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Ausdruck vom: Montag, der 18.03.2024

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Mallorca, die Tourismusikone

von Torsten Güths

Es kann ja nicht nur die Insel La Palma sein, die einen schönen Sternenhimmel in interessanter Umgebung bietet! Das und die Wünsche, mal etwas anderes zu sehen, sowie einen Kurztrip um dem Winterschmuddelwetter zu entgehen, lies mich mit meiner damaligen Freundin dort hin fliegen. Leider waren Erfahrungsberichte Mangelware, somit gab es keine Astrotips zu dieser Insel. Diese Lücke möchte ich hier schließen:

Klima und Wetter

Mallorca ist natürlich auch durch sein mildes Wetter berühmt! Zumindestens bei den anderen Touristen. Wir wurden mit Regen und der Bemerkung, "vor zwei Tagen war noch eine Super Schönwetterperiode", empfangen. Ein weiterer Stich in das Astroherz. Nun gibt es genug einschlägige Klimatabellen von Mallorca, die ein sehr optimistisches Wetterbild zeigen. Diese möchte ich hier nicht widergeben.

Unsere Erfahrung ist nur, dass wenn die Grosswetterlage ungünstig ist, diese Insel ihr Wetter, bzw. die Wolken, ähnlich La Palma selbst generiert kann. Diese ziehen dann von West nach Ost und dann werden nämlich der Süden und der Westen interessant!

Geeignete Beobachtungsorte

Während des kurzen Aufenthalts war es uns natürlich kaum möglich, die gesamte Insel abzuklappern. Das ist auch nicht nötig, wenn man die "Gesetze der Lichtverschmutzung" berücksichtigt. Neben den drei erprobten, könnten folgende Gebiete auch gut sein: Westzipfel und das Gebirge im Norden. Wir wohnten in einem Sporthotel ("Sport ist Mord") in Cala Millor und die Beobachtungsplätze sollten innerhalb 40 Minuten erreichbar sein. Demnach konzentrierte sich die Auswahl auf den Ostzipfel. Die entfernte Südspitze wurde in der Not genommen.

1) Ostzipfel - Puig Todosa

Dieses 440m hohen Hügel haben wir leider nicht nachts testen können, da das Wetter nicht mitspielte. Berücksichtigt man die Erfahrungen in der Landesinnern, dann sollte leider der Süden trotz des Höhengewinns die gesamte Nacht durch den Ort Arta ( 8km Entfernung) doch recht kräftig eingeleuchtet werden.

2) Ostzipfel - Puig d'en Coto

Wir versuchten einen Ort zu finden, der von den größeren Ortschaften Arta, Manacor, Sant Llorenc maximal entfernt liegt und dennoch von Cala Millor noch innerhalb des 40 Minuten Ziels erreichbar ist. Die Gegend des Puig d'en Coto (360m) erschien demnach als geeignet (Foto unten). Während einer Nacht habe ich ihn mal ausprobieren können. Diese Nacht bescherte mir allerdings Regen, ein kräftiges Wetterleuchten, dessen Blitze den gesamten, auch klaren Teil des Himmels aufhellte und sich als Magentastich auf einigen Aufnahmen zeigte. Rundherum sind deutliche Lichtglocken am Horizont sichtbar, doch insgesamt stellt es eine schöne Gegend dar. Von wirklichen Nachteil war letztlich nur die damalige Wetterlage, die stets neue Wolken produzierte.

3) Südspitze - Cap de Salinas

Trotz der einstündigen Fahrt von Cala Millor bis zum Südkap haben wir diese Tour versucht, um wenigstens eine kleine Chance auf eine gute Nacht zu haben. Es sah am Nachmittag noch so gut aus, aber der Schein trügte. Unsere geliebten Cirren fanden uns auch hier.

Wir haben uns nur 50m vom Leuchtturm entfernt postiert! Erstaunlicherweise ging es recht gut. Für knapp 30 Minuten war es mal klar und wir konnten einen wundervollen Ausblick auf die Wintermilchstraße genießen. Ein Sternengefunkel war das!
Hohe Cirruswolken waren von Norden aus bis in den Zenit aufgehellt, doch ist bei guter Transparenz der Himmel sehr schön. Die Lichtglocken von Palma und Colonia St.Jordi (7km Entfernung) stören nur in den nördlicheren Regionen.Die Aufnahme wurde mit einem 28mm Weitwinkel bei Blende 2,8 10 Minuten auf Kodak RoyalGold400 belichtet.

