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Gaswolke passiert supermassives Schwarzes Loch ohne Schaden

Erstellt von: Dr. Rainer Kayser | | Forschung und neue Erkenntnisse

Das Ereignis wurde mit Spannung erwartet: Im Mai 2014 raste die Gaswolke G2 nahe am supermassiven Schwarzen Loch im Zentrum unserer Milchstraße vorüber. Würde die Anziehungskraft die Wolke zerreißen, ihr Gas in das Schwarze Loch stürzen und dort ein Strahlungsfeuerwerk auslösen? Nichts von alledem, berichtet ein internationales Forscherteam, das das kosmische Rendezvous mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte ESO beobachtet hat. Die Gaswolke hielt ihren Kurs unbeeindruckt bei und das Schwarze Loch zeigte keine ungewöhnliche Aktivität. Offenbar halte ein junger Stern die Gaswolke zusammen, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Astrophysical Journal“.

„Wir konnten nicht einmal ein Auseinanderziehen der Wolke feststellen“, erläutert Andreas Eckart von der Universität zu Köln. „So verhält sich keine kernlose Wolke. Wir glauben deshalb, dass es sich bei G2 um einen jungen Stern handelt, der in eine dichte Staubwolke eingehüllt ist.“

Das Schwarze Loch im galaktischen Zentrum besitzt etwa die viermillionenfache Masse der Sonne. Das zeigt die genaue Vermessung der Umlaufbahnen von Sternen in der Umgebung des Schwarzen Lochs. Im Jahr 2011 entdeckten Astronomen eine kompakte Wolke aus Gas und Staub, die sich auf das Schwarze Loch zubewegte. Berechnungen zeigten, dass die Wolke mit hoher Geschwindigkeit an dem Schwerkraft-Monster vorbeifliegen würde. Die starken Gezeitenkräfte sollten dabei, so die Erwartung der Forscher, die Wolke auseinanderziehen, zumindest ein Teil ihrer Materie in das Schwarze Loch strömen und so zu einem Strahlungsausbruch führen.

Die Messungen von Eckart und seinen Kollegen zeigen, dass sich die Wolke vor der größten Annäherung mit etwa zehn Millionen Kilometern pro Stunde von der Erde wegbewegte. Nachdem sie um das Schwarze Loch herumgeschwungen war, bewegte sie sich mit etwa zwölf Millionen Kilometern pro Stunde auf die Erde zu. Doch die Wolke blieb bei diesem rasanten Rendezvous kompakt: Obwohl frühere Beobachtungen auf eine Verzerrung von G2 hingedeutet hatten, lieferten die neuen Beobachtungen keine Belege für eine solche Verschmierung. Sie wurde weder sichtbar auseinandergezogen, noch traten größere Geschwindigkeitsunterschiede in der Wolke auf. Die Widerstandsfähigkeit der Wolke gegenüber den extremen gravitativen Gezeitenkräften so nahe am Schwarzen Loch zeigen nach Ansicht von Eckart und seinen Kollegen, dass sie ein dichtes Objekt mit einem massereichen Kern umschließen muss und keine lockere, freifliegende Wolke sein kann.

Quelle: arxiv.org/abs/1410.8731