Die Mutter des Sonnensystem

Eine liebende Mutter behält auch bei 8 Kindern noch den Überblick, auch wenn diese sie manchmal wahnsinnig machen. So hat auch unsere Sonne den Überblick über alle 8 Planeten und hält ihre planetaren Schützling fest in ihrem gravitativen Bann. Im Prinzip ist unser Sonnensystem also eine harmonische Familie, in der die Kleinen wie Merkur und Venus noch die nähe zur Mutter suchen, während die heranwachsenden Saturn, Jupiter und Co bereits eigene Wege fernab der Sonne gehen. Und wie in jeder Familie gibt es ein Schwarzes Schaf: Pluto würde gerne viel mehr Zuneigung von seiner stellaren Mutter erfahren, darf sich aber noch nicht mal mehr offiziell als Planet bezeichnen.
Es könnte alles so schön idyllisch sein. Leider deutet sich aber in ferner Zukunft bereits ein massiver Familienstreit ein, der die planetare Gemeinschaft gänzlich aus den Angeln heben wird. Die Sonne wird nämlich nicht ewig die Planetenmutter sein können, sondern wird die Planeten in 5 Milliarden Jahren ihrem Schicksal überlassen. Naja, und einige von Ihnen wird sie dabei sogar ganz unfamiliär verbrennen und vernichten.
Dies liegt nicht etwa an fehlender Mutterliebe unseres Zentralgestirns – die Sonne hat gar keine andere Wahl. In ihr läuft – wie in fast allen Sternen – ein Fusionsprozess ab, in dessen Verlauf Wasserstoff zu Helium umgewandelt wird.
Obwohl unsere Sonne eine ganze Menge Wasserstoff enthält, wird dieser irgendwann aufgebraucht sein und der Fusionsprozess kommt zum Erliegen. In diesem Moment nimmt nicht nur die mütterliche Fürsorgepflicht ab, sondern auch der Strahlungsdruck innerhalb der Sonne, der vorher die Eigengravitation ausgebremst hatte. Durch den geringeren Strahlungsdruck kann nun die Gravitation Überhand nehmen, die Sonne zieht sich zusammen und eine höhere Temperatur entsteht. Diese höhere Temperatur bietet nun wiederum die Grundlage für den nächsten Fusionsprozess: Helium wird nun zu Kohlenstoff fusioniert und auch in den äußeren Schichten der Sonne beginnt die Fusion. Die Sonne dehnt sich massiv aus und kommt ihren Kindern dabei bedrohlich nahe. Tragischerweise wird das erste Opfer des solaren Infantizids der kleine Merkur sein. Danach wird dann Venus aufgefressen und auch die Erde wird komplett schmelzen. Das tragische Ende dieser schönen kleinen Patchwork-Familie!
Nur die älteren Familienmitglieder werden das Ganze Spektakel relativ teilnahmslos beobachten. Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun sind schon so weit von der ganzen Familie entfernt, dass sie deren Streitigkeiten nur mit einem Achselzucken begleiten. Die Schwerkraft der Sonne verändert sich während des ganzen Prozess nicht, so dass die äußeren Planeten also weiterhin stabil ihre Bahnen ziehen können.
Die Sonne selbst wird nach ihrem Anschwellen implodieren. Zurück bleibt ein kleiner verdichteter Weißer Zwerg, der immer noch vor lauter Mutterliebe brennt und eine Temperatur von bis zu 10.000 Grad erreichen wird.
Mehr astronomische Infos von Tim Ruster findet Ihr auf seinem YouTube-Kanal: www.youtube.com/channel/UCTkYT9IjUuhmkXbwYEohIwQ