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Ausdruck vom: Montag, der 18.03.2024

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Sternzeit Autorenwettbewerb - 14. Platz - Outside the univers

Eine Geschichte von Heinrich K. Poschkamp

"Ich, ...Ich, .... Ich,...."
"Robin, ruhig! Was ist los?"
"Ich, .... Ich, habe ..."
"Beruhige dich! Ganz ruhig, tief atmen."
"Ich, habe .... ein Signal!"
"Wo? Wann? Jetzt? Wie stark? Woher?"
"Hier, extrem stark und deutlich!" Der zitternde Finger wies auf einen imaginären Punkt am Rande der Karte. "Aber die Quelle wandert, wahnsinnig schnell."
"Was ist wahnsinnig schnell?"
"Drei Parsec!"
"In wie vielen Jahren?"
"In zwei Minuten!"
"Niemals!"
"Doch, ich schwöre!"
"Unmöglich! Über 90 Billionen Km! Was soll sich so schnell bewegen?"
"Woher soll ich das wissen?"
"Siiieeeep, siiieeep, siiiiiieeep."
"Da ist es wieder!" Robin sprang an den Computer. "Eindeutig! Sieh her."
"Entfernung?"
"Moment!" Die Finger flogen über die Tasten. "150 Billionen Km!"
"Zeit?"
"Sechs Minuten."
"Es wird langsamer." Das schwarze Haar hing ihm in die Stirn.
"Toll! Ein Bremsmanöver! Nur noch 25 Billionen Km pro Minute! Aber es kommt näher."
"Drooooot, Droooot, Wuuuhhhn, Droooot."
"Wieder näher."
"Sende ein Signal zurück! Los!"
"Schon raus! Direkt nach dem ersten Empfang."
"Noch eins! Nein, mehrere! Streuen!" Marvin Baker zog einen Stuhl herüber. "Hier und hier, immer weiter in diesem Radius."
"Nuuuup, Ruuuuup, Rup Rup, Nup Nup."
"Morsen?"
"Niemals!"
"Was dann?"
"Ein Scherz?"
"Unsinn!"
"Warum?"
"Weil, weil," er suchte nach Worten, "Humor den Menschen vorbehalten ist."
"Und ich dachte du bist Wissenschaftler." Robin grinste seinen Freund an.
"Bin ich, aber extraterrestrisches Leben und Humor, da fehlt mir die Vorstellungskraft."
"Duu Duu, Duup Duuup, Du."
"25 Parsec! Das kann nicht sein."
"Immer am äußeren Rand. Am Rand des Universums, als ob es einen Ausgang sucht."
"Oder Eingang."

