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14. Woche - Die Galaxie Messier 66 im Sternbild Löwe

Fotografiert von: Torsten Grossmann | | Astrofoto der Woche

Im bekannten „Leo-Triplett“ (auch als Arp 317 katalogisiert) ist Messier 66 die hellste der drei Einzelgalaxien. Das aktuelle AdW zeigt sie in ihrer korrekten Lage am Himmel – Norden oben, Osten links. Der hellere Galaxienbereich erreicht einen scheinbaren Durchmesser von 8,7´ x 4,4´ bei einer scheinbaren visuellen Helligkeit von 9,0 mag. Da die Spiralgalaxie vom Typ Sb ungefähr 35 Millionen Lj entfernt liegt, kommt ihr Durchmesser demnach auf etwa 88.500 Lj. Aber Vorsicht – diesen Durchmesserwert werden wir weiter unten unbedingt korrigieren!

Bei Brennweiten ab 2 Metern lassen sich viele Details in M 66 nachweisen. Vom zentralen Kerngebiet (Bulge) biegen zunächst zwei Hauptarme ab. Einer beginnt im Norden (oben) und windet sich über Westen nach Süden, der zweite entsteht im Süden und wickelt sich über Osten nach Norden. Schon der erste Blick zeigt, dass genau dieser Arm die Symmetrie verletzt. Er scheint bereits direkt an seinem Anfang abgeknickt. Deshalb wurde M 66 im Jahre 1966 von Halton Arp als Objekt Nr. 16 in seinen „Atlas of peculiar Galaxies“ aufgenommen. An den Spiralarmen entdeckt man zahlreiche rote Verfärbungen, insbesondere an den Innenseiten der Spiralarme. Dort befinden sich H II-Regionen, die von einer intensiven Sternentstehung zeugen. Dies wird auch durch die vielen blauen Wolken junger heißer Sterne deutlich, aus denen die Anfangsbereiche der Spiralarme bestehen. Weiterhin gibt es auffällige dunkle Staubbänder, die die Spiralarme begleiten.

Auf dem langbelichteten AdW bemerkt man außerdem zwei weitere Auffälligkeiten. Zunächst erstreckt sich unterhalb des südlichen Spiralarms eine diffus verbreiterte, aufgehellte Zone aus nicht aufgelösten, schwachen Sternen. Ebenso entdecken wir im Norden, dass die Spiralarme sich erheblich weiter erstrecken, als es herkömmliche Bilder zeigen. Gerade diese nördlichen Arme sind, ähnlich wie Gezeitenschweife, diffus geformt. Heute gibt es keinen Zweifel daran, dass M 66 und ihre Nachbargalaxie NGC 3628 bei einer zurückliegenden Begegnung einer starken Wechselwirkung ausgesetzt waren (Zhang et al. 1993). Misst man nun im aktuellen AdW den fotografischen Durchmesser von M 66 (von den nördlichen Gezeitenschweifen bis zum südlichen diffusen Rand), so kommt man auf 10,5´ und damit auf einen wahren Durchmesser von 107.000 Lj. Wieder einmal zeigt sich, dass tief belichtete Galaxien in ihrer Ausdehnung doch erheblich größer sein können als zunächst gedacht!

Diese Aufnahme von Torsten Grossmann datiert bereits aus 2011. Sie wird dennoch gezeigt, weil es kaum bessere, tiefere Amateuraufnahmen dieser Galaxie gibt. CCD-Kamera war eine SBIG ST-L 4020. Aufnahmeteleskop war ein TMB-Apochromat (7 Zoll Öffnung bei f/8). Der Luminanzkanal wurde ohne Binning insgesamt 160 min belichtet. Für R und B betrug die Belichtungszeit jeweils 60 min, für G mit 50 min etwas kürzer (Farbkanäle 2-fach gebinnt). Man sollte immer wieder darauf hinweisen: Um schwächste Strukturen wie Gezeitenschweife in ihrer Form sauber nachzuweisen und nicht durch astrofotografische Nachlässigkeiten zu verfälschen, ist eine korrekte Bildbearbeitung nötig. Dazu wurde mit Masterdark, Masterflat und Bias kalibriert. Es soll ja „Experten“ geben, die auf Flats verzichten …

Objektkoordinaten (2000):

RA = 11 h 20 min 15 s, DEK = +12° 59´ 22´´

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