38. Woche: NGC 6888 im Licht verschiedener Emissionslinien

Der Wolf-Rayet-Nebel NGC 6888 hat es offenbar mehreren Astrofotografen angetan. Einerseits ist er ein recht spektakuläres Objekt, andererseits ist er noch nicht so „abgegriffen“ wie Nordamerika- oder Cirrusnebel. Matthias Hänel nahm ihn zur Vollmondzeit auf Teneriffa auf. Dazu setzte er ein 8-zölliges MEADE LX 200 bei f/7 ein. Die CCD-Kamera war eine SBIG ST-2000XM. Verwendet wurden Engbandfilter. Der Rotauszug wurde mit Ha-Filter 1 x 10 Minuten plus 2 x 20 Minuten belichtet, der Grünauszug mit [OIII]-Filter 2 x 20 Minuten, der Blauauszug mit einem (roten) [SII]-Filter ebenfalls 2 x 20 Minuten.
NGC 6888 ist im englischsprachigen Raum auch als „crescent nebula“ bekannt (crescent = die Sichel, frz. übrigens croissant, siehe auch das gleichnamige Gebäck!). Der heiße Wolf-Rayet-Stern HD 192163 vom Typ WN6 ist das heiße, ionisierende Zentrum. Das Interessante an dieser Falschfarbendarstellung ist, dass der Nebel im Ha-Licht zwar keinen geschlossenen Rand aus Filamenten hat, dass die elliptische Form aber dennoch durch die Grünfärbung im südwestlichen Teil vervollständigt wird. Offenbar liegt das an der räumlichen Verteilung des doppelt ionisierten Sauerstoffs. Diese Falschfarbendarstellung wäre völlig anders, wenn z.B. der [SII]-Filter für den Rotauszug, der Ha-Filter für den Grünauszug und der [OIII]-Filter für den Blauauszug gewählt worden wäre.
Letzte Anmerkung: Die Spektrallinien werden nicht als OIII bzw. SII geschrieben, sondern als [OIII] bzw. [SII]. Damit wird der physikalischen Tatsache Rechnung getragen, dass es sich um sog. „verbotene Linien“ handelt.
RA = 20 h 12.0 min, DEK = +38° 21'