"Haha, der war gut! Eingang! Ein Universum um das Universum, genial."
"Ich weiß! Ich bin eben ein Genie."
"Sicher, sonst würdest du nicht hier sitzen."
"Halo, halo, halo, halo."
"Was war das? Ein Hallo?"
"Eindeutig!" Robin war aufgesprungen und sah mit ausgestreckter Hand auf den Monitor. "Da! Es steht!"
"Ja, es hat sich nicht mehr bewegt." Ungläubig starrte Marvin Baker auf den blinkenden Punkt auf der Karte. "Einfach so!"
"Verdammt, was ist das? Es rast um uns herum und dann steht es einfach so still? Das geht einfach nicht!" Fast hysterisch kamen die Worte.
"Es geht nicht!" stimmte Marvin ihm zu. "Aber es passiert! Wieso?"
"Egal! Antworte endlich!"
"Hallo, wer sind Sie?" Er drückte auf senden. "Recht so?"
"Ok, weiter, noch einmal."
"Verstehen Sie uns?" Senden.
Es dauerte einen Augenblick, dann erklang ein Rauschen im Lautsprecher und eine Stimme dröhnte: "Jaha, siescher kaahn isch siieee versteken."
"Es verarscht uns", Robin Noel verzog sauer das Gesicht. "Dachte ich es mir doch."
"Warte!" Marvin Baker zog das Mikrofon zu sich herüber. Er drückte auf die Sprechtaste. "Wer sind Sie?" Senden. "Woher senden Sie?" Senden.
Unvermittelt kam die Antwort. "Jorrk. Iisch bihn zuu haauuse."
"Wo ist Ihr zu hause?" Senden.
"Belontar inn deer Siehdlunk Roovene 6."
"Wo ist Roovene 6?" Senden.
"Hiehr, aaber ..... Sieh wührrden ees nischt versteken."
"Könnten Sie zu uns kommen?" Senden.
"Siescher, aaber ees wührrde Sieh aallee uhmbrihngen. Iisch schiehcke nuhr ein kleihnes Teihl noon mihr."
"Wann?" Senden.
"Jetzt!"
Baker sah mit aufgerissenen Augen auf den Bildschirm. Der Punkt klebte am Rande des Universums und ein zweiter raste auf sie zu. Die Geschwindigkeit war unmöglich!
Unglaublich, was sich vor ihnen ereignete.
Ein Knistern ließ ihn herumfahren und Robin deutete mit dem ausgestreckten Arm zitternd in die Ecke. Eine flimmernde Wand hatte sich vom Boden bis zur Decke aufgebaut, so breit wie hoch.
Ein grau-silberner Schleier waberte, regenbogenfarbige Schlieren zogen funkelnd darüber. Die Ränder zogen sich zusammen, der Nebel drehte sich funkelnd und langsam formte sich so etwas wie ein Körper aus dem Dunst.
Die Proportionen erinnerten an einen Bären, wuchtig, mit einem gewaltigen Kopf, jedoch mit spinnenartigen Armen, die sich schlangengleich wanden.
"Hiehr bihn iisch."
"Sie sind Jork?" Die beiden Wissenschaftler starrten gebannt in die Ecke.
"Jaha, soo wieh Sieh miisch seeheen soolleen."
"Wie sehen Sie wirklich aus?"
"Iisch bihn, Sieh versteken daas nischt, iisch bihn nuhr Eehnergiie. Ehben eiin Moolk."
"Molk?"
"Aallee sihnd Moolk."

"Hier, zieh an." Robin reichte Baker die Kopfhörer. "Das Programm formt seine Stimme um."
"Ihr Volk heißt Molk?"
"Nein, alle heißen Molk. Es gibt keine anderen."
"Im ganzen Universum?" Bakers Mund stand offen.
"Universum?" Jork hörte sich verwundert an. "Was ist ein ... Universum?"
"Universum? Alles ist das Universum!" Bakers Stimme war hoch. "Wir sind im Universum! Alle Galaxien, alle Sonnen, alle Planeten. Alles ist im Universum und alles ist das Universum."
Ein seltsames Geräusch war zu hören, entfernt erinnerte es an ein Lachen. "Sie meinen den Kristall? Universum, ein netter Name dafür!"
"Kristall? Was für ein Kristall?"
"Hier, Sie, alles! Alles ist der Kristall!"
Robin starrte den funkelnden Nebel an. Marvin Baker schnappte verzweifelt nach Luft, sein Blutdruck stieg beängstigend.
"Kristall?" seine Stimme kreischte. "Kristall? Das Universum ist ein Kristall?"
"Das Universum in dem Sie leben? Ja, das ist ein Kristall."
"Mein Gott! Ein Kristall - was ist dann das andere?" Die Worte kamen undeutlich, er zitterte am ganzen Körper.
"Nun, das Andere - es ist einfach mehr. Groß, nicht so winzig wie dieses Kristall."
"Winzig? Dieses Kristall? Gibt es mehrere?"
"Sicher. Viele, sehr viele. Dieses Kristall ist ein kleines, junges. Es ist mir passiert, ich bitte um Entschuldigung."
"Passiert?" Robin starrte auf den flimmernden Bären. "Wir - sind - passiert?" stotterte er völlig perplex.
"Ja, ich sollte einen Versuch machen, vor, hmmm", er suchte nach dem richtigen Wort, " vor kurzem", ging er diesem Problem aus dem Weg. "Für die, Sie würden wohl Schule sagen."
"Ein Schulexperiment?" Baker erstickte fast daran.
"Wir sollten einen reinen Kristall aus - hmmm - Sestrin herstellen. Keine leichte Aufgabe, Sestrin ist sehr fragil und auch sehr veränderbar. Und es wächst beständig."
"Unser Universum dehnt sich beständig aus", bestätigte Marvin automatisch.
"Sestrin wächst unaufhaltsam!"
"Was ist Sestrin?"
"Eigentlich Nichts, mit winzigen Energiepunkten. Wenig Materie, darum auch sehr zerbrechlich."
"Energiepunkte? Sonnen? Sterne?"
"Ja, für Sie sind es Sterne, für mich Energiepunkte. Schwache Energie, weniger als in dem Bruchstück, das Sie von mir sehen."
"Die Energie einer Sonne? Das kann nicht sein!" Marvin Baker schüttelte ungläubig den Kopf.
"Nein, nein, nicht einer Sonne! Ihres Universums!"
 

