170 Lichtjahren. Da er selbst in seinem Zentrum eine sehr geringe Sterndichte hat, braucht man ein Fernrohr mit möglichst großer Öffnung, um ihn erfolgreich zu beobachten.

 

Sternbild Skorpion
Im Sternbild Skorpion liegen viele helle Sterne. Es liegt südlich des Sternbilds Schlangenträger, wodurch die beiden Sternbilder den Meridian fast gleichzeitig überqueren. Von Mitteleuropa aus ragt dabei nur der nördliche Teil des Sternbilds Skorpion über den Horizont. Wenn man die Sterne des Skorpions beobachten möchte, muss der Nachthimmel bis hinab zum Horizont sternklar sein.
Der 0,9m helle Antares (Alpha Scorpii) ist der hellste Stern im Sternbild Skorpion. Antares ist ein Roter Überriesenstern. Er hat ca. 15 Sonnenmassen, 9000 Sonnenleuchtkräfte und einen Durchmesser von ca. Milliarde Kilometern. Antares liegt ca. 520 Lichtjahre von uns entfernt. Er ist ein Doppelstern: Sein Partnerstern steht in nur drei Bogensekunden Abstand, ist 6,5m hell und erscheint neben Antares grünlich.
Ca. 8,5° nordwestlich von Antares liegt der 2,5m helle Stern Graffias (Beta Scorpii). Schon mit kleinen Fernrohren kann man gut erkennen, dass er ein schöner Doppelstern ist. Graffias liegt 600 Lichtjahre entfernt und hat 2700 Sonnenleuchtkräfte.
Ca. 3° südlich von Graffias liegt der 2,3m helle Stern Dschubba (Delta Scorpii). Dschubba ist ein blauweißer Hauptreihenstern mit 3300 Sonnenleuchtkräften, 540 Lichtjahre entfernt.
Ca. 3,5° südlich von Dschubba liegt der 2,9m helle Pi Scorpii, ein blauweißer Stern in 450 Lichtjahren Entfernung, mit 1700 Sonnenleuchtkräften.  
Zwischen Antares und Pi Scorpii liegt der 2,9m helle Stern Alniyat (Sigma Scorpii). Bereits mit kleinen Fernrohren erweist sich Alniyat als Doppelstern. Alniyat ist blauweiß, er ist ca. 800 Lichtjahre entfernt und hat ca. 4000 Sonnenleuchtkräfte. Sein blauweißer Partnerstern liegt in 20 Bogensekunden Abstand und ist 9m hell.
Ca. 1,2° westlich von Antares liegt der Kugelsternhaufen M4. Dieser Kugelsternhaufen ist nicht sonderlich hell, und er enthält zudem erheblich weniger Sterne als die meisten am Himmel beobachtbaren Kugelsternhaufen. M4 liegt jedoch nur 7000 Lichtjahre von uns entfernt, daher kann man ihn mit jedem kleinen Fernrohr bis in sein Zentrum in seine Sterne aufgelöst sehen.
Ca. 14,5° südöstlich von Antares liegt der Offene Sternhaufen M6. Eigentlich ist M6 einer der hellsten Offenen Sternhaufen am Himmel. Von Mitteleuropa aus steht M6 jedoch so horizontnah, dass das Licht dieses Offenen Sternhaufens hier extrem abgeschwächt wird, wodurch man nur die hellsten Sterne von M6 mit einem Fernglas wahrnehmen kann.
Mit einem Fernrohr großer Öffnung kann man bei sternklarem Himmel in M6 über 100 Sterne sehen. Da ihre Anordnung entfernt an die ausgebreiteten Flügel eines Schmetterlings erinnert, nennt man M6 auch den „Schmetterlingshaufen“.

