Alle Themen auf Astronomie.de im Überblick




Ausgedruckte Seite: https://astronomie.de/aktuelles-und-neuigkeiten/detailseite

Ausdruck vom: Donnerstag, der 28.03.2024

Copyright: www.baader-planetarium.com

Zum Hauptinhalt springen
Offcanvas top
...

16. Woche: Die HII-Region IC 2944

Fotografiert von: Björn Gludau und Dr. Kurt Fischer | | Astrofoto der Woche

Für Besucher in Namibia kulminiert zur Zeit der Centaurus am Abendhimmel. Der südwestlichste Teil des Centaurus ragt bis zum Sternbild Carina in die Milchstraße hinein. Dort, ziemlich in der Mitte zwischen dem hellen Eta-Carinae-Nebel und dem Kreuz des Südens, liegt 1,5° südlich des galaktischen Äquators ein sehr fotogenes Objekt: die HII-Region IC 2944. Diese ausgedehnte Nebelzone gehört zum etwa 7000 Lj entfernten Carina-Arm der Milchstraße. Der beherrschende Stern dieses Gebietes ist der 3,1 mag helle, bläuliche Lambda Centauri, der im Nebelgebiet ein wenig dezentral liegt, aber mit eingeschlossen zu sein scheint. Dieser B9-Stern von etwa 5 Sonnenmassen hat eine Oberflächentemperatur um 16000 K. Er ist aber nur 185 Lj von uns entfernt, steht daher in Wirklichkeit etwa 6800 Lichtjahre vor der ca. 180 Lj großen HII-Region und kommt deshalb für deren Ionisation nicht in Frage. Abgesehen davon wäre die UV-Strahlung eines B9-Sterns auch nicht energiereich genug, um eine HII-Region von 180 Lj Durchmesser zur Emission anzuregen. Im Inneren des Nebels haben die Astronomen 185 junge Sterne entdeckt, die überwiegend vom Spektraltyp O bzw. B sind und sich in verschiedene kleinere Assoziationen untergliedern. Sie ionisieren den Wasserstoff und verleihen IC 2944 damit die rote Farbe.

Unser AdW zeigt Norden rechts, Osten oben. In IC 2944 erkennt man einige kleine, kompakte Globulen. Solch dichte Staubansammlungen werden nach dem australischen Astronomen Bart Bok (dem Gründer des australischen Siding Spring Observatory) gern als "Bok-Globulen" bezeichnet. Die Entdeckung der Bok-Globulen in IC 2944 wird aber dem Südafrikaner A.D. Thackeray zugeschrieben, der sie bereits in den fünfziger Jahren beobachtete. Seitdem heißen sie auch "Thackeray-Globulen". In der Bildmitte befindet sich die größte dieser Globulen. Sie misst 55´´ im scheinbaren Durchmesser, was einem wahren Durchmesser von 1,5 Lj entspricht. Knapp links (ca. 1´ südlich) davon steht der 6.48 mag helle O8-Stern SAO 251511.

Björn Gludau und Dr. Kurt Fischer nahmen im Juni 2007 das Objekt mit einem Starfire 127 auf und setzten als Kamera eine Canon 350 Da mit Baader-Filter plus Fokalreduktor 0.8x von Televue ein. Die Belichtungszeit betrug 20 x 6 min bei ISO 800. Kommentar der Autoren: "Verdammt kalt im Juni in Namibia bei 0°C, aber umso besser für unsere ungekühlten SLRs." Anmerkung des AdW-Teams: Es kann dort noch kälter werden. Wir haben in Namibia schon Juli-Nächte mit -10°C erlebt!

RA = 11 h 38 min 20 s, DEK = -63° 22´ 22´´