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35. Woche - NGC 3293 und NGC 3324 mit Gum 31

Fotografiert von: Michael Hoppe | | Astrofoto der Woche

Der Nebel um Eta Carinae ist bestens bekannt. Aber die Umgebung des hellen Gasnebels wird seltener als astrofotografisches Motiv gewählt. Klar - gerade bei den ersten Besuchen der Südhalbkugel will jeder zunächst die Standardobjekte aufnehmen. Michael Hoppe, Mitglied der FG Astrofotografie, war bereits mehrfach in Namibia. Er hat nun einmal ausgefallenere Objekte gewählt, von denen er uns eines als AdW geschickt hat. Das 60´x 35´ große Feld liegt 1,8° nordwestlich des Eta-Carinae-Nebels. Rechts oberhalb der Bildmitte ist der Offene Sternhaufen NGC 3293 zu sehen. Er bildet laut de la Fuente Marcos (2009) ein wechselwirkendes Paar zu dem etwa 27´ südöstlich gelegenen NGC 3324 (Bildmitte unten). NGC 3324 ist ein lockerer, unscheinbarer Sternhaufen, der von der auffälligen, runden HII-Region Gum 31 umgeben wird. Hier sind drei heiße, junge O-Sterne enthalten, die Gum 31 mit UV-Energie versorgen und zum Leuchten anregen. Im Jahre 2009 wurden weitere junge, im Nebel versteckte heiße Sterne eines bis dato unbekannten Teils von NGC 3324 entdeckt. Zwischen NGC 3293 und NGC 3324 liegt eine ausgedehnte Molekülwolke, durchsetzt von dunklem Staub. Diese Molekülwolke verrät ihre Anwesenheit durch eine bogenförmige Stoßfront mit hellen ionisierten Rändern ("bright rims"). Diese Stoßfront (bitte nicht: Schockfront!) bildet die turbulente Grenze zur HII-Region Gum 31.

Der Sternhaufen NGC 3293 (auch katalogisiert als Collinder 224) ist ca. 8900 Lj entfernt (Saurin et al. 2015). Der Staub schwächt den Haufen im visuellen Spektralbereich um etwa 1 mag. Das Alter wird auf etwa 10 Millionen Jahre geschätzt. In dieser Zeit haben sich bereits die ersten helleren Roten Riesen bilden können, von denen auf dem AdW zwei klar erkennbar sind. Bildlich kann die Ausdehnung des Sternhaufens zu 7´ abgeschätzt werden. Die Blauhelligkeit des beträgt 4,84 mag, die visuelle Helligkeit 4,70 mag. Bildet man die Differenz, so ergibt sich ein Farbindex B-V von 0,14 mag. Daher sollten die Haufensterne im Bild eigentlich recht blau herauskommen, was bei dem hohen Kontrast jedoch nicht machbar ist. Außerdem entspricht dieser Farbindex einem mittleren Spektraltyp B0.7. Damit ist NGC 3293 gerade noch in der Lage, den nördlich von ihm verlaufenden Gasstreifen zur Emission von rotem Hα-Licht anzuregen.

In der linken unteren Bildecke entdeckt man als Ausläufer des Eta-Carinae-Nebels ein Gebiet filamentartiger Nebelstränge. Diese Filamente sind nicht etwa Teile eines Supernovarestes, sondern werden formgebend geprägt durch den 9 mag hellen, blauen Wolf-Rayet-Stern WR 23 (HD 92809). Er ist in der linken unteren Ecke so gerade noch erkennbar. Alle WR-Sterne sorgen dafür, dass umgebende Nebel durch heftige Sternwinde nach außen getrieben werden, also expandieren.

Das Bild entstand am 11.05.2015 in Namibia (Farm Hakos/IAS). Aufnahmeteleskop war ein 500-mm-Cassegrain (P.Keller). Im Primärfokus wurde bei 1500 mm Brennweite (Öffnungsverhältnis 1:3 bzw. Apertur f/3) mit einer modifizierten Canon EOS 6 D 30 x 300 Sekunden belichtet (ISO 800). Das AdW-Team sagt herzlichen Dank für dieses gelungene Ergebnis.

Text zum Objekt und Aufnahmedaten: Peter Riepe

Michael Hoppe hat sich bei der Bearbeitung dieses Motives für eine recht kontrastreiche Darstellung entschieden. Dies kommt dem hier vorliegenden häufigen Wechsel von Nebelschleiern mit dunkleren, sternärmeren Feldern sehr entgegen. Ganz besonders profitieren davon die Nebelfilamente in der linken unteren Bildecke (Ausläufer des Eta-Carinae-Nebels NGC 3372) und im Bereich der HII-Region Gum 31. Die über den gesteigerten Kontrast etwas hart wirkenden Sterne sind dagegen leicht zu verschmerzen – insgesamt ein stimmiges Abbild dieser nicht so häufig gezeigten Kleinodien des Südhimmels.

Kommentar zum Bild: Dr. Stefan Binnewies, Frank Sackenheim

Koordinaten J2000.0:
RA = 10 h 35 min 49 s, DE = -58° 13´ 48´´

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