 

Sternbild Bärenhüter
Nördlich des Sternbilds Jungfrau leuchtet Arktur, der Hauptstern des Sternbilds Bärenhüter (Bootes). Arktur ist ein 0,0m heller Roter Riesenstern, nur 36 Lichtjahren entfernt. Er ist der vierthellste Stern am Himmel, und ein Mitglied der Halostern-Population unserer Milchstraße. Daher zieht er mit einer Relativgeschwindigkeit von 150 km/s zur Sonne quer durch die Scheibe unserer Galaxis. Arktur ist ca. 6 Milliarden Jahre alt und das älteste Objekt, das man mit dem bloßen Auge sehen kann.
Die hellsten Sterne im Bärenhüter sind ähnlich einer spitzen Eiswaffel angeordnet, deren Spitze zum Horizont weist. Arktur bildet diese Spitze.
Im Sternbild Bärenhüter liegen einige sehenswerte Doppelsterne. Einer von ihnen ist der 3,3m helle Stern Izar (Epsilon Bootis). Mit dem Fernrohr zeigt sich Izar als ein enges Sternenpaar, seine Partnersterne sind orange und blau und stehen im Winkelabstand von drei Bogensekunden. Romantisch veranlagte Astronomen gaben Izar im 19. Jahrhundert deshalb den lateinischen Namen „Pulcherrima“, was „Die Schönste der Schönen“ bedeutet.
Auch der 4,5m helle Doppelstern 44 Bootis ist sehenswert. Seine Partnersterne umkreisen einander jeweils in 250 Jahren, derzeit beträgt ihr gegenseitiger Winkelabstand 3 Bogensekunden. Der schwächere Partnerstern von 44 Bootis ist ein enger bedeckungs-veränderlicher Stern, dessen Helligkeit dadurch mit einer Periode von 6,5 Stunden schwankt.
Der 4,5m helle Stern Xi Bootis ist ein Doppelstern, der ca. 8,5° östlich von Arktur liegt, seine beiden Partnersterne sind ungleich hell und sind rötlich.
Zieht man von Arktur eine Linie zu Cor Caroli in den Jagdhunden, findet man südöstlich der Mitte dieser Linie mit einen Fernglas einen kleinen, matten Nebelfleck. Im Fernrohr entpuppt sich dieser Fleck als der helle Kugelsternhaufen M3. Mit Fernrohren ab 10 cm Öffnung und ab 100-facher Vergrößerung kann man die Randbereiche von M3 in Einzelsterne aufgelöst sehen.

 

Sternbild Nördliche Krone
Östlich des Sternbilds Bootes sieht man eine nach Norden geöffnete gebogene Sternenkette. Das ist das kleine Sternbild Corona Borealis. Sein 2,2m heller Hauptstern trägt den lateinischen Namen „Gemma“, was auf Deutsch „Edelstein“ bedeutet. Wenn die Luftunruhe groß ist, kann man Gemma ganz ähnlich wie Sirius in allen Farben funken sehen.
Ca. 3,5° östlich von Gemma liegt der 4,6m helle Stern Delta Coronae Borealis, 2° nördlich von Delta liegt der Veränderliche Stern R Coronae Borealis. In unregelmäßigen Abständen (von Monaten bis Jahren) stößt R Coronae gewaltige Rußwolken aus, die sein rotes Licht verdüstern. Dadurch kann R Coronae spontan für mehrere Monate oder sogar für Jahre um bis zu 10 Größenklassen schwächer werden. Wenn das passiert, kann man den normalerweise bereits im kleinen Fernglas mühelos wahrnehmbaren Stern R Coronae Borealis auch mit Fernrohren von 25 cm Öffnung nicht mehr wahrnehmen.

 

