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3. Woche: NGC 869 und 884 im Perseus

Fotografiert von: Heinrich Weiß | | Astrofoto der Woche

Die langen Winternächte haben den großen Vorteil, dass im Laufe der 13-stündigen Nacht ein riesiger Rektaszensionsbereich am Himmel abläuft. So stehen noch die Spätherbstobjekte hoch am Abendhimmel, während sich in der Morgendämmerung bereits die Frühjahrssternbilder nach Westen neigen. Dies wird sich mit Ablauf von Januar und Februar aber deutlich ändern.

Verweilen wir noch im Perseus. An seiner Nordgrenze, grob 1.5 Stunden nach Durchgang der Cassiopeia, befindet sich ein sehr bekanntes Objekt: der doppelte Sternhaufen NGC 869/884. Unter der populären Bezeichnung h+? Persei bekannt, entdeckt man ihn ohne große Mühe mit dem bloßen Auge, selbst bei nicht so gutem Himmel. Die beiden Einzelhaufen haben etwa 28´ gegenseitige Distanz bei jeweils etwa ähnlichem scheinbarem Durchmesser. Bis zur 12. Größenklasse sind in beiden Haufen zusammen ungefähr 700 Sterne vereint. Das macht NGC 869/884 zu einem wundervollen Beobachtungsobjekt schon für den Feldstecher und kleine Fernrohre. Unklar ist, warum Charles Messier diesen ins Auge stechenden doppelten Sternhaufen nicht in seinen Katalog aufgenommen hat.

Moderne astrophysikalische Messungen (C.L. Slesnick et al. 2002) haben ergeben: h+? Persei sind gleich weit entfernt, nämlich 8000 Lj. Sie sind mit 12.8 Millionen Jahren auch gleich alt. Das ist im Vergleich zu anderen Sternhaufen „gerade nach der Geburt“. Wird ein uralter Kugelsternhaufen mit einem 90-jährigen Urgroßvater gleichgesetzt, so wäre h+? Persei ein 30 Tage altes Baby. Dieses geringe Alter dokumentiert sich in den Sternen, aus denen der Doppel-Sternhaufen besteht. Die hellsten von ihnen sind späte B- und frühe A-Sterne mit einem weißlichen Blau. Was muss ein „ordentliches“ Astrofoto hinsichtlich der Sternfarben von h+? Persei also zeigen? Fast alle Sterne zwischen 8 und 14.5 mag besitzen gemäß der obigen Quelle einen Farbindex zwischen 0.2 bis 0.5 und sind deshalb trotz dieses großen Helligkeitsunterschiedes in etwa himmelblau bis weißblau. Aber h+? Persei zeigt zusätzlich auch einige helle Überriesen der Farbe orangerot. Dies sind die massivsten Riesensterne des Haufens, die sich bereits nach dieser kurzen Lebensdauer gebildet haben! Auch richtig weiße Sterne kommen in h+? Persei vor. Das sind aber nur zwei G-Überriesen um 7 mag, jedoch Dutzende schwacher Sterne von 15 bis 16 mag. Jenseits von 16 mag tauchen auch die gelben Hauptreihensterne auf.

Dieser Sachverhalt wird recht ordentlich wiedergegeben vom aktuellen AdW. Heinrich Weiß hat dieses konventionelle Foto mit einem 200-mm-Newton aufgenommen, Öffnungsverhältnis 1:4. Die Belichtung dauerte 45 Minuten auf Kodak Elitechrome 200 ASA.

RA = 02 h 19.0 min, DEK = +57° 09’
RA = 02 h 22.4 min, DEK = +57° 07’