28. Woche - Der Trifidnebel im Sagittarius

Das heutige AdW stammt aus dem Jahre 2008. Damit ist das Bild zwar schon etwas älter, es hat aber nichts von seiner immensen Faszination verloren. Autor ist Christoph Kaltseis, den wir hier im Kreise der AdW-Astrofotografen mit Applaus begrüßen!
Messier 20 ist eines der bekannten hellen Deep-Sky-Objekte im Sternbild Schütze. Der 5000 Lj entfernte Nebel besteht aus zwei runden Einzelnebeln, die direkt nord-südlich angeordnet sind. Aufgrund der inneren, visuell beobachtbaren Struktur der Staubbänder wurde der rot leuchtende, hellere südliche Nebelanteil als „Trifidnebel“ (dreigeteilter Nebel) bekannt. John Herschel war dies als erstem Beobachter aufgefallen. Noch etwas ist auffällig: Der rot leuchtende Teil des Trifidnebels ist makellos rund – eine Strömgren-Sphäre, wie sie modellhaft nicht besser für eine H II-Region sein könnte. Im Zentrum sitzt der anregende Stern HD 164492 mit etwa 7 mag scheinbarer visueller Helligkeit. Sein Spektraltyp wird in der Literatur zwischen O5 und O7 angegeben, ein extrem leuchtkräftiger blauer Riese also von etwa -6 Mag absoluter Helligkeit mit sehr hoher Leuchtkraft und Oberflächentemperatur um 35.000 K. Schaut man sich den Stern genauer an, so handelt es sich um ein Mehrfachsystem von 6 Einzelsternen. Die Komponenten B und C sind gut zu erkennen mit 8,8 und 10,5 mag.
Das AdW (Norden oben) zeigt sehr schön, dass M 20 von blau leuchtenden Reflexionsanteilen umgeben ist. Dieser Reflexionsnebel (nicht: Reflektionsnebel) ist am Nordrand am hellsten. Etliche Staubfahnen durchziehen das gesamte Nebelgebiet. Es ist klar, dass die Ionisation des Wasserstoffs nur bis zu einer bestimmten Grenze nach außen gelingt, bis zum „Strömgren-Radius“, der von der Temperatur des anregenden Sterns abhängt und dadurch die Ausdehnung der „Strömgren-Sphäre“ festlegt. Gibt es weiter außen noch mehr Nebelmaterie, so wird dort das blaue reflektierte Licht sichtbar, weil außerhalb des Strömgren-Radius das rote H-Alpha-Leuchten nicht mehr vorhanden ist. Grundsätzlich ist das blaue Licht aber auch im roten Nebelinneren vorhanden, nur wird es dort halt vom Rot überstrahlt.
Aufnahmeort war La Palma. Mit einem 10" ASA (f/3,8) und einer Farbkamera SBIG ST-4000XCM wurde 11 x 8 min belichtet. Die Farben wurden auf einen G2-Stern kalibriert, sind also echt! Dass dennoch extrem viele rötliche schwächere Sterne im Feld auftauchen, hat einen simplen Grund: In diesem Gebiet schauen wir durch sehr viel interstellare Materie auf den zentralen Bulge unserer Milchstraße, so dass eine kräftige „Rötung“ entsteht, die mit der räumlichen Tiefe zunimmt.
Objektkoordinaten (2000):
RA = 18 h 02.6 min, DEK = -23° 02’
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