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19. Woche - Der Nordwesten des Eta-Carinae-Nebels, zweiter Akt

| Astrofoto der Woche

Im heutigen AdW zeigt uns Fachgruppenmitglied Kai-Oliver Detken seine Bildversion aus dem Nordwestbereich des Eta-Carinae-Nebels NGC 3372. Dazu nutzte er am 6. und 7. Juni 2019 auf der Astrofarm Kiripotib (Namibia) einen Apochromaten von TS-Optics, den Photoline 90 mm f/6,6, ein Triplett-Objektiv von 600 mm Brennweite, alles auf einer Montierung des Typs Vixen GP-DX. Hinzu kam ein 2-Zoll-Korrektor, auch von TS-Optics. Die Kamera war eine ASI 071 MC Pro Color des chinesischen Herstellers ZW Optics (ZWO). Das Autoguiding lief über einen Lacerta M-GEN V2. Es wurden noch folgende Filter verwendet: a) IDAS-Nebelfilter LPS-P2-48 für 2 Zoll von Hutech, b) ein Hα-Filter von Astronomik mit 12 nm Halbwertbreite. Belichtet wurde 42 x 5 min ohne Filter und 25 x 5 min (Hα), insgesamt also 5 h 35 min. Aufnahmesoftware: AstroPhotography Tool (APT), Version 3.63, Bildbearbeitung mit PixInsight 1.8.6 und Photoshop CS6. Zum Bild schreibt der Autor: "Die RGB-Aufnahme wurde mit der Hα-Aufnahme erneut kombiniert, wodurch der Nebel wesentlich deutlicher hervortritt."

Das heutige AdW ist als Ergänzung zum AdW aus der Woche 12 dieses Jahres gedacht. Da hatte Peter Remmel eine Darstellung nach der Hubble-Palette vorgestellt. Die im Bild enthaltenen Objekte wurden dabei ausführlich besprochen, so dass heute hierauf verzichtet werden soll. Dafür aber steht der Vergleich zwischen beiden AdWs (12-2019 und heutiges AdW) im Vordergrund. Wen das interessiert – bitte Peter Remmels Bild aus dem Archiv (hier klicken) dazu laden.

Ein RGB-Bild zeigt bei sachgemäßer Kalibrierung den Hiummel mit seinen Farben naturgetreu, d.h. in den Wellenlängen und Linienverhältnissen, wie sie am Nachthimmel vorhanden sind – auch wenn das menschliche Auge kaum etwas davon wahrnimmt. Wird Hα dazu gemischt, verstärkt sich das Rot – allerdings nur aus dem schmalen Bereich des Hα-Filters. Das rote Licht ist ja ansonsten in einem R-Filter noch viel breiter und umfasst das gesamte rote Kontinuum, welches z.B. lokal in einem Emissionsnebel vom Staub modifiziert wird. Insofern ist eine mit Hα verstärkte Aufnahme eine Falschfarbenaufnahme. Auf die Wiedergabe der Sterne macht sich die Beimischung jedoch kaum bemerkbar.

In einer Aufnahme gemäß der Hubble-Palette werden aus dem gesamten optischen Spektralbereich nur die Filterfenster für [OIII], Hα und [SII] benutzt (kurz: OHS). Das gesamte restliche Kontinuum kommt nicht zur Bildwirkung. Das hat den Nachteil, dass die Sternfarben mit verfälscht werden, was aber zwangsläufig der Fall und bewusst ist. Erfahrene Astrofotografen bringen die Sterne dann gern (wenn es sinnvoll erscheint) separat durch zugefügte RGB-Belichtungen ins Bild. Der wesentliche Vorteil einer OHS-Aufnahme ist aber, dass die Verteilung der drei chemischen Elemente Sauerstoff, Wasserstoff und Schwefel gut erkennbar wird. Im vorliegenden Bildvergleich (hier klicken) wird deutlich, wie im Inneren der HII-Region IC 2599 (= Gum 31), die den sehr jungen Sternhaufen NGC 3324 umgibt, der zweifach ionisierte Sauerstoff [OIII] stark blau leuchtet. Dies liegt offensichtlich an den enthaltenen heißen O-Sternen, die auf Farbindizes B-V ~ -0,3 mag kommen (in Extinktion korrigiert, Carraro, Patat und Baumgardt 2001). Im Inneren von IC 2599 herrscht – so der Astronom – eine hohe Ionisierung. Ähnliches gilt auch für den faserumgebenen Nordwestteil des Eta-Carinae-Nebels, der unten links ins Bild ragt und innen ebenfalls blau im [OIII]-Licht leuchtet. Die HαRGB-Aufnahme zeigt dieses Blau nicht, vielleicht als zarten überlagerten Schimmer – aber mehr nicht. Hingegen ist Gum 30 um den blauen Sternhaufen NGC 3293 oben rechts im Wesentlichen durch Hα geprägt, weil sein leuchträftigster Stern, ein B0-Überriese, nicht soviel UV-Energie erzeugt, dass Gum 30 auch überdurchschnittlich stark in [OIII] leuchten könnte.

Eine Anmerkung noch zu der [SII]-Filterung. S – also der Schwefel – ist kein übliches Produkt aus jungen HII-Regionen. Schwefel entsteht als schweres Element in heißen, entwickelten Sternen, die ihn bei ihrem Tod durch Supernovaexplosionen in die Umgebung schleudern. Insofern sollte klar sein, dass die [SII]-Emissionen in HII-Regionen zwar vorhanden sind (weil dort Supernovae explodiert sind), dass [SII] aber in Supernovaresten viel stärker auftritt.

Wir danken Kai-Oliver Detken und auch noch einmal Peter Remmel für ihre beiden AdWs, die eine interessante Einsicht ermöglichten. Auch unsere Gratulation zum Astrofoto der Woche!

 

Peter Riepe
Bildautor: Kai-Oliver Detken

 

Koordinaten von NGC 3324 (J2000):
RA = 10 h 37 min 20 s, DE = -58° 38' 30"

 

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