31. Woche: Der Lagunennebel im Sagittarius

Solange unsere AdW-Serie besteht, gab es noch kein Einzelbild dieses Objekts. Das wird nun schnell nachgeholt, und zwar an einer technisch äußerst interessanten Aufnahme von Dr. Wolfgang Hitzl aus Bad Ischl in Österreich.
Der leuchtende Lagunennebel Messier 8 steht im Sternbild Schütze. Er ist sehr hell und sofort mit dem bloßen Auge erkennbar. Seine Entfernung beträgt ungefähr 5000 Lichtjahre. Im östlichen Teil des Lagunennebels zeichnet sich deutlich der junge, offene Sternhaufen NGC 6530 ab. Der hellste Nebelbereich liegt direkt westlich der langgezogenen Staub-Lagune. Dort liegt sehr klein und daher hier nicht erkennbar der "Stundenglas-Nebel". In dieser Zone sind im Inneren des Nebels verborgen zahlreiche neue Sterne entstanden, die das umgebende Gas zum Leuchten anregen.
Das aktuelle AdW zeigt den 45´x 30´ messenden Lagunen-Nebel in ungewöhnlichen Farben. Das liegt an der wenig verbreiteten Aufnahmetechnik. Der Bildautor schreibt dazu: "Bezüglich der Farbe möchte ich anmerken, dass hier eine Technik von Steve Cannistra angewendet wurde, um die H-Alpha-Aufnahme mit der im [OIII]-Licht zu kombinieren. Dies hat den Vorteil gegenüber anderen Falschfarbenaufnahmen wie z.B. der 'Hubble palette', dass die Sterne keine lila Höfe bekommen."
Die Einzelaufnahmen entstanden am 22. Mai dieses Jahres auf der Postalm in 1300 m Höhe. Als Teleskop diente ein TMB 80 mm / 480 mm (Apochromat) in Verbindung mit einem 0.8-fachen Fokalreduktor von TeleVue, der gleichzeitig das Bildfeld ebnet ("flattener"). Mit einer CCD-Kamera Starlight XPress SXV-H9 und Astronomik-Filtern wurde das H-Alpha-Bild (13 nm) ohne Binning 12 x 8 Minuten belichtet, dazu auch ohne Binning das [OIII]-Bild 4 x 8 Minuten. Die Gesamtbelichtungszeit betrug damit 2 Stunden und 8 Minuten. Das reichte aus, um ein hohes Signal/Rausch-Verhältnis zu erzeugen und Feinstrukturen sichtbar zu machen, die sonst kaum auffallen: Der hoch angeregte Zentralbereich, der sehr stark im [OIII]-Licht leuchtet, hat die restlichen Nebelmengen regelrecht "auseinander geschoben". So entstanden die girlandenförmigen, einrahmenden und unregelmäßigen Strukturen, die zum Großteil aus neutralem HI (also kühlerem Wasserstoff) und zusätzlich Molekülwolken bestehen. Sie bilden auch die Globulen und die einwärts gerichteten Spitzen und "Elefantenrüssel", welche von der Dynamik zeugen, die sich innen abspielt. Man kann sich gut vorstellen, wie sich die inneren Nebel- und Staubstrukturen in einem imaginären Zeitrafferfilm in der Zukunft verändern.
Anmerkung: Da das Licht des einfach ionisierten Wasserstoffs bei erlaubten Elektronenübergängen entsteht, kann als Symbol auch HII geschrieben werden (bzw. H-Alpha oder H?). HI kennzeichnet den nicht ionisierten, also neutralen Wasserstoff. Das zweifach ionisierte Licht des Sauerstoffs aber entsteht bei physikalisch "verbotenen" Übergängen. Aus dem Grund dient als Kennzeichnung die eckige Klammer und man schreibt [OIII]. Das wird leider in vielen Händlerpublikationen nicht bedacht.
RA = 18 h 03.8 min, DEK = -24° 23'