19. Woche - Die Spiralgalaxie NGC 4395 im Großen Bären

An der südwestlichen Ecke des Sternbildes Jagdhunde findet man nach dem AdW der letzten Woche eine weitere „face-on“-Spiralgalaxie: NGC 4395. Ihr scheinbarer Durchmesser beträgt 12,9´ x 11,0´ bei einer scheinbaren visuellen Helligkeit von 10,15 mag. Mit B-V = 0,54 mag erscheint sie weißbläulich. NGC 4395 ist vom Seyfert-Typ, ihr Kern zählt zu den „aktiven Galaxienkernen“ (AGN = active galactic nuclei). Dort wird ein Schwarzes Loch von etwa 360.000 Sonnenmassen vermutet (Peterson et al. 2005). Überwachungen ergaben eine recht starke Variabilität im Bereich der Röntgen-, UV- und auch optischen Strahlung (Cameron et al. 2012). Die kernnahe Zone erscheint bräunlich, die Spiralarme aufgrund der jungen Sterne – wieder einmal – bläulich. Insgesamt wirken die Spiralarme sehr unsymmetrisch, teilweise verworren und gestört. Sie sind durchsetzt von bläulichen Knoten, wo sich die Sternentwicklung abgespielt hat. Rote H II-Regionen deuten sich nur in geringen Spuren an. Das aber erstaunt uns nicht, denn frisch entstandene Sternentstehungsgebiete zeigen bekanntlich noch einen sehr hohen Blauanteil, weil das Licht der jungen heißen O-Sterne den Staub blau leuchten lässt und im Gas einen hohen Anteil an [O III] erzeugt. H-Alpha fällt dann deutlich zurück! Deshalb darf der Astrofotograf dann nicht den Fehler machen, die Sternentstehungsgebiete auf Rot zu trimmen, weil H II-Regionen ja rot leuchten müssen … Spannend wären tiefe, schmalbandig gefilterte Aufnahmen der Galaxie einerseits in H-Alpha, andererseits in [O III]. Dies ist problemlos möglich, weil NGC 4395 nicht schnell ist und daher die Transmissionskurven der Filter mit den Emissionen der Sternentstehungsgebiete deckungsgleich sind.
Die Radialgeschwindigkeit von 307 km/s deutet an, dass NGC 4395 recht nahe steht. Aus der Hubble-Konstanten von 72 km/s pro Mpc folgt eine Entfernung von 13,9 Millionen Lj. Dies wurde bestätigt durch Fotometrie von Cepheiden (Thim et al. 2004), diese ergaben 13,7 Millionen Lj. NGC 4395 ist demnach etwa 50.000 Lj ausgedehnt, halb so groß wie unsere Milchstraße.
Patrick Hochleitner und Dieter Beer gelang diese Aufnahme zunächst zum Großteil im März 2012. Die Farbserie wurde Anfang März dieses Jahres beendet. Aufnahmegerät war der Skywatcher BD120 ED mit 765 mm Brennweite, dazu die CCD-Kamera Moravian G2 8300Fw. Insgesamt wurden 10 h im Luminanzkanal belichtet und 11 h in Farbe.
Autorenkommentar: „Die Funzel leuchtet wirklich sehr schwach, fotografisch mit unserer Brennweite und Öffnung eine Herausforderung. Die Bildbearbeitung haben wir gemeinsam gemacht, diesmal kam PixInsight zum Stacken, und das Finish in Photoshop!“ Antwort des AdW-Teams: Sehr gut! Partien der Spiralarme erscheinen bereits in Einzelobjekte aufgelöst!
Objektkoordinaten (2000):
RA = 12 h 28,8 min, DEK = +33° 33´
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