Der Leuchtturm ist auf der Weitwinkelaufnahme als heller Flecken erkennbar. Sein Strahl sorgte bei dieser kurzen Belichtungszeit nicht für eine nennenswerte Aufhellung. Der dunkle Schatten wurde von den tief heranziehenden Wolken verursacht, aufgrund deren die Aufnahme frühzeitig abgebrochen wurde. Die Aufnahme wurde mit einem 12mm Fisheye bei Blende 2,8 2 Minuten auf Kodak RoyalGold400 belichtet.

4) Santuardi de Sant Salvador

Als nicht so geeignet erwies sich der 500m hohe Berg der Santuardi de Sant Salvador bei Felanitx. Weniger aufgrund von Lichtverschmutzung, vielmehr kann der Parkplatz ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche sein, die das Austesten der Fahrphysik auf Splitt praktizieren und einen Joint rauchen

Ein Observatorium bei Costitx

Mallorca besitzt im Landesinnern ein kleines Observatorium mit gehobener Amateuraustattung. Es werden semiprofessionelle Arbeiten und Volksbildung durchgeführt. Man kann einige Kuppeln auf dem Gelände erkennen, u.a. auch eine speziell für Rollstuhlfahrer! Wir haben es nur bei Tage mal von Aussen betrachtet. Das Wetter war schlecht. Die Lage des Observatoriums dürfte nicht so gut sein: nur 20km von Palma entfernt und genau unter der Einflugschneisse für "fliegende Skybeamer".

Lichtverschmutzung

Die Beleuchtungspraktiken in Mallorca sind schlichtweg beschissen! Jede schwindlige Windmühle muß mit einem billigen Baumarktscheinwerfer angestrahlt werden. Palma de Mallorca ist fürchterlich hell und der Lichtschein praktisch von der ganzen Insel aus sichtbar. Arta z.B. hat eine Burg, die in einer extremen Intensität die gesamte Nacht angestrahlt wird, obwohl um Mitternacht nicht mehr viel Verkehr war! Hotels haben auch vermutlich halbblinde Besucher. Und wir waren nicht zur Hauptsaison da! Skybeamer in Aktion konnten wir nicht ausmachen, sehr wohl aber einen auf dem Dach einer Diskothek in Cala Millor. Grund ist sicherlich die Nebensaison. So weit zu den schlechten Eindrücken. Immerhin gibt es einige weniger dicht besiedelte Ecken, die bei klarem Himmel noch einen wundervollen Blick auf die Sterne ermöglichen. Berücksichtigt man auch den günstigen Reisepreis und die Nähe zu Deutschland, dann stellt Mallorca insgesamt ein lohnenswertes Astroziel dar. Das Beste ist, vielleicht eine einigermaßen entlegene Finca zu buchen, damit man nicht mehr mit dem ganzen Gerödel durch die Gegend kutschen muß.

Beobachtungseindrücke aus Mallorca

Während dieses Urlaubs stellte mein Hauptinstrument ein 10x25 Fernglässchen von Aldi dar! Es zeichnete sich durch eine extreme Flexibilität, Mobilität, geringes Gewicht und günstigen Preis von DM 18 aus! Im Einzelnen bescherte es mir an unterschiedlichen Objekten folgende Eindrücke:

Der Rosettennebel war als Nebelhauch erkennbar mit der hellsten Stelle südlich des Sternhaufens

M46/M47 Ersteres Objekt erschien nebelhaft, wärend ich M47 auflösen konnte.

M36 zeigte Sterne, M 38 auch.

Der Andromedanebel war mit beiden Begleitern sichtbar. M32 erschien als Sternchen, M110 als Fleckchen. M31 ging fast durch das halbe Gesichtsfeld und war auf der Seite der Dunkelbänder schärfer begrenzt.

Ich habe keine visuelle Grenzgröße ermittelt, schätze sie aber auf sicherlich 6,5mag. Die Sichtbarkeit des Gegenscheins konnte ich diesmal nicht zur Beurteilung heranziehen, da er sich zu der Zeit in der Milchstraße befand.