37. Woche - Die Dunkelwolke LDN 988

Dunkelwolken galten früher als sternlose Gebilde - Staubansammlungen, die lediglich den Blick auf dahinter liegende Sterne verhindern. Insofern waren sie für Amateure eigentlich nie so richtig interessant. Mit den Mitteln der Radioastronomie dämmerte allmählich die Erkenntnis, dass im Inneren vieler Dunkelwolken oft eine lebhafte Sternentstehung abläuft. Und heute können wir mit Hilfe der infraroten Wellenlängen J, H und K sogar hoch aufgelöste Bilder in Pseudofarben herstellen, die das bewegte Innenleben vieler Dunkelwolken und Globulen zeigen.
Im Sternbild Schwan liegt etwa 7° nördlich des Nordamerikanebels ein ausgedehntes Gebiet dunkler Materie. Der russische Astronom Khavtasi befasste sich mit solchen Dunkelwolken schon 1960, das war am armenischen Astrophysikalischen Observatorium. Khavtasi 141 ist die Bezeichnung dieses Dunkelwolkenkomplexes. An seinem Südrand registrierte die Amerikanerin Beverly T. Lynds 1962 in ihren Untersuchungen die Dunkelwolke LDN 988.
Unser aktuelles AdW zeigt LDN 988, aufgenommen von Fabian Neyer. Norden liegt in diesem Bild auf etwa 10 Uhr. Das Gebiet aus Staub und molekularer Materie erscheint in seinen Dunkelwerten variabel, vom dichtesten Schwarz über Grau bis zu Graublau. Besonders fallen die vielen bogenförmigen Staubfilamente auf, die eindeutig auf eine Dynamik in diesem Gebiet hinweisen. Inmitten der hier zentralen Dunkelwolke liegt der Reflexionsnebel DG 169, benannt nach den beiden deutschen Astronomen Dorschner und Gürtler (DG). Sie hatten bereits 1963 anhand von roten und blauen POSS-Platten ein Verzeichnis von Reflexionsnebeln erstellt. 1965, also zwei Jahre später, fertigte auch Beverly T. Lynds eine ausführliche Liste heller Nebel an (LBN). Dabei erwähnte sie auch die "DG-Nebel". DG 169 ist identisch mit LBN 409.
Östlich von DG 169 (im Bild also links unterhalb) erkennt man am Rande der Dunkelwolke den weißlichen Nebel DG 170 (LBN 408). Von da aus wieder die gleiche Strecke nach rechts unten erstreckt sich um eine kleine Sternengruppe ein weiterer blauer Reflexionsnebel, DG 171 bzw. LBN 411. Schließlich befindet sich im linken Bereich der zentralen Dunkelwolke der gelbliche HD 200740, ein K0-Stern mit 6,4 mag. Und nicht zu vergessen: Unterhalb der Bildmitte und schon nahe zum unteren Bildrand entdeckt man eine kleine, aber auffallende H II-Region mit der Katalogbezeichnung MSX6C G090.2095+02.0405.
Wir sind uns gewiss, dass der überwiegende Teil unserer Webseitenbesucher diese Szenerie noch nie bewusst aufgenommen hat. Das LHaRGB-Bild entstand innerhalb von acht Nächten zwischen September und November 2013 am schweizerischen Antares-Observatorium. Teleskop war ein Apochromat TEC140 mit 1000 mm Brennweite, dazu wurde eine SBIG STL-11000M verwendet. Belichtet wurde: LHaRGB = 5,7/5,0/3,3/4,7/3,2 Stunden, das macht in Summe 21,8 Stunden! Im Mittel zeigte das SQM eine Himmelshelligkeit von 20,53 mag.
Unsere herzliche Gratulation zu diesem Bild, das bisher noch in keinem anderen Forum gezeigt wurde. Dafür Dank an den Autor!
Objektkoordinaten (2000.0):
RA = 21 h 03 min 04 s, DEK = 50° 13’ 12”
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