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Ausdruck vom: Dienstag, der 19.03.2024

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La Palma, die grüne Insel

von Torsten Güths

Mittlerweile war ich sechsmal dort. Zweimal im März und viermal im August/September. Ich habe unterschiedlichste Wetterbedingungen erlebt. Ich möchte Ihnen hier einige Informationen für die Hobbyastronomie auf La Palma geben.

Klima und Wetter

La Palma kann ihr Wetter selbst erzeugen. Es gibt Regionen mit stark unterschiedlichen Bedingungen! Das die Insel als "Schöne" oder "Grüne" Insel bezeichnet wird, spricht natürlich dafür, daß ausreichend Wasser (von oben!) vorhanden sein muß! Es gibt verschiedene Klimazonen/schichten. Am zuverlässigsten ist immer noch die Region ab 1800m, oberhalb der Passatwolken. Diese ziehen ruhig dahin, wie Kähne auf dem Wasser. Wird das Wetter instabiler, dann können die Passatwolken auch mal hochschwappen. Diese Wetterlage macht sich aber schon vorher durch eine erhöhte Luftfeuchte bemerkbar. Bei einer Hochdruckwetterlage kommen die Passatwolken aus Nordosten, stauen sich am Berg und regnen sich manchmal ab. Der Ostteil der Insel ist auch entsprechend grüner und kann generell weniger zur Beobachtung empfohlen werden. Die Abbildung einer Klimatabelle spare ich mir, weil die i.d.R. nur für Uferregionen angegeben wird und somit für astronomische Zwecke nicht geeignet ist! Anwesend war ich in März/April und August/September, wobei vermutlich das Wetter im Herbst zuverlässiger gut ist.

Beobachtungsorte

1) Roque de Los Muchachos

Empfehlenswert ist der Touri-Aussichtsplatz am Straßenrand an der Caldera. Man sieht hier auch bis zum Südhorizont! Der richtige Gipfel gibt zwar sogar störungsfreie Rundumsicht, der Aufenthalt (auf dem Observatoriumsgelände) wird aber nicht so gerne gesehen und außerdem befindet man sich auf dem Präsentierteller für den Wind!! Und bedenken Sie: Unsere Profikollegen hassen Kunstlicht mindestens so sehr wie Sie! Also nehmen Sie bitte entsprechende Rücksicht ! (Autoscheinwerfer!)

Beim Touri-Aussichtsplatz fegt der Wind oft über den Beobachter hinweg. Man darf auch nicht unterschätzen, daß man im Dunkeln unsicherer auf den Beinen ist und das Geländer ist sicher kein guter Fallschutz! Und dahinter geht es einige Hundert Meter in die Tiefe! Westlich des Observatoriums sind auch einige Parkbuchten, die man gut nutzen kann. Allerdings wird man manchmal Opfer der Autoscheinwerfer der Bediensteten, die immer wieder von und zu den Teleskopen fahren.

Die Beobachtungsbedingungen auf dem Roque

können perfekt sein: Laue Temperaturen (um 10°C), Windstill, Trocken (0 bis 30% rel. Feuchte), hervorragende Transparenz! Am Tage sieht man im Regelfall keinerlei Hof um die Sonne - der Himmel ist kräftig blau bis zur Sonnenscheibe, wenn man diese geradeso abdeckt! Beim Sonnenuntergang ist die Sonne gleißend hell bis zum Schluß. Normalerweise ist es so trocken, daß Funken beim Anfassen von Kunsstofffolien entstehen und die freiliegenden Spiegel (Reiseumbau!) meines 25cm Newton keinen Tauschutz brauchten (höchstens einen Staubschutz!).

Es gibt aber auch andere Nächte: stürmisch, Wolken tauchen als Nebelfelder auf und fegen über den Berg, kalt (-5°C)! Den Zustandsbericht bei den Observatorien kann man sich online abrufen (siehe linkliste). Hängen die Haufenwolken tief, dann sind normalerweise klare Bedingungen auf dem Roque zu erwarten.

Das Seeing zählt zu dem Besten der Erde und 0,5 Bogensekunden sind keine Seltenheit. Die Sterne stehen sehr ruhig und ein Amateuteleskop kann an seine Grenzen gehen!

Auch in guten Nächten ist öfters mit Wind zu rechnen, der einem beißenden Vulkanstaub in die Augen blasen kann. Die Lippen trocknen auch gerne aus. Die lauen Temperaturwerte dürfen nicht unterschätzt werden - nach ein paar Stunden ist man arg ausgekühlt, wenn man nicht die richtige Kleidung dabei hat! Man muss unbedingt dafür sorgen, dass man ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt. Ich habe mich stets gewundert, warum ich so verkatert war am nächsten Mittag.