Sternbild Herkules
Das Sternbild Herkules liegt östlich des Sternbilds Corona Borealis. Man findet seinen Hauptstern Ras Algethi (Alpha Herculis) im Südteil des Sternbilds Herkules, nahe beim Stern Ras Alhague, dem hellsten Stern des Sternbilds Schlangenträger. Ras Algethi ist ein 3,6m heller Roter Überriesenstern. Wenn man ihn mit Fernrohren ab 20 cm Öffnung bei hoher Vergrößerung betrachtet, zeigt sich Ras Algethi als ein enger und zugleich sehr schöner Doppelstern mit schönem Farbkontrast: der eine Partnerstern ist orange, der andere ist grünlich.
Zieht man eine Linie vom Stern Eta Herkulis zum Stern Zeta Herkulis und folgt ihr mit einem Fernglas, sieht man damit nach einen Drittel dieser Linie ein rundliches Nebelbällchen. Betrachtet man es mit einem Fernrohr ab 10 cm Öffnung bei 80-facher Vergrößerung, erweist sich das Nebelbällchen als eine kugelige Ansammlung zahlloser, winziger Sterne. Das ist der Kugelsternhaufen M13. Er wurde im 18. Jahrhundert von Edmond Halley entdeckt. M13 liegt in einer Entfernung von ca. 22.000 Lichtjahren.
Ca. 7° südlich von Theta Herculis liegt der 4,8m helle Stern 95 Herkulis. Das ist ein schöner Doppelstern, der schon mit kleinen Fernrohren gut getrennt sichtbar ist. Seine Partnersterne haben einen Abstand von sechs Bogensekunden voneinander, der eine Partnerstern ist weiß, der andere ist gelblich.
Schwenkt man das Fernrohr von Pi Herkulis aus ca. 6,3° nach Norden, findet man dort den Kugelsternhaufen M92. Dieser Sternhaufen ist so hell wie M13. Im Vergleich zu M13 hat M92 jedoch einen helleren Kern, weil seine Sterne dort enger beieinander stehen.
Schwenkt man das Fernrohr bei niedriger Vergrößerung vom 2,8m hellen Stern Kornephoros (Beta Herculis) ca. 4° nach Nordosten, findet man im Okular in einem Feld aus schwachen Sternen einen 9m hellen, blaugrünlichen Stern.
Bei 150-facher Vergrößerung zeigt sich der Stern als eine blaugrünliche Scheibe von 12 Bogensekunden Durchmesser, mit einem 11m hellen Zentralstern. Das ist der Planetarische Nebel NGC 6210.

Wenn die Beobachtungsnacht endet, muss man die komplette Ausrüstung in der Dunkelheit abbauen, ohne dabei etwas zu beschädigen oder ein Bestandteil zu verlieren, und muss die Ausrüstung anschließend sicher im Auto verstauen. Es erfordert eine besondere Konzentration und ein besonders großes Maß an Aufmerksamkeit und Umsicht, um das unfallfrei zu bewerkstelligen, während man müde und durchgefroren im Schein einer Kopflampe mit kältesteifen Fingern agiert. Ist alles erfolgreich abgebaut und sicher eingepackt, muss man schließlich mit einer Taschenlampe den Beobachtungsplatz absuchen, damit man dort kein Kleinteil der Ausrüstung, ein Kleidungsstück oder eigenen Abfall übersieht und zurücklässt.

Und dann folgt die Fahrt durch die Nacht nach Hause. Trotz Müdigkeit und Kälte muss man dabei konzentriert und umsichtig bleiben. Auf der einsamen Straßen muss man in der kalten Nacht stets mit Straßenglätte und unerwarteten Baustellen rechnen, oder mit Kröten, die träge über die Straße hüpfen.

Kommt man mit Umsicht heil zu Hause an, kann man sich endlich im warmen Bett entspannen und die Eindrücke der Beobachtungsnacht Revue passieren lassen.

Über den Autor Günther Bendt

Günther Bendt ist Jahrgang 1951, Diplompädagoge und Ingenieur für Physikalische/Biomedizinische Technik. Er arbeitete in internationalen Unternehmen der Medizintechnik und war zuletzt mehrere Jahrzehnte Technischer Redakteur in einem Telekommunikationsunternehmen. Seit dem Sommer 2016 ist er im Ruhestand.

Als Kind beobachtete er zufällig eine Mondfinsternis, dieses Erlebnis weckte sein Interesse an der Astronomie. Seit 1997 macht er Führungen für Besuchergruppen der Volksternwarte Aachen. Er ist aktives Mitglied im Arbeitskreis Astronomie der Sternwarte. Seit 2000 wartet er die technische Ausstattung der Sternwarte.

Bei Astronomie.de erstellt er seit 2004 u. a. die monatliche Himmelsvorschau. Seit 2008 präsentiert er im Arbeitskreis Astronomie seine monatlichen „Neuigkeiten aus der Astronomie“.

Als astronomischer Betreuer hat Günther Bendt seit 2009 diverse Reisegruppen für Astronomie.de und für andere Veranstalter auf Sonnenfinsternisreisen nach China und Australien, zum Venustransit auf Island sowie zu diversen Polarlichtbeobachtungen im winterlichen Lappland begleitet. Er war bei fünf Reisen zum Nordkap auf einem Expeditionsschiff Kreuzfahrt-Lektor für Astronomie und Polarlicht. Auf fünf Kontinenten hat er bislang acht Totale Sonnenfinsternisse erlebt.