Baker und Noel sahen sich an, unfähig das Gehörte zu verdauen.
"Wie kann das sein?" krächzte Robin fast tonlos.
"Ein Kristall kann nicht noch mehr Energie aufnehmen", klärte sie Jork auf. "Ein Sestrin-Kristall würde bei noch mehr Energie zerbrechen."
"Und die Planeten, die all diese Sonnen umkreisen?" Baker zitterte, er hatte Angst vor der Antwort.
"Verunreinigungen, ich habe den Versuch verdorben. Schrecklich!" Jork hörte sich kläglich an. "Niemals kann ich dieses Ergebnis vorzeigen. Ich würde einen Verweis bekommen."
"Nein, nein", Baker versuchte ihn zu trösten, "Sie haben etwas wundervolles, etwas Großes geschaffen. Sie werden eine gute Note bekommen."
"Warum?" Jorks Stimme klang verwundert.
"Die Erde! Das Leben darauf haben Sie geschaffen!" Robins Wangen glühten euphorisch.
"Ach, das!" Die Enttäuschung war Jork anzuhören. "Sie würden sagen organische Kontermination, ein Käse der mit Bakterien verdorben ist. Das macht alles noch schlimmer."
"Die Erde ein Käse? Wir sind nicht mehr als Bakterien?" Baker war aufgesprungen und fuchtelte wild mit den Armen. "Was sind dann schwarze Löcher? Ihr Staubsauger?" Er lachte hysterisch.
"Fast!" Jork klang freudig überrascht. "Ich habe versucht, einige Unreinheiten abzusaugen. Aber es ist einfach zu viel Dreck in den Kristall gelangt."
"Wodurch ist denn das Chaos entstanden?" Robin Noel versuchte verzweifelt einen Sinn in diesem Irrsinn zu finden.
"Wieso Chaos? Meine Kristall-Lösung ist gefallen, es hat einen furchtbaren Lärm verursacht."
"Wann war das?" Baker flatterte aufgeregt mit den Armen.
Jorks Körper glitzerte grünlich. "Nach ihrer Zeit vor ungefähr 13,5 Milliarden Jahren."
Bakers Stimme war tonlos. Ein heiseres Röcheln nur. "Der Urknall!"
Ein Schulterzucken war die Antwort, der Bärenkörper bewegte sich langsam. "Ich muss jetzt gehen." Er drehte sich in Zeitlupe durch den Raum.
"Und was passiert mit uns?" Baker stand mit ausgebreiteten Armen vor Jork. "Was ist mit der Erde? Dem Universum?"
"Nichts! Was soll sein? Es ist schief gegangen, ich werde es entsorgen!"
"Das können Sie nicht!" Marvin Baker stürzte vorwärts. "Wir sind ein Universum! Wir leben!"
"Ich muss!" Ungerührt sah Jork auf Marvin hinunter. "Unkontrollierte Experimente müssen entsorgt werden."
"Wie?" war alles was Robin hervorbrachte.
"Sie kennen es als Wasser. Das Kristall löst sich auf und die Energie entlädt sich."
"Unser Universum wird geflutet?" Baker sah fassungslos auf den flimmernden Bären. "Nein! Das können Sie nicht." Mit einem Sprung stürzte er vorwärts.
Er fiel in einen Nebel, der wie eine Armee Ameisen über seinen Körper raste. Energie schoss in Arme und Beine, Blitze tobten in seinem Kopf. Er zuckte wie eine Marionette, ein Schmerzensschrei gurgelte über seine Lippen und bevor er auf dem Boden aufschlug, verlor er das Bewusstsein.

