10. Woche: Der Rosetten-Nebel NGC 2237-39

Ein auffälliges Objekt der Wintermilchstraße ist der im Sternbild Monoceros gelegene Rosetten-Nebel. Er repräsentiert einen unregelmäßigen, aus vielen Schalenanteilen zusammengesetzten Ring. In der Mitte findet sich eine dunkle Höhlung, in welcher der offene Sternhaufen NGC 2244 steht. Bei guten Wetterbedingungen kann man den Sternhaufen mit einem Feldstecher bereits von feinem „Nebeldunst“ umgeben sehen. Mit einem scheinbaren Durchmesser von 80´ kommt der Rosetten-Nebel bei einer Entfernung von 5500 Lj auf einen wahren Durchmesser von ca. 130 Lj.
Der offene Sternhaufen enthält als hellsten Stern den gelben Riesen 12 Monocerotis mit dem Spektraltyp K III. Ob er zum Sternhaufen gehört, bleibt fraglich. Wichtiger sind 5 junge O-Sterne und 16 B-Sterne, die NGC 2244 zugehören. Daher ist der Sternhaufen eindeutig die anregende Quelle für den Rosetten-Nebel und lässt durch seine Sternwinde den Nebel expandieren, so dass das dunkle Loch in seinen Dimensionen weiter zunimmt. An einigen Stellen sind feine Filamente zu sehen, die wie beim Cirrus-Nebel im Schwan Expansionsdetails darstellen (wobei NGC 2237 nichts mit einem Supernova-Überrest zu tun hat). Farblich differenziert ist die bläuliche Innenzone des Rosetten-Nebels, die klar durch die gelbgrüne Umrandung begrenzt wird. Diese Umrandung ist der Übergang in die umgebende Molekülwolke, wo auch etliche „bright rims“ (helle Ränder) liegen. Sehr schön kommen auch die zahlreichen dunklen „Elefantenrüssel“ zum Vorschein, die aus nicht emittierendem H I bestehen. Und das ist zum größten Teil neutraler Wasserstoff.
René L. Kobler aus der Schweiz, den wir als Neuzugang unter den AdW-Astrofotografen herzlich aufnehmen, schickte dieses Bild bereits im März 2007. Es handelt sich hier um ein Foto, das mit verschiedenen Linienfiltern aufgenommen wurde: [O III], [SII] und H-Alpha. Und immer wieder der Hinweis: Viele Amateure beachten die eckigen Klammern um die chemischen Elemente nicht. Sie kennzeichnen aber eine physikalisch wichtige Tatsache, nämlich dass es sich beim [O III]- und beim [S II]-Licht nicht um reguläre Emissionslinien wie z.B. H-Alpha handelt, sondern um „verbotene Linien“. Wegen dieser engen Spektralbereiche fehlt der überwiegende restliche visuelle Spektralbereich. Daher sind die Farben nicht echt und wir reden von einer Falschfarbenaufnahme. Als Aufnahmeteleskop diente ein 8-Zoll-Newton mit dem Öffnungsverhältnis 1:4 und zusätzlichem Paracorr-Korrektor. Kamera war eine SBIG STL-11000. Belichtet wurde 3 x 20 Minuten je Filter.