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12. Woche - Ein „Weihnachtsbaum“ am Himmel

Fotografiert von: Andreas Rörig | | Astrofoto der Woche

Im Sternbild Einhorn (Monoceros) liegt der große, weit gestreute offene Sternhaufen NGC 2264, der wegen seiner Form von L.S. Copeland auch „Christmas Tree“ (Weihnachtsbaum) getauft wurde. Das aktuelle AdW zeigt Norden rechts, Osten oben. Der Baum zeigt mit seiner Spitze nach links (Süden). Zur Orientierung: Die Bildlängsseite misst etwa 1,8°.
Den Fuß des Baums bildet der 4,64 mag helle Stern S Monocerotis (abgekürzt: S Mon), ein Hauptreihenstern des Spektraltyps O7. Sein Farbindex beträgt B-V = -0,24 mag, das ist extrem blau! Der Sternname zeigt, dass es sich um einen Veränderlichen handelt, dessen Helligkeit im Bereich von 4,2 bis 4,6 mag schwankt. S Mon ist doppelt, der 8,5-mag-Begleiter ist 3´´ entfernt. Zwei weitere Mitglieder des Haufens haben einen Spektraltyp B2, so dass S Mon und diese zwei Sterne den Hauptanteil der Anregungsenergie für die umgebenden Nebelmassen liefern. Immerhin hat S Mon die 8500-fache Leuchtkraft unserer Sonne! Was das Alter betrifft, so gilt NGC 2264 als ein sehr junger Sternhaufen. Man geht heute von etwa 5 Millionen Jahren aus. Die Entfernung von NGC 2264 wurde zu etwa 2600 Lj bestimmt, das ist ähnlich weit weg wie der benachbarte Rosettennebel. Um noch eines klar zu stellen: Auch das Nebelgebiet, das den Sternhaufen umschließt, trägt die Bezeichnung NGC 2264.

Bereits in den 1950er Jahren entdeckte der Astronom G.H. Herbig in NGC 2264 zahlreiche Sterne, die H-Alpha-Licht emittieren. Sie entpuppten sich als Sterne, die das Hauptreihenstadium noch nicht erreicht haben, so genannte „pre-main-sequence“-Sterne (Walker 1956). Ein sehr großer Teil der Sterne mit Spektraltyp später als A0 sind solche PMS-Sterne, deren Alter auf typische 1 Million Jahre geschätzt wird. Vor etwa 20 Jahren wurde NGC 2264 im infraroten K-Band (2200 nm) fotometrisch untersucht. Dabei wurden zahlreiche junge IR-Objekte entdeckt, die ähnliche Eigenschaften wie T-Tauri-Sterne oder Herbig-Be-Sterne haben. Das legt nahe, dass die Sternenstehung in der Molekülwolke hinter NGC 2264 andauert.
Die Spitze des Weihnachtsbaums bildet ein 7,14 mag heller Stern des Spektraltyps B2. Direkt südlich angrenzend (also links davon) liegt der markante „Konus-Nebel“. Diese Dunkelwolke ist Teil der schon angesprochenen großen Molekülwolke, mit hell leuchtenden Rändern („bright rims“). Der Konus-Nebel zeigt wie ein Finger auf S Mon, so wie man es auch von den bekannten „Säulen der Schöpfung“ in Messier 16 her kennt. Dies deutet auf den starken Sternwind hin, der von S Mon ausgehend die Materie dynamisch formt.
Die gesamte Region ist in rot leuchtenden Wasserstoff eingehüllt. Unmittelbar südwestlich von S Mon sticht ein Nebelanteil ins Auge, der durch Reflexion von blauem Sternenlicht geprägt ist. Andreas Rörig fotografierte dieses Szenario am 17.01.2012, Aufnahmeort war Wilsenroth im Westerwald. Er benutzte einen 120-mm-Refraktor (Equinox 120) mit dem Öffnungsverhältnis 1:6,3 auf einer Montierung „Millenium Mount“. Als Kamera diente eine Canon EOS 1000D (mod.) bei ISO 800. Belichtet wurde 45 x 300 s. Zur Nachführung wurde ein 80-mm-Refraktor mit 400 mm Brennweite in Verbindung mit einer AlCCD 5 verwendet. Die Kalibrierung erstreckte sich auf Dark- und Flatfields. Zur Registrierung, Kombination, Farbkalibrierung und Gradientenentfernung benutzte der Autor seine Software Regim.

RA = 06 h 41,1 min, DEK = +9° 53´

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