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Filmrezension: Event Horizon

Rezension von: Rezensent: Volker Plum | | Verlag

Im Film geht es um die Besatzung der Lewis & Clark, einem Rettungsschiff, die die plötzlich wieder aufgetauchte und 7 Jahre verschollene Event Horizon bergen soll.

Als ich den Film „Event Horizon“ das erste Mal gesehen habe, erinnere ich mich zu meiner Frau gesagt zu haben, dass dies wohl der schlechteste Film sei, den ich je gesehen habe, und sie stimmte mir zu.

Es muss Januar 1998 gewesen sein, als er in den deutschen Kinos uraufgeführt wurde. Meine Schwiegermutter hatte zwei Karten für einen Kinobesuch von „Event Horizon“ gewonnen und sie mir und meiner Frau geschenkt. Und obwohl ich SF-Fan war und bin, war mir dieser Film bis dahin nicht vor den Radar gekommen.

Was dann am Ende geschah? Siehe oben. Das Beste am ganzen „Event“ war noch, dass wir glücklicherweise nichts für den Kinobesuch bezahlt hatten, außer unserer wertvollen Zeit versteht sich. Auch die Kritiker waren mit uns einer Meinung (was tatsächlich eher selten passiert), der Film wurde allerorts verrissen.

Jahre später las ich durch Zufall einen Artikel, in dem plötzlich wohlwollender über „Event Horizon“ geschrieben wurde. Ich wurde stutzig, als ich, neugierig geworden, viel mehr positivere Bewertungen las als seinerzeit. Ich habe ihn mir dann nochmal angeschaut – und was soll ich sagen, bei der zweiten Betrachtung kam er tatsächlich irgendwie besser rüber.

Im Film geht es um die Besatzung der Lewis & Clark, einem Rettungsschiff, die die plötzlich wieder aufgetauchte und 7 Jahre verschollene Event Horizon bergen soll. Die Event war das erste Schiff, das mit Hilfe eines künstlichen Schwarzen Lochs Überlichtgeschwindigkeit erreichen soll. Dr. Weir, der das Schiff konstruiert hat, macht sich zusammen mit dem Rest der Besatzung der Lewis & Clark auf den Weg in die Nähe des Neptuns, wo die Event plötzlich wieder erschienen ist. Auf der Event ist zunächst keine Spur der Besatzung zu finden, nach und nach stellt sich aber heraus, dass die Besatzung nicht nur tot ist, sondern auch zum Teil bestialisch ermordet wurde. Die meisten Mitglieder des Bergungsteams erleben unheimliche Geschehnisse, die sich nach und nach als Visionen herausstellen, die die Event selbst verursacht, da sie anscheinend durch eine völlig fremde Lebensform übernommen wurde.

Fast schon überflüssig zu sagen, dass in diesem Horror-SF-Movie auch die Anzahl des Bergungsteams auf teils sehr blutige Weise schrumpft. Regisseur Paul Anderson hat sein Publikum scheinbar tatsächlich kaum geschont, als es darum ging, manche Szenen besonders eklig oder ekelerregend blutig darzustellen. Daher verwundert es auch sehr, dass der Film an der deutschen FSK mit einem ab 16 durchgekommen ist. Nach meinem Empfinden ist es wohl eher ein ab 18 Film. Auch im Bonusmaterial erfährt man dann, dass an dem Film vorab offenbar noch reichlich geschnitten wurde, um aus dem für damaligen Verhältnisse sehr langen über 130 Minuten noch eine 96-minütige Fassung zu machen, womit der Film auch in den USA die für die Einspielergebnisse tödliche Einstufung NC-17 (ab 18) vermeiden konnte.

Geholfen hat’s freilich nichts. Mit Kosten von rund 60 Millionen US$ spielte er bis heute an den Kinokassen lediglich 42 Millionen US$ ein.

Woran es lag, ist wie meist schwer zu sagen. Bei der Thematik wird Event natürlich als erstes mit Alien verglichen und bei einem Vergleich mit einem solchen Meisterwerk hat man ja schon vor vorne herein verloren. Natürlich kommt er an Ridley Scotts Film aus dem Jahr 1979 auch nicht heran, dafür überlässt er dem Zuschauer einfach zu wenig der Fantasie. Anderson selbst beschrieb sein Werk als Geisterfilm im All. Mit den klassischen Geisterfilmen hat Event dann aber auch nur am Anfang etwas zu tun.

Es ist halt unbestritten so, dass die Eindrücke, die nach dem ersten Schauen bleiben, die brutalen Szenen sind, in den menschliche Körper zerschnitten, aufgerissen, ausgeweidet etc etc werden. Das mögen manche gegebenenfalls als Kunst ansehen, im Prinzip ist es aber lediglich ein billiges Mittel, um Schockwirkung zu erzeugen. Diese Eindrücke sind so überwältigend, dass der Film anfangs sicher nur auf diese Szenen reduziert wurde und komplett durchfiel.

Erst beim zweiten Durchlauf entdeckt der geneigte Zuschauer, das mehr hinter dem Film steckt. So sind die optischen Effekte für Ende der 90er wirklich ziemlich gut gelungen. Die Bilder sind zum Teil opulent überwältigend. Der Soundtrack ist auffällig und eher ungewöhnlich. Auch die Schauspieler geben ein gutes Bild ab, sind mit Sam Neill und Laurence Fishburne auch zwei Hochkaräter mit an Bord. Aber auch Joely Richardson und besonders Sean Pertwee wissen zu überzeugen. Und nach dem dritten oder für mich mittlerweile vierten Durchlauf bemerkt man schließlich, dass die so blutigen Slasher-Effekt eigentlich erst gegen Ende des Films auftauchen, während anfangs durchaus noch versucht wird, den Horror durch psychologische Effekte zu erreichen.

Die nun neu erschienene 4K Ultra HD Blu Ray bietet allen die Möglichkeit Event Horizon auch in höchster optischer und akustischer Qualität zu erleben. Die Blu Ray bietet auf einer zweiten Disc dann den Film auch noch in einer Remastered Blu Ray Version an, auf dieser befindet sich auch noch eine Menge Bonusmaterial, in denen außer Regisseur und Produzent auch noch einige der Darsteller zu Wort kommen.

Fazit: Für ein Valentins-Event ist der Film sicher nicht zu empfehlen, auch wenn meine Ehe trotz des weniger romantischen Kinobesuchs von 1998 bis heute noch gehalten hat. Für Liebhaber des SF und Horrorgenres ist das Anschauen von Event Horzion mittlerweile aber ein Muss geworden.

Und das zweite und dritte Anschauen ebenfalls.

 

Der Film "Event Horizon" ist im Paramount Home Entertainment erschienen und wurde durch aufwendige Technik in Ultra-HD neu aufgelegt. Die Blue-Ray ist ab sofort im Handel erhältlich.