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Sternfabriken im jungen Kosmos

Es ist ein Zufallsfund: Bei der Beobachtung eines großen Galaxienhaufens im langwelligen Submillimeter-Bereich ist ein internationales Forscherteam auf ein ungewöhnlich helles Objekt gestoßen. Es entpuppte sich als zehn Milliarden Lichtjahre entfernte Galaxie, 16-fach vergrößert durch die als Gravitationslinse wirkende Schwerkraft des Galaxienhaufens. Das kosmische Vergrößerungsglas erlaubt so den bislang besten Blick auf Sternenstehungsregionen im jungen Kosmos. Dort entstehen 100-mal mehr Sterne als in vergleichbaren Regionen in der Milchstraße, berichten die Wissenschaftler in einer Online-Veröffentlichung im Fachblatt “Nature”.

“Wir schätzen, dass in SMM J2135-0102 - so die Katalognummer der neuen Galaxie - pro Jahr 250 neue Sterne entstehen”, erklärt Carlos de Breuck von der Europäischen Südsternwarte ESO, ein an den Beobachtungen beteiligter Astronom. Da das Licht von dem fernen Sternsystem zehn Milliarden Jahre zu uns braucht, sehen wir es so, wie es vor zehn Milliarden Jahren ausgesehen hat - etwa 3,7 Milliarden Jahre nach dem Urknall. Damals war SMM J2135-0102 bereits etwa so groß wie unsere Milchstraße. Vermutlich ist sie inzwischen zu einer elliptischen Riesengalaxie angewachsen.

De Breuck und seine Kollegen haben SMM J2135-0102 mit APEX, dem Atacama Pathfinder Experiment in der chilenischen Atacama-Wüste aufgespürt. Das zwölf Meter große Submillimeter-Teleskop ist der Prototyp für eine größere Submillimeter-Anlage aus 50 Antennen, die gegenwärtig von der ESO in der Atacama-Wüste errichtet wird. SMM J2135-0102 liegt hinter dichten Staubwolken verborgen und ist deshalb im optischen licht nicht sichtbar - doch die langwellige Submillimeter-Strahlung kann diesen Staub durchdringen.

Dank der Vergrößerung des Galaxienhaufens können die Astronomen in SMM J2135-0102 noch Sternenstehungsregionen ausmachen, die wenige hundert Lichtjahre groß sind. Diese Sternenfabriken sind damit von vergleichbarer Größe wie Sternentstehungsregionen in der Milchstraße, aber erheblich produktiver. Die Forscher hoffen, mit der nächsten Generation der Submillimeter-Teleskope viele ähnliche Regionen im frühen Kosmos zu entdecken - auch ohne die Hilfe kosmischer Vergrößerungsgläser.

Quelle:
dx.doi.org/10.1038/nature08880