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Der neunte Kontinent – Die wissenschaftliche Eroberung des Mars

Rezension von: Manfred Holl (Rezensent) | | Verlag

Der rote Planet Mars übt seit jeher eine besondere Faszination auf die zum Himmel hinaufschauenden Menschen aus. Dank seiner intensiven roten Farbe avancierte er in vielen Kulturen zum Kriegsgott und regte auch in den aufgeklärten Jahrhunderten die Fantasie seine Betrachter an. Lange Zeit erschien er als der einzig bewohnte Planet des Sonnensystems, wo der Erde feindlich gesinnte Kreaturen nur darauf warteten, auf die schwachen Erdbewohner herfallen zu können. Mars galt gegenüber der Venus auch immer als der fortschrittlichere Planet: Während die Venus der Erde in ihrer Frühzeit gleichen sollte, musste es auf dem Mars Bewohner geben. Die Geschichte mit den Marskanälen offenbarte noch im 19. Jahrhundert diesen Glauben. Erst die Raumsonden der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts brachte die Erkenntnis, dass weder die Venus noch der Mars Leben wie auf der Erde beherbergte.

Diese Vorstellungen und auch die ernsthaften Bemühungen, den Mars mittels Raumsonden zu erobern, werden vom Autor, wissenschaftlicher Mitarbeiter am MPI für Extraterrestrische Physik (1993-1998), danach Research Fellow am MPI für Wissenschaftsgeschichte und seit 2001 Redakteur bei der FAZ, detail- und kenntnisreich aufgearbeitet. Dabei schildert er die Pläne Wernher von Brauns aus den 50er Jahren ebenso wie die zahlreichen und unterschiedlich erfolgreichen Missionen der NASA bis in unsere Tage.

Dem folgt eine Beschreibung der verschiedenen Marslandschaften auf den beiden sehr unterschiedlichen aerologischen Halbkugeln des Planeten, die Analyse der dünnen Marsluft und der Untersuchung seiner auf der Oberfläche herumliegenden Gesteine. Natürlich darf dabei die Frage nach dem Wasser auf dem Mars nicht fehlen, die hier auf wissenschaftlicher Grundlage diskutiert wird.

Mögliches mikrobiologisches Leben auf dem Mars, Zweifel an einigen der bisher veröffentlichten Ergebnisse (z.B. die Spuren während der VIKING-Missionen), die Einblicke dank des Marsmeteoritenfundes ALH 84001 in der Antarktis , aber auch das Problem, inwieweit irdische Bakterien bei Raumsonden mitgeführt werden könnten, sind Inhalt des 7. Kapitels.

Im 8. geht es darum, unter welchen Bedingungen und ob überhaupt jemals Menschen auf dem Mars leben, arbeiten und forschen könnten. Auch die Gedanken zum Thema Terraforming werden angerissen.

Es hat viel Spaß gemacht, sich mit Hilfe dieses Taschenbuches auf den neuesten Stand der sehr dynamischen und immer wieder für Überraschungen guten Marsforschung einerseits zu bringen und andererseits einen tiefen Einblick in die Geschichte der Vorstellungen und realen Eroberungen unseres Nachbarplaneten zu gewinnen. Wenn also gerade Sie sich für den Mars interessieren und kompakt und übersichtlich auf naturwissenschaftlicher Basis informiert werden möchten, greifen Sie zu, Sie werden es nicht bereuen!

 

Titel:Der neunte Kontinent – Die wissenschaftliche Eroberung des Mars
Autor:Ulf von Rauchhaupt
Verlag:Fischer Taschenbücher
ISBN:9783596178643
Jahr:2010
Infos:http://d-nb.info/1002670829