Bei diesen vorgestellten Plätzen befindet man sich zwar in der Nähe einer Straße, jedoch ist meistens der Verkehr sehr gering (max. 10Wagen pro Nacht (am Wochenende))

2) Der Cumbre Nueva

verbindet die Caldera de Taburiente mit den Vulkanen im Süden und ist ein befahrbarer Gratweg mit vielen Beobachtungsmöglichkeiten in ca. 1300m Höhe. Der Südhorizont ist nicht perfekt, es sind die Vulkane davor. Minimal 5 Grad Verlust muß man hinnehmen. Auch der Wind kann ganz gut blasen, doch es gibt einigermaßen geschützte Stellen. Ein kleiner Rastplatz vom Refugio El Pinar in Richtung El-Paso ist auch noch gut geeignet. Allerdings hat man hier schon das Stadtlicht deutlicher im Norden. Dafür benötigt man nur ca. 20 Minuten Fahrt, um von El-Paso zum Cumbre zu fahren. Einen Nachtteil hat der Cumbre: die Passatwolken kommen aus dem Osten und können über den Kamm hinweg schwappen! Ruckzuck stehen Sie im Nebel! Bei meinem ersten Ausflug 3/97 waren die ersten zwei Nächte verzirrt ohne Passatwolken und die folgenden zwei Nächte schön klar, mit Passatwolken, die dann am Morgen nach der vierten Nacht über den Grat wogten!

3) Puntagorda - Las Tricias - Garafia

Hier ist ein Super Kompromiss von Bequemlichkeit und Himmelsgüte möglich. Ja nach Finca, kann man quasi vom Bett aus einen Himmel erleben, der eigentlich alles aus Deutschland in den Schatten stellt. Das Zodiakallicht ist deutlich sichtbar und auch der Gegenschein ist erkennbar.

Der Südhorizont kann sehr gut sein, besonders in Südwest herrscht häufig freie Sicht. Über dem Meer kann man eine Dunstschicht erkennen, in der man sich auch selbst noch befindet (Beobachtungshöhen zw. 500m und 1000m). Da aber die Beleuchtung nicht so bekloppt ist wie in der üblichen "Zivilisation" ist es nicht so tragisch. Nur ein leichter Lichtschein geht von den Kleingemeinden aus. Die Nächte sind meistens auch feuchter und das Seeing ist nicht so gut, wie auf dem Gipfel. Die Temperaturen betragen so zwischen 10 und 20Grad und das Konzert der Zikaden rundet die traumhafte Stimmung ab!

Lichtverschmutzung

Ein interessantes Thema, das ausführlich vom ING in englisch beschrieben wird. Trotz eines Lichtgesetz zum Schutze des Nachthimmels wird besondes von Sta. Cruz und LosLlanos eine erhebliche Helligkeit ausgestrahlt. Doch die von meinem Kanadaexperiment her bekannten typischen Lichtkuppeln sind bei klarer Sicht nicht sichtbar. Eventuell auftretene Hohe Wolken sind auch dunkler als der Himmel. Tiefe Wolken werden allerdings erstaunlich hell angestrahlt.

Der Himmel besitzt ein rund 15° breites helleres Band über dem Horizont. Mit diesem hatte ich so meine Schwierigkeit - ich nahm erst an, daß das doch Kunstlichtverschmutzung sei. Jedoch war es auch im Norden sichtbar, wo nun wirklich kein helleres Kunstlicht scheint. Das ist das natürliche Nachthimmelslicht (Airglow). In weiter Entfernung erkennt man helle Passatwolken über dem Meer - auch dieses Licht kann ja nur von den Sternen kommen! Sehr interessant war die Beobachtung, daß solange Dämmerung herrscht, man den Horizont als schwarze Silouette erkennt. Erst wenn diese verschwunden ist, ist es richtig Nacht. Doch Obacht, im Herbst sorgt das flach verlaufende Zodiaklicht für einen breiten künstlichen Dämmerungsschein am südwestlichen Himmel. Auch der Gegenschein ist sichtbar und sogar der Zodiakbogen umspannt den gesamten Himmel. Jedoch ist das nicht immer der Fall. Je nach Sonnenfleckenaktivität ist der Hintergrund auch heller oder dunkler und verringert den Kontrast dieser schwachen Strukturen.

Beobachtungseindrücke vom Roque aus (25cm Newton)

Auf LaPalma sahen die Planeten dermaßen gut aus, das ist kaum beschreibbar! Die Jupitermonde erscheinen deutlich als Scheibchen unterschiedlichen Durchmessers, Ganymed hatte unregelmäßige Helligkeit. Die Encketeilung in den Saturnringen sah ich nicht, ich glaube aber auch nicht, daß sie mit Teleskopen unter 35cm überhaupt sichtbar ist. Man schaue sie sich nur auf den Hubble Fotos an! Als Encketeilung wird vermutlich häufig der Helligkeitsabfall (Encke Minimum) im äußeren Ring angesehen. 2 Monde vom Uranus und den Triton vom Neptun konnte ich gut erkennen.

Der Trifidnebel sieht aus wie auf einem Schwarzweißfoto! Der Lagunennebel erscheint komplett umrissen. Eta Carina schrubbt dicht über den südlichen Horizont aber man sieht nur mit UHC Filter mehr Nebelmassen als nur die Zentrale Region. (Hier ist natürlich Afrika von Vorteil).

M22 ist viiiel schöner als M13! Von Omega Centauri ganz zu schweigen - er sieht aus, wie eine brodelnde Masse aus Sternen!!

Als visuelle Grenzgröße habe ich mal 6,9mag ermittelt bei ca. 50° über dem Horizont. Ich bin allerdings durch die (bildverkleinernde!) Brillenkorrektur von -4,5Dioptrien behindert! Das Zodiakband ist schwach sichtbar und der Gegenschein auch. Der Himmel hat so zwei helle Teilungen (Zodiakband und Milchstraße) und mehrere dunkle Zonen.