Alle Themen auf Astronomie.de im Überblick




Ausgedruckte Seite: https://astronomie.de/aktuelles-und-neuigkeiten/detailseite

Ausdruck vom: Dienstag, der 21.05.2024

Copyright: www.baader-planetarium.com

Zum Hauptinhalt springen
Offcanvas top
...

21. Woche - Der Supernovarest IC 443

Fotografiert von: Michael Hoppe | | Astrofoto der Woche

Im Sternbild Zwillinge liegt ca. 45´ östlich des Sterns Eta Geminorum ein sichelförmiger Nebel. Es handelt es sich um die expandierende Gaswolke IC 443, einen bekannten Supernovarest (SNR). Das AdW zeigt Norden rechts und Osten oben, der Bildwinkel beträgt 60´ x 40´. Wir erkennen den hellen sichelförmigen Nebelbereich im Nordosten, durchsetzt von feinen Filamengten. Dazu streben einige Faserstrukturen nach links unten (Südwesten). Somit ähnelt IC 443 von der Form her einer Qualle: Der nordöstliche, hellste Teil stellt den Kopf der Qualle dar, in Richtung Südwesten erstrecken sich die Tentakel. Kein Wunder, dass IC 443 im englischen Sprachgebrauch bildhaft als „jellyfish nebula“ (Quallennebel) bezeichnet wird. Längere Belichtungszeit als hier lassen die schwachen Nebelzonen deutlicher hervortreten, so dass sich eine insgesamt runde Form von IC 443 abzeichnet.

IC 443 leuchtet als Nebel. Aber nicht, weil ein heißer, blauer Zentralstern mit seiner UV-Strahlung die Emission anregt! Das Leuchten der SNR ist die Folge des Zusammenstoßens (engl. shock) mit der umgebenden interstellaren Materie. Die bei dieser Kollision frei werdende Stoßenergie ist für die Emission der wesentlichen Linien Hα, [O III] und [S II] verantwortlich.

Der scheinbare Durchmesser von IC 443 beträgt etwa 50´. Als junges Objekt gehört der SNR mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der Assoziation Gem OB 1 an. Dafür spricht die Wechselwirkung mit der nordöstlich liegenden HII-Region Sh2-249, von der wir im Bild aber nur die allerhellsten Filamente nordöstlich des Quallenkopfes (rechts oben) sehen. Gehört IC 443 tatsächlich zu Gem OB 1, dann folgt eine Entfernung von 1,5 bis 2 kpc (Fesen 1984), was 4900 bis 6500 Lj entspricht. Das bedeutet einen wahren Durchmesser von 70 bis 95 Lj. Das Alter von IC 443 wird auf etwa 3000 Jahre geschätzt (Parker et al. 1977, Petre et al. 1988). Allerdings führt das zu Problemen, weil die beobachteten Expansionsgeschwindigkeiten und die wahre Ausdehnung kaum vereinbar sind.

Fachgruppenmitglied Michael Hoppe nahm IC 443 mit einem Orion ODK 12 auf. Dieser Dall-Kirkham-Cassegrain mit Korrektor besitzt 300 mm Öffnung und 2040 mm Brennweite. Als CCD-Kamera wurde eine Atik 11000 verwendet, gefiltert mit einem Baader-Filter Hα+[NII] von 7 nm Halbwertbreite, belichtet wurde 9 x 20 min. IC 443 ist der in Hα hellste SNR! Daher hatte diese Filterwahl absolut ihre Berechtigung. Dennoch erscheint die Belichtung für ein Öffnungsverhältnis von 1:6,8 ziemlich moderat.

Text zum Objekt und den Aufnahmedaten: Peter Riepe

Wir Astrofotografen leben in goldenen Zeiten. Noch nie war der Einstieg ins Hobby Astrofotografie so einfach wie heute. Die digitalen Spiegelreflexkameras und andere Entwicklungen wie Autoguider etc. ermöglichen es dem Neueinsteiger schnell zu einem Erfolgserlebnis zu kommen. Der Markt hat darauf reagiert und in den letzten Jahren Teleskope, Kameras und weiteres Zubehör hervorgebracht, die qualitativ hochwertig und gleichzeitig relativ günstig im Anschaffungspreis sind. Man kann also getrost sagen, das Hobby Astrofotografie erfreut sich einer nie dagewesenen Beliebtheit.

Unter den vielen Astrofotografen gibt es den Trend, immer beeindruckendere Bilder zu schaffen. Das gelingt zum einen mit langen Belichtungszeiten. So sind Belichtungszeiten von etwa 10 Stunden gar keine Seltenheit mehr, mittlerweile wird die 20 Stunden Marke auch immer häufiger geknackt. Hinzu kommen Bildbearbeitungsmethoden, die immer ausgefeilter werden und sehr beeindruckende Resultate liefern.

Michael Hoppe zeigt uns mit diesem Bild, dass man nicht zwangsläufig bei diesem schneller, weiter, höher Wettbewerb mitmachen muss. Sieht man mal von der hochpreisigen Ausrüstung ab, ist Michael Hoppes Bild relativ knapp belichtet und das lediglich im Licht der Hα-Linie, wodurch sich eine farbenprächtige Bildbearbeitung von ganz alleine erübrigt. Was wir sehen, ist ein solide erstelltes Astrofoto, das zusammen mit dem informativen Text des AdWs einen interessanten Blick auf die Vorgänge im Weltall liefert.

Wie schon oft angemerkt, ist der Schwarzpunkt des Histogramms zu nah an den Nullpunkt gesetzt worden. Es sollte stattdessen etwas Abstand zwischen dem absoluten Schwarzpunkt und dem Himmelshintergrund liegen, damit feinste Details nicht im Hintergrund „absaufen“.

Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim und Dr. Stefan Binnewies

Koordinaten J2000.0:
RA = 06 h 17 min 09 s, DE = +22° 34'

Sie möchten zum Autor Kontakt aufnehmen? Klicken Sie einfach oben links auf seinen Namen.