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Die heißen blauen Sterne von Messier 47

Diese eindrucksvolle Aufnahme des Sternhaufens Messier 47 ist mit dem Wide Field Imager entstanden, einer Kamera, die am Heidelberger Max-Planck-Institut für Astronomie konzipiert wurde und die sich zur Zeit am MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop am La Silla-Observatorium in Chile befindet. Der hier gezeigte junge offene Sternhaufen wird von einem Meer aus hell leuchtenden, blauen Sternen dominiert, enthält aber auch einige wenige rote Riesensterne.

ESO-News vom 17. Dezember 2014

Messier 47 befindet sich etwa 1600 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Puppis (dem Achterdeck des mythologischen Schiffs Argo). Er wurde zunächst irgendwann vor 1654 von einem italienischen Astronomen namens Giovanni Battista Hodierna bemerkt und später unabhängig davon von Charles Messier entdeckt, der offenbar nichts von Hodiernas früherer Beobachtung wusste.

Obwohl er sehr hell und gut zu sehen ist, ist Messier 47 einer der am dünnsten besiedelten offenen Sternhaufen. Nur rund 50 Sterne sind hier auf einem Gebiet mit einer Ausdehnung von 12 Lichtjahren zu sehen, verglichen mit anderen ähnlichen Objekten, die tausende von Sternen enthalten.

Messier 47 war nicht immer so einfach zu identifizieren. Tatsächlich galt er Jahre lang als vermisst, da Messier seine Koordinaten falsch notiert hatte. Der Sternhaufen wurde später wiedergefunden und ihm wurde eine andere Katalogbezeichnung verliehen – NGC 2422. Der Fehler Messiers und die unumstößliche Feststellung, dass Messier 47 und NGC 2422 in der Tat dasselbe Objekt sind, wurde erst im Jahre 1959 vom kanadischen Astronomen T.F. Morris gemacht.

Die helle blau-weiße Farbe der Sterne in Messier 47 deuten auf ihre Temperatur hin, da heißere Sterne blauer und kühlere Sterne röter erscheinen. Diese Beziehung zwischen der Farbe, der Helligkeit und der Temperatur kann durch die sogenannte Planck-Kurve dargestellt werden. Die detaillierte Untersuchung der Sternfarben mit Hilfe spektroskopischer Methoden liefert Astronomen noch viele weitere Informationen – unter anderem darüber wie schnell die Sterne rotieren und über ihre chemische Zusammensetzung. Es gibt auch einige wenige helle Rote Riesen in diesem Bild – diese roten Riesensterne sind in ihren kurzen Lebenszyklen schon viel weiter vorangeschritten als die massenärmeren und langlebigeren blauen Sterne [1].

Zufällig befindet sich Messier 47 am Himmel fast direkt neben einem kontrastierenden weiteren Sternhaufen – Messier 46. Messier 47 liegt relativ nah, in etwa 1600 Lichtjahren Entfernung. Messier 46 ist jedoch 5500 Lichtjahre von uns entfernt und enthält mit etwa 500 Mitgliedern weitaus mehr Sterne. Obwohl er mehr Sterne beinhaltet, erscheint er dennoch deutlich lichtschwächer, was seiner großen Entfernung geschuldet ist.

Messier 46 könnte als ältere Schwester von Messier 47 angesehen werden, da Messier 46 etwa 300 Millionen Jahre und Messier 47 nur 78 Millionen Jahre alt ist. Daher haben die massereicheren und helleren Sterne in Messier 46 ihr kurzes Leben schon beendet und sind nicht mehr zu sehen, so dass die meisten Sterne, die in diesem älteren Sternhaufen zu sehen sind, röter und kühler erscheinen.

Diese Aufnahme von Messier 47 wurde im Rahmen des Cosmic Gems-Programms der ESO erstellt [2].

Endnoten

[1] Die Lebenszeit eines Sterns hängt in erster Linie von seiner Masse ab. Massereiche Sterne, die ein Vielfaches schwerer als unsere Sonne sind, haben kurze Lebensdauern von nur einigen Millionen von Jahren. Masseärmere Sterne andererseits können viele Milliarden Jahre lang leuchten. In einem Sternhaufen haben alle Sterne etwa dasselbe Alter und dieselbe anfängliche chemische Zusammensetzung. Ddie hellen massereichen Sterne entwicklen schneller, werden früher zu Roten Riesen und sterben zuerst, während die masseärmere und kühlerer Stern sie überleben.

[2] Das Cosmic Gems-Programm (wörtlich „kosmische Edelsteine“) ist eine ESO-Initiative zur Erstellung von astronomischen Aufnahmen für Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Das Programm nutzt hauptsächlich Zeiten, während derer die Beobachtungsbedingungen nicht den strengen Ansprüchen wissenschaftlicher Beobachtungsarbeit genügt, um Bilder von interessanten, faszinierenden oder von Himmelsobjekten anzufertigen, die einfach schön anzusehen sind. Die Bilddaten sind anschließend im wissenschaftlichen Archiv der ESO für jedermann zugänglich. Auch professionelle Astronomen können sie für ihre Zwecke nutzen.

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