Jork blickte verwundert auf den sich windenden Körper. "Warum hat er das getan?" Er funkelte Robin an.
"Um die Menschheit zu retten! Unser Universum!"
Jork lachte, ein dumpfes unnatürliches Lachen, ein Lachen aus einem anderen Universum. "Ihr Menschen seit merkwürdig. Bis es soweit ist, wird es keine Menschen mehr geben. Eure Zeit vergeht so schnell, vielleicht bekommt ihr noch mit, wenn die ersten Tropfen euren Kosmos füllen." Der Bärenkörper wurde heller, durchscheinender und das Flimmern verlor sich. Ein dünner Nebelschleier wand sich in einer Spirale zur Decke, löste sich auf.
Robin kniete neben Marvin Baker auf dem Boden, er tastete nach dessen Puls.
Das Herz raste noch immer, Schweiß perlte auf dem Gesicht und das Haar klebte nass am Kopf.
Mit flatternden Augenlidern versuchte Marvin wieder zurück in die Welt zu finden. "Ich..., habe ich, sind wir..." Er brach erschöpft ab.
"Er war wirklich hier. Du hast dich auf Jork gestürzt."
"Wo ...?"
"Er ist wieder verschwunden. Einfach so." Mühsam zog er seinen Freund auf einen Stuhl.
"Da!" Baker starrte auf den Bildschirm.
Der leuchtende Punkt wanderte rasend durch die Galaxis, durch die nächste und blieb am rechten oberen Rand kleben. Der Punkt, der Jork war, wurde größer, kleiner, größer. Immer wieder, dann leuchtete er riesig auf - und war verschwunden!
"Was?" Robin sah seinen Freund ratlos an.
Marvin schluckte, sein Mund war ausgedörrt. "Er ..., er hat uns ... gezeigt, ....wo ... das Wasser ... kommen wird." Er hustete, mühsam erhob er sich.
"Und?"
"Niemand wird uns glauben." In seinem Gesicht spielte ein amüsiertes Lächeln. "Wir kennen die Apokalypse, können aber niemandem davon erzählen."
"Deine Haare!" Noel schüttelte den Kopf. "Du bist weiß!"
"Ich? Meine Haare?" Baker lief aus dem Raum. Der Spiegel in der Toilette zeigte ihm ein Gesicht, an das er sich erst würde gewöhnen müssen.
Das schulterlange Haar war weiß wie frischer Schnee. Aber weit mehr waren es seine Augen, die ihn verwundert anblickten. Gelblich-grüne Katzenaugen blickten ihn an, scharfe senkrechte Pupillen ließen ihn alles sehr deutlich erkennen.
"Damit werde ich wohl leben müssen!" Grinsend kam er wieder zu Robin zurück. "Machen wir uns an die Arbeit!"
"Arbeit?"
"Wenn wir schon die Menschheit nicht retten können, werden wir die Ersten sein, die das neue Phänomen entdecken! Unser Universum läuft voller Wasser!"
"Und?"
"Wann haben Jugendliche zuletzt den Nobelpreis bekommen?"
...