1. Woche - Die H II-Regionen IC 417 und NGC 1931

Zunächst wünschen wir allen AdW-Freunden ein gutes, gesundes und astronomisch erfolgreiches Jahr 2012!
Von Astrofotografen wird die H II-Region IC 417 wegen der Nähe der beiden helleren H II-Regionen IC 405 und IC 410 meist übersehen. IC 417 ist im 2. Sharpless-Katalog auch als Sh2-234 katalogisiert. Sie liegt ziemlich zentral im Bild, hat jedoch - wenn man das AdW genau anschaut - weit reichende, schwache Ausläufer nach Südwesten, Westen und Nordwesten. Beherrschender Stern dieser Gegend ist Phi Aurigae mit dem Spektraltyp K3. Im Blauen beträgt seine Helligkeit B = 6,52 mag, seine visuelle Helligkeit V = 5,07 mag. Das ergibt einen Farbindex B-V = 1,45 mag. Für Astrofotografen muss der Stern also orange ausfallen. IC 417 wird durch wenige O-Sterne und zahlreiche frühe B-Sterne zur Emission angeregt. Sie gehören dem lockeren jungen Sternhaufen Stock 8 an, der zwischen Phi Aurigae und dem hellsten Nebelbereich zu sehen ist. Dieser Bereich wird von Staub dominiert. Für Stock 8 wurde von Jose et al. (2008) eine Entfernung von 2,05 kpc bestimmt, das sind ca. 6700 Lj.
In dieser wissenschaftlichen Arbeit wird der rötliche Filamentfortsatz östlich von IC 417 als "nebulous stream" bezeichnet. Das aber ist definitiv falsch. Schaut man sich dieses Detail höher vergrößert im AdW an, so stellt man fest, dass hier eine typische bright-rim-Zone vorliegt, also der ionisierte, leuchtende Rand einer Molekülwolke. Wo aber ist der ionisierende Stern oder Sternhaufen nördlich davon? Wer sich an CCD-Aufnahmen im Infrarotbereich herantraut, könnte hier einmal forschen. Vielleicht ist eine ionisierende Quelle im Staub vorhanden, die sich im nahen Infrarot bereits andeuten könntet. Hans-Günter Diederich hat ja dieses "Stiefkind" der Astrofotografen bei der letzten BoHeTa aufs Korn genommen.
Auf der halben Bilddiagonale links unten befindet sich der kleine helle Nebel Sh2-237 (auch: Cederblad 49). Er umgibt den offenen Sternhaufen NGC 1931. Für den Sternhaufen - und damit auch für die H II-Region - ergibt sich aus fotometrischen Untersuchungen von Bhatt et al. (1994) eine Entfernung von 2,17 kpc (ca. 7000 Lj) und ein Alter von 10 Millionen Jahren. Das ist sehr jung in astronomischen Zeitmaßstäben.
Werner Probst erzielte dieses wenig fotografierte Motiv am 30.10.2011. Aufnahmeort war Hochrindl/Kärnten auf 1600 m Höhe. Aufnahmeoptik war ein TLPAPO 804 mit effektiver Brennweite 480 mm, also Öffnungsverhältnis 1:6 bzw. „focal ratio“ f/6. Als Kamera diente eine Moravian G2-8300FW. Belichtet wurde 27 x 900 s für H-Alpha und jeweils 24 x 300 s für RGB (ISO 100). Der Bildautor schreibt: „Zwei sehr klare Nächte auf 1600 m Seehöhe in den Kärntner Alpen nutzte ich, um diese schwachen Objekte aufzunehmen.“ Großes Lob unsererseits!
IC 417: RA = 05 h 27,6 min, Dek = +34° 25´
NGC 1931: RA = 05 h 31 min 27 s, Dek = +34° 14´ 58´´
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