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Sterne: Nur Einzelkinder sind lebensfreundlich

Die meisten Sterne entstehen nicht allein, sondern in Gruppen oder Sternhaufen. Kommen sich zwei junge Sterne zu nahe, dann werden die Planetensysteme, die in rotierenden Gas- und Staubwolken um die Sterne entstehen, kräftig durcheinander gewirbelt. Das zeigen Computersimulationen deutscher und britischer Astrophysiker. Riesenplaneten geraten dabei auf enge, oft stark geneigte und elliptische Umlaufbahnen, während ursprünglich lebensfreundliche, erdähnliche Planeten ganz aus den Systemen heraus geworfen werden können. Die Wissenschaftler berichten demnächst im Fachblatt "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" über ihre Forschungen, die ein bislang ungelöstes Rätsel der Planetenentstehung lösen.

In unserem Sonnensystem geht es weitgehend geordnet zu. Die Planeten bewegen sich auf nahezu kreisförmigen Umlaufbahnen in einer Ebene um die Sonne. Im inneren Bereich finden sich felsige, erdähnliche Planeten, im äußeren Bereich große Gasriesen. All dies macht unser Sonnensystem lebensfreundlich und hat die Entstehung von Leben auf der Erde ermöglicht. Die große Mehrheit der bei anderen Sternen entdeckten Planetensysteme sieht jedoch ganz anders aus: Die Umlaufbahnen sind oft stark elliptisch, sie sind stark gegen die Rotationsebene des Sterns geneigt und häufig dominieren Riesenplaneten auf extrem engen Orbits die Systeme. Einen Platz für lebensfreundliche Welten gibt es dort nicht.

Die Simulationen von Pavel Kroupa von der Universität Bonn und seinen Kollegen liefert nun eine Erklärung dafür, warum das so ist. Begegnen sich zwei junge Sterne, so kann Gas und Staub aus der protoplanetarischen Wolke des einen Sterns in die den anderen Stern umgebende Wolke strömen. Das Gas strömt dabei in zufälliger Richtung in das bislang geordnete System und wirft so die bisherigen Bewegungen aus ihrer Bahn. "Im Extremfall können Umlaufbahnen sogar ganz ihren Drehsinn wechseln und in die andere Richtung kreisen", so Kroupa. Das ganze System wird instabil, leichte Planeten werden nach und nach aus dem System heraus geschleudert, während große, massereiche Planeten auf engere Bahnen gedrängt werden.

Zum Glück blieb unserem Sonnensystem ein solches Schicksal erspart - vielleicht, weil es relativ isoliert entstanden ist. Vollkommen ordentlich ist aber auch unser Sonnensystem nicht: Die Bahnebene der Planeten ist um etwa sieben Grad gegen die Äquatorebene der Sonne gekippt. Eine Begegnung der Sonne mit der Gaswolke eines anderen Sterns biete eine einfache Erklärung für dieses Phänomen, so Kroupa und seine Kollegen. Allerdings sei das Rendezvous vergleichsweise glimpflich verlaufen. so das die Erde sich noch heute auf einer kreisförmigen, lebensfreundlichen Umlaufbahn bewegt.

Quelle:  xxx.uni-augsburg.de/abs/1107.2113