13. Woche - Messier 82, wie man sie selten sieht

Die Galaxie M 82 liegt etwa 37´ nördlich ihrer großen Schwester M 81. Beide bilden zusammen mit zahlreichen weiteren Galaxien das „M 81-System“. Morphologisch gesehen (d.h. von ihrer Gestalt her) ist M 82 äußerst interessant. Vom Typus her wird sie den „amorphen Galaxien“ zugerechnet, die im Gegensatz zu den Spiralgalaxien kaum strukturiert sind. Ein ähnliches Beispiel für eine amorphe Galaxie ist NGC 1569.
M 82 wird im Sky Catalogue 2000.0 mit 11,2´ x 4,6´ Ausdehnung angegeben. Da sie 11,8 Millionen Lj entfernt ist, kommt sie damit auf knapp 40.000 Lj wahren Durchmesser. Ihre scheinbare visuelle Helligkeit beträgt 8,4 mag. Das führt zu einer mittleren Flächenhelligkeit von 21,3 mag pro Quadratbogensekunde. Der Farbindex – immer wichtig für Astrofotografen – liegt bei 0,87 mag, d.h. die Galaxie erscheint im Mittel gelb, was unser aktuelles AdW insbesondere in den kernnahen Zonen von M 82 bestätigt. Dies ist auch kein Wunder, denn amorphe Galaxien sind immer in reichlich interstellare Materie eingehüllt, was zu einer Rötung des Lichts führt. Die interstellare Materie zeigt sich bei visuellen Beobachtungen sofort: M 82 wird von einigen verdunkelnden Staubwolken geprägt, die vor der leuchtenden Fläche schon in kleineren Teleskopen kontrastreich hervortreten.
M 81 und M 82 stehen sich recht nahe, so dass sie stark miteinander wechselwirken. Mit Hilfe der Radioastronomie wurde erkannt, dass beide Galaxien gemeinsam in riesigen verquirlten Wolken aus Wasserstoff stecken. Die Wechselwirkungskräfte sorgten dafür, dass bereits vor Millionen Jahren in M 82 ein heftiger Sternentstehungsausbruch (engl. „starburst“) in Gang gesetzt wurde. Daher zählt M 82 zu den „Starburst-Galaxien“. Im Inneren besitzt sie einige sehr junge Supersternhaufen mit zahlreichen massiven Sternen, von denen gewaltige Sternwinde ausgehen und Gas nach außen transportieren. Bei diesem Prozess dürften aber auch etliche Supernova-Explosionen mitgeholfen haben. Die heftige Dynamik wird am aktuellen AdW plastisch deutlich. Rot leuchtende Gassträhnen erstrecken sich vom Zentrum aus bis weit in die Außenzone. Man sieht förmlich, wie die Expansion der Filamente abläuft!
Das aktuelle CCD-Bild (Norden oben) entstand in Kooperation von Torsten Grossmann und Dietmar Hager. Ihre Aufnahmeorte waren Nuthe Urstromtal im Süden des Landes Brandenburg bzw. Österreich. Dietmar Hager setzte einen 9"-Apochromaten mit f/9 sowie eine Farbkamera von Starlight Xpress ein und belichtete 3 h Luminanz und 3 h RGB. Torsten Grossmann verwendete einen 7"-Apochromaten bei 1400 mm Brennweite. Kamera war eine SBIG STL-4020. Er belichtete einschließlich der H-Alpha-Aufnahmen ca. 24 h, so dass Belichtungen von insgesamt ca. 30 h zu einem Bild kombiniert wurden. Dazu gratuliert das AdW-Team ganz herzlich! Ganz exzellent kommt auch der entfernte Galaxienhaufen nordwestlich von M 82 heraus. Wem ist dieser überhaupt schon einmal aufgefallen?
Diese erfolgreiche Zusammenarbeit zeigt einmal mehr, dass man an verschiedenen Teleskopen gewonnene Bilder erfolgreich kombinieren kann. Für das Projekt „Tief belichtete Galaxien“ der VdS-Fachgruppe Astrofotografie, das gerade anläuft, kann dies von Bedeutung sein, wie auf der letzten Bochumer Herbsttagung im November 2011 bereits angeschnitten wurde.
RA = 09 h 55 min 53 s, DEK = +69° 40´ 46´´
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