Einblick in die interstellare Chemie
Das Licht von Sternen in der Zentrumsregion unserer Milchstraße zeigt zahlreiche Absorptionen unbekannten Ursprungs, so genannte diffuse interstellare Bänder. Das zeigen Beobachtungen eines amerikanischen Forscherteams. Ähnliche Absorptionen sind seit langem bei Sternen außerhalb des galaktischen Zentrums bekannt und sorgen bei den Astronomen für Kopfzerbrechen. Möglicherweise absorbieren komplexe Moleküle auf Kohlenstoffbasis das Licht der Sterne. Die neuen Beobachtungen, über die die Wissenschaftler im Fachblatt "Nature" berichten, stützen diese These und liefern neue Erkenntnisse über diese Moleküle.
Die ersten diffusen interstellaren Bänder wurden bereits vor 90 Jahren entdeckt. Inzwischen sind über 500 bekannt - aber bezüglich der Ursache tappen die Himmelsforscher immer noch im Dunkeln. Das Phänomen hängt nicht von der Bewegung der Sterne ab, in deren Licht es sich zeigt, sondern davon, wie viel Gas und Staub das Licht auf dem Weg zur Erde durchquert. Daher sehen die Astronomen Moleküle im interstellaren Medium als Hauptverdächtigen an - möglicherweise komplexe Substanzen auf der Basis von Kohlenstoff, wie beispielsweise polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe.
Die Beobachtungen von Thomas Geballe vom Gemini Observatory auf Hawaii und seinen Kollegen zeigt nun, dass die Verursacher der diffusen Bänder auch in der Umgebung des galaktischen Zentrums existieren können. Dort sind die Temperaturen und die Belastung durch harte kosmische Strahlung deutlich höher als im interstellaren Medium fernab des Zentrums - die Moleküle müssen also stabil genug sein, um auch in dieser harten Umgebung zu überleben.
Unterschiede in der Stärke der Bänder bei verschiedenen Wellenlängen zeigen außerdem, dass es verschiedene Stoffe gibt, die für die Absorptionen verantwortlich sind. "Ihre Häufigkeit reagiert verschieden auf die unterschiedlichen Bedingungen innerhalb und außerhalb des galaktischen Zentrums", so Geballe und seine Kollegen. "Das deutet darauf hin, dass die Verursacher nicht durch chemische Reaktionen aneinander gekoppelt sind." Die Beobachtungen seien ein wichtiger Schritt, um das Rätsel der diffusen interstellaren Bänder endgültig zu lösen.
Quelle: www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/full/nature10527.html