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Radioastronomen punkten im Wettbewerb um EU-Förderung

Erstellt von: Dr. Norbert Junkes | | Max-Planck-Institut

RadioNet, ein Konsortium von 28 führenden radioastronomischen Wissenschaftsinstitutionen aus 13 Ländern, ist von der Europäischen Kommission mit 10 Millionen Euro für den Zeitraum von 2017 bis 2020 ausgezeichnet worden. Sprecher des RadioNet-Konsortiums ist Prof. J. Anton Zensus vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn.

 

Im Rahmen von RadioNet werden unterschiedliche Aspekte der radioastronomischen Forschung in Europa unterstützt: es erlaubt Wissenschaftlern aus aller Welt, die Radioteleskope und Datenarchive der Konsortiumsmitglieder unentgeltlich für ihre Forschung zu nutzen. Gemeinsam werden Radioempfänger entwickelt, die an vielen europäischen Radioobservatorien eingesetzt werden können. RadioNet soll es ebenfalls ermöglichen, die notwendige Software zu entwickeln, um die immens gesteigerten Datenmengen dieser neuen Instrumente zu verarbeiten und von Störungen zu befreien.

„Mit RadioNet können wir nicht nur einzelne Radioteleskope wie unser 100-m-Radioteleskop in Effelsberg effizienter nutzen, sondern auch im Rahmen des Europäischen VLBI-Netzwerks (EVN) die Daten von Observatorien an verschiedenen Orten der Erde so kombinieren, dass man eine Bildschärfe erreicht, für die man eigentlich ein Teleskop von Tausenden von Kilometern Durchmesser benötigt”, erklärt Prof. J. Anton Zensus,  Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) und  Sprecher des RadioNet-Konsortiums. Er ist Leiter der Forschungsabteilung „Radioastronomie/Very Long Baseline Interferometrie (VLBI)“ am Bonner Institut. Das MPIfR stellt eines der wichtigsten Kompetenzzentren für die VLBI-Technik in Europa dar. Mit VLBI lassen sich z.B. die Geschehnisse in unmittelbarer Nähe der Kernregionen aktiver Radiogalaxien beobachten.

Im Rahmen des RadioNet-Programms wird von Partnerinstituten unter der Bezeichnung BRAND (BRoad-bAND) ein neues Empfangssystem entwickelt, das einen ausgedehnten Frequenzbereich zwischen 1,5 und 15,5 GHz komplett abdeckt. „Der Vorteil für Astronomen und Observatorien bei der Nutzung dieses Empfängers wird darin liegen, dass weniger Einzelsysteme gewartet werden müssen, und mehr Beobachtungszeit dadurch verfügbar wird, dass alle Frequenzbänder zwischen 1,5 und 15 Gigahertz gleichzeitig genutzt werden können“, erklärt  Walter Alef vom MPIfR, der das BRAND-Projekt leitet. „Mit dem Einsatz von BRAND wird das europäische Teleskopnetzwerk eine führende Rolle bei VLBI- Beobachtungen übernehmen können.“

Ein erklärtes Ziel der Bonner Astronomen ist es, die Zentralbereiche unserer Milchstraße und anderer Galaxien im Detail zu studieren. Dabei wird angenommen, dass supermassereiche Schwarze Löcher die zentralen Energiequellen in den Galaxien darstellen. Im Rahmen des  . sogenannten Event-Horizon-Teleskop-Projekts wird sogar angestrebt, das Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße mit kurzen Radiowellen abzubilden.

„Jeder einzelne Partner unseres Konsortiums besitzt Technologie und Spezialwissen von Weltrang. Wir wollen all diese Ressourcen bündeln und so die europäische Führungskompetenz auf dem Gebiet der radioastronomischen Forschung ausbauen” sagt Anton Zensus. „Wir sehen es als ein Zeichen der Anerkennung unserer Arbeit und unserer Kompetenz, dass wir dieses wichtige Projekt von Bonn aus koordinieren dürfen”.

Training und Wissensaustausch von Forschern und Ingenieuren und die gemeinsame Nutzung von Ressourcen sind wichtige Aspekte, des RadioNet-Projekts, damit sichergestellt werden kann, dass europäische Forschung auch weiterhin eine wichtige Rolle in globalen Observatorien, wie dem „Atacama Large Millimeter/submillimeter Array“ (ALMA) oder dem „Square Kilometre Array“ (SKA) spielt. Prof. Zensus ist zuversichtlich, dass die RadioNet-Kooperation sich als so erfolgreich erweist, dass sie nach Ablauf dieser EU-Förderung zum Selbstläufer wird.

Der offizielle Projektstart (Kickoff-Meeting) für die RadioNet-Aktivitäten in den kommenden vier Jahren findet heute, 12. Januar 2017, im Harnack-Haus der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin statt.