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25. Woche - Das Leo-Triplett oder Arp 317

Fotografiert von: László Bagi | | Astrofoto der Woche

Bereits im letzten Frühjahr (AdW 23-2017) war das wohlbekannte „Leo-Triplett“ AdW-Thema. Das aktuelle AdW zeigt das Leo-Triplett wiederum, aufgenommen mit einer sehr ähnlichen Ausrüstung, aber ein wenig anders orientiert und auch etwas anders in der Bildbearbeitung. Es stammt von László Bagi, der neu bei uns ist und den wir hiermit herzlich begrüßen. Norden liegt links oben auf 10 Uhr, Osten links unten auf 7 Uhr. Bei einem Bildmaßstab von 1,16 arcsec/px hat das Bild ein Gesichtsfeld von 49,6' x 39,1'.

Diese ca. 30 Mio. Lj entfernte Galaxiengruppe besteht aus Messier 65 (oben rechts), 66 (unten rechts) und NGC 3628 (oben links). Sie ist wegen ihrer auffälligen Wechselwirkungsphänomene auch als Arp 317 katalogisiert. Halton Arp, der bekannte amerikanische Astronom, befasste sich in seiner frühen aktiven Zeit besonders mit peculiären (= seltsamen) Galaxien. Welche Auswirkungen an Wechselwirkung zeigt das AdW? Dazu bitte das kontrastverstärkte Zusatzbild anschauen (hier klicken). Erst einmal ist um M 66 herum eine diffuse Lichtverteilung sichtbar. Im Norden gibt es zwei weit in den Außenraum ragende Spiralarmfortsetzungen. Im Süden ist ebenfalls eine diffuse Aufhellung – allerdings viel schwächer und breiter – zu sehen. Daher erscheint M 66 wie in einen Kokon gehüllt. Bei M 65 sind solche Wechselwirkungen – wenn überhaupt – nur ganz schwach zu sehen. Wesentlicher Partner von M 66 war eindeutig NGC 3628. Die Edge-on-Galaxie weist zwei unterschiedliche Ebenen auf, die in einem kleinen, aber deutlichen Winkel zueinander stehen. Wahrscheinlich ist der im Vordergrund liegende Spiralarm  nach Süden nach unten abgeknickt („gewarpt“, wie es in der international gängigen englischen Sprache heißt). Und noch etwas fällt auf: die Außenbereiche der Galaxie laufen nicht dünner und spitzer werdend nach außen (so wie etwa bei der Spindelgalaxie NGC 4565), sie sind diffus und verdickt. Im Nordbereich biegt sich diese Verdickung etwas nach Südwesten, so als wäre wie bei M 66 ein lichtschwacher Arm vorhanden, der nach hinten wegläuft.

Was wegen der Instrumentenbrennweite bzw. wegen der Gesichtsfeldabmessungen nicht zu sehen ist, ist der bekannte lange Gezeitenschweif, der von NGC 3628 nach Osten verläuft. Vielleicht gelingt dem Bildautor dieses interessante Anschlussfeld später einmal.

Die Aufnahme entstand am 14. März 2018 in Öcsöd (Ungarn). Teleskop war ein Eigenbau: ein Newton-Astrograph 200 mm/800 mm. Kamera war eine Atik One6. Belichtungszeit für das LRGB-Bild: 12 h für die Luminanz und jeweils 90 min für RGB, insgesamt kräftige 16,5 h. Das ist schon eine gute Leistung!

Text zum Objekt und den Aufnahmedaten: Peter Riepe

 

Nicht nur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erreichen uns Einsendungen, sondern auch aus den europäischen Nachbarländern. Das heutige Bild kommt aus Ungarn und wurde südöstlich von Budapest in der Ortschaft Öscöd aufgenommen. Wie gut dort die Bedingungen für Astrofotografie sind, kann ich nicht sagen. Aber da es sich um eine eher ländliche Gegend handelt, und die Entfernung zur Hauptstadt Budapest ca. 150 km beträgt, dürfte der Himmel dort ausreichend dunkel sein. Als Aufnahmeinstrument kam ein klassischer 200/800 mm Newton zum Einsatz. Eine Allzweckwaffe unter den Astrofotooptiken, den man nicht nur Anfängern empfehlen kann. Solche Teleskope haben i.d.R. eine sehr gute Abbildung und ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Zudem wurde das Teleskop für die Astrofotografie optimiert, wenn ich die Angaben des Autors richtig deute.

Die Belichtungszeit von über 16 h (wobei alleine 12 h dem Luminanzkanal zugute kamen) ist üppig, und belohnt den Bildautor mit einem sehr rauscharmen Ergebnis. Die Details kommen sehr gut zum Vorschein, schwache Galaxienausläufer sowie Hintergrundgalaxien sind deutlich zu sehen, und der Hintergrund ist angenehm samtig und nicht zu stark entrauscht.

Häufig schon haben wir beim AdW über die Farbkalibration gesprochen, und ich möchte dieses Bild erneut zum Anlass nehmen darüber ein paar Worte zu verlieren. Das Bild hat für mich einen etwas zu starken Magentafarbstich. Untersucht man das Bild sorgfältig, so fällt auf, dass der Himmelshintergrund diesen Farbstich nicht aufweist. Die Werte für die Farben Rot,Grün und Blau sind in allen Teilen des Bildhintergrunds exakt gleich. Auch macht sich das im globalen Histogramm des Bildes bemerkbar, denn die drei Farbhügel sind exakt deckungsgleich. Auch wenn das sehr vorbildlich ist, handelt es sich dabei nicht um eine Farbkalibration. Diese würde auch eine saubere Kalibration der Sternfarben beinhalten, und diese würde dann den Magentastich in den Sternen (und Galaxien) verschwinden lassen. Softwares, die eine Farbkalibration erlauben, bieten immer die Möglichkeit einer gleichzeitigen Korrektur des Himmelshintergrunds an, diese Möglichkeit sollte dann auch immer gewählt werden. Eine saubere Farbkalibration erfolgt also in zwei Schritten.

In den letzten 10-15 Jahren hat sich die Methode der Kalibrierung nach der (B-V)-Methode durchgesetzt. In vielen Bildbearbeitungsprogrammen ist sie implementiert, und wenn nicht, kann man sich mit dem Programm ExCalibrator behelfen. Die Methode bedarf etwas Einarbeitung, diese ist aber auch nicht aufwendiger als ein Entrauschen oder Schärfen, oder sonstige Methoden der Bildbearbeitung.

Wir hoffen, dass der Bildautor dies als Anregung für künftige Aufnahmen nimmt, denn das Bild ist von einer derartigen Qualität, dass sich eine saubere Farbkalibration absolut lohnen würde.

Wir gratulieren László Bagi zu dem tollen Bild und zum AdW.

Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim

 

Koordinaten der Bildmitte (J2000):

RA = 11 h 19 min 58 s, DEK = +13° 17´ 02´´

 

Sie haben Fragen oder Hinweise? Kontakt zum AdW-Team: fg-astrofotografie@vds-astro.de. Kontakt zum Bildautor: Dazu klicken Sie einfach oben auf den Namen. Sie können auch den Namen des Autors anklicken (rechte Maustaste) und dann die Mailadresse kopieren.

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