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Ausdruck vom: Donnerstag, der 28.03.2024

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Die Geschichte der Raumfahrt

Rezension von: Rezensent: Manfred Holl | | Verlag

Das vorliegende Buch wurde dem Rezensenten als digitales Exemplar mit Wasserzeichen zugesandt und kann als eBook und als Print-Ausgabe bezogen werden.

Die Geschichte der Raumfahrt wurde in der Vergangenheit schon öfter beschrieben und es verwundert, dass der renommierte Wissenschaftsbereich des Springer-Verlages das Thema erneut aufgreift, aber nichts substanziell Neues zu bieten hat. Der Autor ist lt. Verlagsangaben auch eher fachfremd, was den historischen Teil angeht. Er ist Dipl.-Ing., Physiker, Informationswissenschaftler und Dozent, was man besonders der Beschreibung der technischen Seite der Raumfahrt anmerkt, wo das Buch auch seine Stärken hat.

Es folgt dem klassisch-chronologischen Weg von den ersten Vorstellungen über die Anfänge in der Raketentechnik, bevor auf Erdsatelliten, erste Menschen im Weltraum, bemannte Raumschiffe, Mondmissionen Raumfahrtorganisationen und Raumstationen eingegangen wird. Auch den unbemannten Missionen ins Sonnensystem und den Mars wird Raum geboten. Eigentlich ein solider Weg für das Buch, wenn da nicht die durchaus auffälligen und nicht erklärbaren Schwächen wären.

Es fängt damit an, dass er den Piloten der Bachem BA 349 Natter, einer senkrecht startenden Rakete mit einzigem und Erststart 1945 Lothar Sieger nennt. Dabei lautet der richtige Name: Lothar Sieber. In der Geschichte von Peenemünde wird behauptet, das die Anlagen im Nordosten von Usedom nach dem Krieg demontiert wurden und von dort auch übrig gebliebene V2-Raketen in die USA verfrachtet wurden. Das ist historisch falsch: Peenemünde war nach dem Luftangriff vom 17./18. August 1944 zum großen Teil zerstört und die Fertigung und Aufbewahrung der Raketen schon vorher und erst recht danach nach Nordhausen im Harz verlagert worden. Von dort aus gingen die Raketen und Teile davon in die USA und der Rest in die Sowjetunion. Vorhandene Anlagen wurden  dabei demontiert und in den Harz abtransportiert und viele nach dem Prinzip der verbrannten Erde schon vor dem Eintreffen der Sowjets in Peenemünde gesprengt. Der letzte Start, eine A4b (A4 mit Flügeln) erfolgte im Januar 1945. Danach war der Betrieb eingestellt.

Der Absturz der ins Trudeln geratenen Raumstation Skylab am 11. Juli 1979 erfolgte keineswegs so kontrolliert, wie hier beschrieben, denn sie zerbrach nicht an der vorausberechneten Stelle, sondern später als gedacht und damit weiter östlich als geplant, sodass Teile von ihr südöstlich von Perth in Australien niedergingen. Auch die Hauptursache, die erhöhte Sonnenaktivität und die damit verbundene Ausdehnung der Ionosphäre, bleibt unerwähnt.

Bei den militärischen Aspekten werden ausschließlich amerikanische Bemühungen erwähnt und selbst die unvollständig. Er ist nicht ersichtlich, wieso das nie aus der Planungsphase herausgewachsene MOL (Manned Orbiting Laboratory) der USA, ALMAS und Kosmos 577 der UdSSR in der Aufzählung weggelassen wurden.

In vielen anderen Kapiteln finden sich leider immer wieder kleine Unschärfen oder Fehler, Daher stellt sich die Frage, ob sich ein Kauf des Buches lohnt. Als Rezensent ist man bemüht, ein Buch fair zu beurteilen und auch das Gute darin zu erwähnen. Nur findet man das hier nicht. Es sind zu viele Ungenauigkeiten und Fehler enthalten, als dass man auch nur eine klitzkleine Empfehlung für den Kauf begründen könnte. Daher lautet das Urteil des Rezensenten: Nicht empfehlenswert. Vom Kauf wird abgeraten, weil es bereits Bücher mit entsprechenden Inhalten gibt!

 

Titel: Die Geschichte der Raumfahrt

Autor: Wolfgang W. Osterhage

Verlag: Springer Nature, Springer-Verlag, Berlin

ISBN: 978-3-662-62597-2

Jahr: 2021